ich in meinem Königreiche vor einem einzigen Priester nicht Frieden haben kann! Ist denn niemandzu finden, der mich <strong>von</strong> dieser Plage befreit?"96Diese Worte hörten vier Ritter, welche dem König treu ergeben waren; sie eilten sogleich hinweg,fanden den Erzbischof vor dem <strong>von</strong> ihm geschändeten Altar, spalteten ihm den Kopf und machtenihn dadurch zum Heiligen, denn Wunder fanden sich. Einige Stalleute des Königs hatten einst demPferde des Erzbischofs den Schwanz abgehauen, und für diesen Frevel zeugten sie forthin lauterKinder - mit Schwänzen!Die Pfaffen schnoben wegen dieses Mordes nach Rache. Alexander drohte mit dem Interdikt, undHeinrich, der sein Volk nicht leiden sehen wollte, unterwarf sich allen Strafen, die der Papst überihn verhängte. Der König schwur feierlich, daß er den Mord des Erzbischofs nicht gewollt habe; eshalf ihm nichts. Er mußte barfuß zum Grabe des neuen Heiligen wallen, sich hier andächtig niederwerfenund - <strong>von</strong> achtzig Geistlichen geißeln lassen! Jeder gab ihm drei Hiebe - macht zweihundertundvierzig.Mit Kaisern und Königen gingen jetzt die Päpste oft wie mit Hunden um. Als Cölestin III. (1191-1198) den Sohn des in Palästina gestorbenen Friedrich I., Heinrich VI., gekrönt hatte und dieserihm den Pantoffel küßte, stieß er dem Kaiser mit dem Fuße die Krone vom Kopfe, zum Zeichen, daßer sie ihm geben und nehmen könne.Der mächtigste Papst aller Päpste war Innozenz III. (1198 bis 1215). Alle Rechte, die Gregor VII.zu haben behauptete, übte dieser mächtige Papst wirklich aus. Als er den Päpstlichen Stuhl bestieg,war er in seiner vollen Manneskraft, denn er war erst 37 Jahre alt. Die Könige zitterten vor ihm, wieSchulknaben vor dem strengen Schulmeister. Allen gab er seine Rute zu fühlen. Johann <strong>von</strong> Englandrief einst beim Anblick eines sehr feisten Hirsches aus: "Welches dicke und feiste Tier, unddoch hat es nie Messen gelesen!" Aber auch dieser Spötter über das Pfaffentum kroch demütig zumKreuz, als ihm das heilige Raubtier zu Rom die apostolischen Zähne wies.Innozenz III. ist der Erfinder der wahnsinnigen Lehre <strong>von</strong> der Transsubstantiation, das heißt <strong>von</strong>der Lehre: daß sich durch die Weihung des Priesters das Brot und der Wein beim Abendmahl wirklichin Fleisch und Blut Jesu verwandeln.Hierbei fällt mir die Antwort eines Indianers ein, welchen der Missionar, nachdem er ihm dasAbendmahl gereicht hatte, fragte: "Wie viele Götter gibt es?" - "Gar keine", antwortete der Indianer,"denn du hast ihn mir ja soeben zu essen gegeben."Ebenso materielle Vorstellung vom Abendmahl hatte ein lutherischer Bauer. Der Herr Pastor warein großer Whistspieler, und durch Zufall war eine weiße, runde elfenbeinerne Whistmarke mit unterdie runden Oblaten auf den Hostienteller geraten. "Nehmet und esset, denn dies ist mein Leib",sagte der Geistliche und steckte dem Bauer die unglückliche Marke in den Mund. Der Bauer bißherzhaft zu; als er aber das Ding gar nicht klein bekommen konnte, rief er: "Wies der Dübel, HerrPastor, ich mut 'nen Knoken derwischt hebben!"Innozenz III. führte auch die Ohrenbeichte ein, <strong>von</strong> der ich schon früher geredet habe und im letztenKapitel dieses Buches noch weitläufiger reden werde; ferner das scheußlichste Tribunal, welchesjemals die Menschheit schändete - die Inquisition.Der gefährlichste Feind des Papsttums kam mit dem großen Hohenstaufen Friedrich II. auf dendeutschen Kaiserthron. Er hatte in der Jugend unter der Vormundschaft <strong>von</strong> Innozenz gestanden,aber dennoch wurde er keineswegs ein Pfaffenknecht, vielmehr ein Mann, dessen religiöse Ansichtenseiner Zeit bedeutend vorangeeilt waren. Hätte ihn das Volk unterstützt, dann wären vielleichtdamals schon dem Papsttum die Flügel gestutzt worden. Sein Wahlspruch war: "Laß lärmen und
dräuen und die Esel schreien." Sein Kanzler Petrus de Vineo unterstützte ihn wacker und schriebunter anderem 1240 gegen die Jurisdiktion des Papstes.Den heftigsten Kampf hatte Kaiser Friedrich II. mit Gregor IX. (1227-1241). Dieser tat ihn einmalüber das andere in den Bann und legte ihm Verbrechen zur Last, die ihn als den verruchtesten Ketzerbrandmarken sollten. Friedrich wurde angeklagt, gesagt zu haben: Die Welt sei <strong>von</strong> drei Betrügerngetäuscht worden, wo<strong>von</strong> zwei in Ehren gestorben, der dritte aber am Galgen: Moses, Mohammedund Christus. - Ferner habe er darüber gelacht, daß der allmächtige Herr des Himmels undder Erde <strong>von</strong> einer Jungfrau geboren sein sollte, und geäußert, daß man nichts glauben solle, wasnicht durch Natur und Vernunft bewiesen werden könne. Freilich eine ebenso schändliche alsschädliche Lehre, da sie dem ganzen Pfaffenschwindel den Hals brechen würde, wenn sie zur Geltungkäme. Diese letzte Äußerung sah übrigens dem Kaiser sehr ähnlich, der aus dem Morgenlande,wohin er einen Kreuzzug unternehmen mußte, sehr freie Ansichten über die Religion mitgebrachthatte. Einst äußerte er: "Wenn der Gott der Juden Neapel gesehen hätte, würde er gewiß nicht Palästinaauserwählt haben"; und beim Anblick einer Hostie rief er: "Wie lange wird dieser Betrug nochdauern!?" Als er einst an ein Weizenfeld kam, hielt er sein Gefolge vor demselben zurück und sagte:"Achtung, hier wachsen unsere Götter." Die Hostie wird nämlich aus Weizenmehl gebacken.Gregor hatte den deutschen Ritterorden so sehr lieb gewonnen, und da ihm ja die ganze Erde gehörte,so schenkte er demselben Preußen. Die Ritter zeigten sich aber nicht besonders dankbar gegenden Päpstlichen Stuhl und gegen die Pfaffheit. Einer ihrer Großmeister, Reuß <strong>von</strong> Plauen, sagte:"Man muß den Geistlichen keine Güter geben, sondern nur Besoldung, wie anderen Staatsdienernauch; sie sollen sich an den schlichten Text des Evangeliums halten." Der Hochmeister Wallenrodeäußerte: "Ein Pfaff in jedem Land ist genug, und den muß man einsperren und nur herauslassen,wenn er sein Amt verrichten soll."Innozenz IV. (1243-1255) setzte den Kampf mit Friedrich II. fort. Er war ein Graf Fiesko und genauerFreund des Kaisers gewesen. Als man diesen wegen der Wahl seines Freundes beglückwünschte,antwortete Friedrich: "Fiesko war mein Freund, Innozenz IV. wird mein Feind sein; keinPapst ist Ghibelline" nämlich (liberal).Es war so, wie der Kaiser sagte, der bald in den Bann getan wurde, den Friedrich anfing, als seinennatürlichen Zustand zu betrachten. Er war keineswegs zerknirscht, sondern rückte dem Papst zuLeibe, und der Heilige Vater machte, als Soldat verkleidet, einen Angstritt <strong>von</strong> 54 italienischenMeilen in einer kurzen Sommernacht, um der Gefangenschaft zu entgehen.Der Papst floh nach Lyon, wo er 1245 eine Synode zusammenberief, auf der Friedrich abermalsgebannt und abgesetzt wurde. Friedrich kämpfte wie ein Mann; aber die Menschen waren nochdumm, und man band ihm überall die Hände. Besonders die deutschen Fürsten zeigten sich demedlen, großen Kaiser gegenüber so niedrig, so unendlich klein! Elende Pfaffenknechte. Nur in derSchweiz schlugen ihm treue Herzen trotz Bann und Interdikt. Mehrere Kantone sandten ihm Hilfstruppen,und Luzern und Zürich hielten zu ihm bis zuletzt.Kaiser Friedrich starb an päpstlichem Gift. Innozenz jubelte, nun stand ihm der Weg nach Romwieder offen. Er zog ab und bedankte sich bei den Lyonesern für die gute Aufnahme. Diese hattenaber keine Ursache, sich beim Papste zu bedanken, Kardinal Hugo sagt in seinem Abschiedsschreibenmit echt päffischer, zynischer Unverschämtheit: "Wir haben euch, Freunde, seit unserer Anwesenheitin dieser Stadt einen wohltätigen Beitrag gestiftet. Bei unserer Ankunft trafen wir kaum dreibis vier Huren; bei unserem Abzug hingegen überlassen wir euch ein einziges Hurenhaus, welchessich vom östlichen bis zum westlichen Tore durch die ganze Stadt verbreitet." Lyon hatte demnachÄhnlichkeit mit einer deutschen, katholischen Hauptstadt, <strong>von</strong> welcher ihr König dasselbe sagteund welche Papst Pius VI. "Deutsch-Rom" nannte. Gemeint ist München.97
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