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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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dräuen und die Esel schreien." Sein Kanzler Petrus de Vineo unterstützte ihn wacker und schriebunter anderem 1240 gegen die Jurisdiktion des Papstes.Den heftigsten Kampf hatte Kaiser Friedrich II. mit Gregor IX. (1227-1241). Dieser tat ihn einmalüber das andere in den Bann und legte ihm Verbrechen zur Last, die ihn als den verruchtesten Ketzerbrandmarken sollten. Friedrich wurde angeklagt, gesagt zu haben: Die Welt sei <strong>von</strong> drei Betrügerngetäuscht worden, wo<strong>von</strong> zwei in Ehren gestorben, der dritte aber am Galgen: Moses, Mohammedund Christus. - Ferner habe er darüber gelacht, daß der allmächtige Herr des Himmels undder Erde <strong>von</strong> einer Jungfrau geboren sein sollte, und geäußert, daß man nichts glauben solle, wasnicht durch Natur und Vernunft bewiesen werden könne. Freilich eine ebenso schändliche alsschädliche Lehre, da sie dem ganzen Pfaffenschwindel den Hals brechen würde, wenn sie zur Geltungkäme. Diese letzte Äußerung sah übrigens dem Kaiser sehr ähnlich, der aus dem Morgenlande,wohin er einen Kreuzzug unternehmen mußte, sehr freie Ansichten über die Religion mitgebrachthatte. Einst äußerte er: "Wenn der Gott der Juden Neapel gesehen hätte, würde er gewiß nicht Palästinaauserwählt haben"; und beim Anblick einer Hostie rief er: "Wie lange wird dieser Betrug nochdauern!?" Als er einst an ein Weizenfeld kam, hielt er sein Gefolge vor demselben zurück und sagte:"Achtung, hier wachsen unsere Götter." Die Hostie wird nämlich aus Weizenmehl gebacken.Gregor hatte den deutschen Ritterorden so sehr lieb gewonnen, und da ihm ja die ganze Erde gehörte,so schenkte er demselben Preußen. Die Ritter zeigten sich aber nicht besonders dankbar gegenden Päpstlichen Stuhl und gegen die Pfaffheit. Einer ihrer Großmeister, Reuß <strong>von</strong> Plauen, sagte:"Man muß den Geistlichen keine Güter geben, sondern nur Besoldung, wie anderen Staatsdienernauch; sie sollen sich an den schlichten Text des Evangeliums halten." Der Hochmeister Wallenrodeäußerte: "Ein Pfaff in jedem Land ist genug, und den muß man einsperren und nur herauslassen,wenn er sein Amt verrichten soll."Innozenz IV. (1243-1255) setzte den Kampf mit Friedrich II. fort. Er war ein Graf Fiesko und genauerFreund des Kaisers gewesen. Als man diesen wegen der Wahl seines Freundes beglückwünschte,antwortete Friedrich: "Fiesko war mein Freund, Innozenz IV. wird mein Feind sein; keinPapst ist Ghibelline" nämlich (liberal).Es war so, wie der Kaiser sagte, der bald in den Bann getan wurde, den Friedrich anfing, als seinennatürlichen Zustand zu betrachten. Er war keineswegs zerknirscht, sondern rückte dem Papst zuLeibe, und der Heilige Vater machte, als Soldat verkleidet, einen Angstritt <strong>von</strong> 54 italienischenMeilen in einer kurzen Sommernacht, um der Gefangenschaft zu entgehen.Der Papst floh nach Lyon, wo er 1245 eine Synode zusammenberief, auf der Friedrich abermalsgebannt und abgesetzt wurde. Friedrich kämpfte wie ein Mann; aber die Menschen waren nochdumm, und man band ihm überall die Hände. Besonders die deutschen Fürsten zeigten sich demedlen, großen Kaiser gegenüber so niedrig, so unendlich klein! Elende Pfaffenknechte. Nur in derSchweiz schlugen ihm treue Herzen trotz Bann und Interdikt. Mehrere Kantone sandten ihm Hilfstruppen,und Luzern und Zürich hielten zu ihm bis zuletzt.Kaiser Friedrich starb an päpstlichem Gift. Innozenz jubelte, nun stand ihm der Weg nach Romwieder offen. Er zog ab und bedankte sich bei den Lyonesern für die gute Aufnahme. Diese hattenaber keine Ursache, sich beim Papste zu bedanken, Kardinal Hugo sagt in seinem Abschiedsschreibenmit echt päffischer, zynischer Unverschämtheit: "Wir haben euch, Freunde, seit unserer Anwesenheitin dieser Stadt einen wohltätigen Beitrag gestiftet. Bei unserer Ankunft trafen wir kaum dreibis vier Huren; bei unserem Abzug hingegen überlassen wir euch ein einziges Hurenhaus, welchessich vom östlichen bis zum westlichen Tore durch die ganze Stadt verbreitet." Lyon hatte demnachÄhnlichkeit mit einer deutschen, katholischen Hauptstadt, <strong>von</strong> welcher ihr König dasselbe sagteund welche Papst Pius VI. "Deutsch-Rom" nannte. Gemeint ist München.97

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