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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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112Als aber der Bericht endlich fertig war, da machte alle Welt ein langes Gesicht und "entsatzete"sich. Beim Schluß der Synode stand der Kardinal <strong>von</strong> Guise auf und rief: "Verflucht seien alle Ketzer!""Verflucht! verflucht! verflucht!" brüllten die Herren Gesandten im Chorus, und der "HeiligeGeist" in Rom lachte ins Fäustchen. Dies war freilich nicht der Weg, die Protestanten in den Schoßder Kirche zurückzuführen, welches eigentlich der Hauptzweck der langen Synode war.Es bedarf in der Tat keiner großen Prophetengabe, um vorhersagen zu können, daß das in diesemJahr abzuhaltende Konzil (1868) ganz denselben römischen Stuhlgang haben wird wie das Trienter.Der alte Mann, der jetzt die wurmstichige Tiara trägt (Pius IX.), leidet an der Einbildung, daß wir1368 schreiben, und handelt demgemäß. Es ist ein Glück, daß es ziemlich gleichgültig ist, was dasKonzil beschließt, da sich niemand daran kehren wird, und daß die Tage des Landvogtes Gottesgezählt sind:Mach' deine Rechnung mit dem Himmel, Landvogt,Fort mußt du, deine Uhr ist abgelaufen.Das Trienter Konzil war das letzte, welches gehalten wurde, und seine Beschlüsse sind bis auf denheutigen Tag das Gesetz für die römische Kirche. Hume sagt bei der Geschichte der Königin Elisabeth<strong>von</strong> England: "Das Trienter Konzil ist das einzige, das in einem Jahrhundert beginnender Aufklärungund Forschung gehalten wurde; die Wissenschaften müßten tief sinken, wenn dasMenschengeschlecht aufs neue zu einem solchen groben Betruge geschickt würde."Der protestantische Schriftsteller Haidegger verglich das Papsttum mit einer Hure, die immer unverschämterwird, je länger sie mitmacht. Dieser Vergleich ist zwar nicht sehr höflich; aber wennman die Beschlüsse des Trientiner Konzils durchliest, muß man ihm beistimmen. Aller Unsinn,welcher sich allmählich in die christliche Kirche eingeschlichen hatte, wurde dadurch feierlichsanktioniert, und was <strong>von</strong> der Trientinischen Glaubensformel abwich, hatte "den Verlust der Seligkeitzu erwarten".Daß aus der Synode nicht viel werden konnte, lag auf der Hand, denn die Jesuiten nahmen sich ihreran und soufflierten dem Heiligen Geist.Dieses Konzil hatte große Folgen, und die allerschlimmste war wohl die, daß die Päpste, welchebisher beständig gegen die weltliche Macht Opposition gebildet hatten, <strong>von</strong> nun an gemeinschaftlicheSache mit ihr machten, um das sichtbare Streben nach einem besseren Zustande und nach politischerFreiheit zu lähmen.Pius IV. "gab seine Seele durch den Teil des Leibes <strong>von</strong> sich, durch welchen er sie empfangen hatte".Ihm folgte Pius V., ein ehemaliger Großinquisitor. Bei seiner Wahl soll er geäußert haben -"Als Mönch hoffe ich selig zu werden; als Kardinal zweifle ich daran, und als Papst halte ich dieSache für unmöglich."Dieser Pius V., der als Großinquisitor eine geeignete Vorschule gehabt hatte, war der grausamsteunter allen Päpsten. Ihn belebte nur eine Idee: Ausrottung der Ketzer. Er ist der Urheber der PariserBluthochzeit, der schrecklichen Verfolgungen in den Niederlanden unter Herzog Alba, der sichrühmte, daß er in sechs Jahren 18 000 Personen hinrichten ließ, und aller Verschwörungen inSchottland und England.Das Motiv der Grausamkeit dieses Papstes war nicht allein religiöser Fanatismus. Er ließ zum BeispielNik. Franko wegen eines unschuldigen Distichons hängen, welches er auf dem im Lateran(päpstlichen Palast) neuerbauten Abtritt machte!Past Pius V., der beladenen Bäuche sich erbarmend,Errichtete diesen Atritt, ein edles Werk.

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