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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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Die Statthalterei Gottes in Rom74"Als die Leute schliefen und stockdumm waren, hat der böseFeind, der Teufel, das Papsttum gestiftet."Mit konsequenter Unverschämtheit kann in der Welt alles durchgesetzt werden, es mag auf denersten Anblick noch so abgeschmackt und verrückt erscheinen. Beweise da<strong>von</strong> liefert die Geschichtein Menge, aber den schlagendsten und demütigendsten die des Papsttums.Eine Geschichte des Papsttums würde die Grenzen überschreiten, die ich mir notwendig setzenmuß; ich beabsichtige nur in der bisher befolgten skizzenhaften Weise zu zeigen, daß das Papsttumauf den gröbsten Betrug gegründet ist, welche nichtswürdigen Wege die Päpste einschlugen, welcheverbrecherischen Mittel sie anwendeten, sich die Welt tributpflichtig zu machen, und welchenmoralischen Wert die Menschen hatten, welche <strong>von</strong> der römischen Kirche als "Statthalter Gottes"an ihre Spitze gestellt wurden.Ich schreibe mit der unverhüllt ausgesprochenen Absicht, den als Aberglauben früher charakterisiertenreligiösen Glauben zu vernichten, und da derselbe auf die Autorität der Päpste und der römischenPriester gestützt ist, so trachte ich zunächst danach, diese Autorität dadurch zu vernichten,daß ich auf geschichtlichem Wege die unreinen Quellen der Glaubenssätze nachweise und durchErzählungen der Handlungen der Päpste den Gläubigen beweise, daß sie auf die Aussagen <strong>von</strong>Menschen vertrauten, die ihres Vertrauens in jeder Beziehung unwürdig sind.Dieser offen ausgesprochene Zweck macht mir die äußerste Vorsicht in Angabe <strong>von</strong> Tatsachen zurPflicht und erlaubt mir nur, solche zu berichten, welche historisch so klar bewiesen sind, daß eineWiderlegung unmöglich ist. Aus dem Folgenden wird es dem Leser verständlich werden, warumich es für nötig hielt, diese Bemerkung voranzuschicken.In dem ersten Kapitel habe ich in der Kürze nachgewiesen, wie die Pfaffen entstanden sind und wiedie Bischöfe eine geistliche Obergewalt über ihre Gemeinden usurpierten.Die Bischöfe begnügten sich mit der erlangten Macht nicht und je besser es ihnen glückte, ihreBrüder zu knechten, desto ausschweifender wurden sie in ihren Ansprüchen. Die Macht der jüdischenHohenpriester, ihrer Vorbilder, war es, nach welcher sie trachteten, Das Bild des PriestersSamuel schwebte ihnen beständig vor Augen.Ein Betrüger schmiedete falsche Schriften, welche er den Aposteln zuschrieb und welche unter demNamen der apostolischen Konstitutionen bekannt sind. Ihr Zweck war es, das Ansehen und die Gewaltder Bischöfe zu erhöhen, und sie enthielten das Verrückteste, was man bisher zur Ehre der Bischöfegesagt hatte. Diese wurden darin irdische Götter, Väter der Gläubigen, Richter an ChristiStatt und Mittler Zwischen Gott und den Menschen genannt. In demselben Sinn sprachen <strong>von</strong> denBischöfen viele angesehene Kirchenväter.Als die römischen Kaiser zum Christentum übertraten, behaupteten sie zwar selbst ihre Würde alsOberpriester (Pontifices maximi), aber sie beförderten das Ansehen der Bischöfe ihren Gemeindengegenüber. Ja, manche Kaiser waren so verblendet und unklug, ihre Kinder diesen Bischöfen zurErziehung anzuvertrauen, was dann die ganz natürliche Folge hatte, daß diese "in der Furcht Gottes",das heißt in der Demut gegen die Pfaffen erzogen wurden und, als sie selbst Kaiser wurden,ihre Knie vor denselben beugten und ihnen die Hände küßten. Daß diese dadurch nur immer aufgeblasenerund anmaßender wurden, liegt in der menschlichen Natur, und wir dürfen uns nicht darüberwundern, wenn schon Bischof Leontius <strong>von</strong> Tripolis verlangte, daß die Kaiserin Eusebia, Gemahlindes Kaisers Konstanz, vor ihm aufstehen und sich verneigen sollte, um seinen Segen zuempfangen.

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