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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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83Eigentlich hatte man sich schon seit den ersten Jahrhunderten des Christentums wegen der Verehrungder Bilder gezankt, und die angesehensten und frömmsten Kirchenlehrer hatten den Bilderdienstals abscheulichsten Götzendienst verdammt. Um <strong>von</strong> den vielen Beispielen nur eins anzuführen,setze ich den Ausspruch Tertullians her: "Ein jedes Bild ist nach dem Gesetz Gottes ein Götze,und ein jeder Dienst, der demselben erwiesen wird, eine Abgötterei."So wie dieser verdammen Eusebius <strong>von</strong> Cäsarea, Clemens <strong>von</strong> Alexandrien, Origenes, Chrysostomusund viele andere der geachtetsten Kirchenväter die Verehrung der Bilder als eine der christlichenLehre durchaus hohnsprechende Abgötterei. Aber die römischen Bischöfe und die Mönche,welche ihren Vorteil kannten, den ihre Kasse aus diesem Götzendienst ziehen mußte, verteidigtendie Bilder mit Leib und Leben.Gregor II. war ein großer Bildernarr, und als der oströmische Kaiser Leo, der Isaurier, die Bilder mitGewalt aus den Kirchen Italiens entfernen lassen wollte, da kam es zu den blutigsten Streitigkeiten,welche der Langobardenkönig Luitprand dazu benutzte, die Herrschaft in diesem Lande immer weiterauszudehnen.Gregor hetzte alles gegeneinander und wiegelte das Volk gegen den Kaiser auf. An diesen schrieber einen unverschämten Brief, in welchem er ihn einen "Ignoranten, einen Tölpel, einen dummenund verrückten Menschen, einen gottlosen Ketzer" nannte. Der rechtschaffene Kaiser, anstatt diesenhochmütigen Pfaffen nach dem Gesetz strafen zu lassen, antwortete ihm mit größter Mäßigung,aber nun stieg erst recht die Frechheit Gregors, und in einem seiner Briefe schrieb er an seinen Kaiserund Herrn: "Jesus Christus schicke dir den Teufel in den Leib, damit dein Geist zum Heil gelange."Leo griff nun den rebellischen Bischof am richtigen Flecke an; er entzog ihm sein ganzes Patrimoniumin Sizilien und Kalabrien und unterwarf es dem Patriarchen <strong>von</strong> Konstantinopel. Dadurch verlorGregor alljährlich 224 000 Livres Einkünfte. Dafür verehrt denn aber auch die römische Kirchediesen Gregor II. als einen Heiligen.Sein Nachfolger, Gregor III., fuhr ganz in demselben Geiste fort und wiegelte das Volk zu offenerEmpörung gegen den Kaiser auf. Als er aber auch den Langobardenkönig beleidigte, rückte dieservor Rom. Der geängstigte Bischof, den nun alle heiligen Knochen nicht schützen konnten und derfür seine eigenen fürchtete, bat Karl Martell, den fränkischen Majordomus, um Hilfe und wand sichvor ihm wie ein Wurm. Endlich ließ sich der Franke bewegen, ihn zu schützen, als er versprach,sich vom Kaiser loszusagen und Rom ihm zu unterwerfen.Nach Gregors und Martells Tode wurde der folgende Bischof <strong>von</strong> Rom, Zacharias, wieder arg <strong>von</strong>den Langobarden bedrängt und sah nirgends Trost und Hilfe als bei den Franken. Hier führte derSohn Karl Martells, Pipin, das Schwert des Reiches und hatte große Lust, den schwachen KönigChilderich III. zu entthronen. Zacharias wußte es nun so zu lenken, daß die fränkischen Stände anihn die Frage richteten: "Ob nicht ein feiger und untüchtiger König des Thrones beraubt und einwürdigerer an seine Stelle gesetzt werden dürfe?" Der römische Bischof antwortete: "Ja" und machtesich dadurch den nun zum Frankenkönig erwählten Pipin zum Freunde.Zacharias erlebte aber die Früchte seiner Politik nicht. Von ihm verdient noch bemerkt zu werden,daß er einen Bischof, namens Virgilius, in den Bann tat und als Ketzer verdammte, weil derselbebehauptet hatte, "daß die Erde eine Kugel sei und daß auf der andern Seite derselben Menschenwohnten, die uns die Fußsohlen zukehrten".Bischof Stephanus II. (752-757) erntete, was seine Vorgänger gesät. Bedrängt <strong>von</strong> den Langobarden,begab er sich in Person zu Pipin. Dieser schickte ihm seinen Sohn Karl dreißig Meilen weitentgegen und ritt selbst eine Meile, ihn zu begrüßen. Er litt nicht, daß der Bischof vom Pferde stieg,

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