8Sind Regierungen so verblendet, daß sie den bescheidenen und vernünftigen Wünschen desVolkes entgegenstreben, nun, so muß ein jeder sich selbst helfen, so gut er es kann,ohne die Gesetze zu verletzen. Muß auch jeder äußerlich tun, wozu ihn die Obrigkeitzwingt, "die Gewalt über ihn hat", so kann er doch sein Haus, seine Familie <strong>von</strong> demGifte frei halten, welches ein böser Wind über die Alpen auch nach Deutschland gewehthat.Die römisch-katholische Kirche ist noch dieselbe, welche sie vor tausend Jahren war,und es ist eben ihr Stolz, daß sie unverändert geblieben ist. Sie verfolgt noch dieselbenZwecke, und wenn sie die Reformation auch erschreckte, so hat sie sich längstdoch schon wieder <strong>von</strong> dem Schrecken erholt - da wir dreihundert Jahre lang schliefen.Die alten erprobten Mittel zur Verdummung der Menschen, die sich früher soerfolgreich bewährten, sie werden geöffnet und speien ihren Segen über die Welt aus- mit welchem Erfolge, lehrt die heilige Rockfahrt nach Trier.Ich werde mich also in dem nachfolgenden Werk damit begnügen, diejenigen Begebenheitender Geschichte der Wahrheit getreu zu schildern, bei denen sich dieschrecklichen Wirkungen der Intoleranz und des christlichen Fanatismus in ihremgrellsten Lichte zeigen. Da es nun aber zum Verständnis dieser historischen Gemäldedurchaus nötig ist, einige Kenntnis da<strong>von</strong> zu haben, wie sich die christliche Kircheim Laufe der Jahrhunderte gestaltete und wie allmählich die Reformation hervorgerufenwurde, so sehe ich mich genötigt, eine Skizze da<strong>von</strong> gleichsam als Einleitungvorangehen zu lassen, da ich eine solche Kenntnis bei meinen Lesern nichtallgemein voraussetzen kann. Man erwarte indes kein geordnetes Ganzes und am allerwenigsteneinen trockenen historischen Abriß, der die Leser nur langweilen würde,im Gegenteil, ich fürchte, oft nur zu spaßhaft werden zu müssen, wenn ich michauch nur ganz einfach darauf beschränke, das zu berichten, was Heilige, Päpste undandere Priester sich nicht schämten zu tun und zu sagen. Sind ihre Taten und Wortelächerlich und nicht immer anständig - so ist es meine Schuld nicht.Leipzig im Februar 1845, <strong>Corvin</strong>Aus der Vorrede zur zweiten AuflageEs sind nun mehr als zwanzig Jahre verflossen, seit die erste Auflage dieses Buches in Leipzig erschien.Es begann damals sich überall zu regen. Der sich mündig fühlende Geist der Menschheitempörte sich gegen die ihm <strong>von</strong> dem Despotismus vergangener Jahrhunderte aufgezwängten Formen,und die Regierungen wandten die schon oft erprobten Mittel an, ihn zur Unterwürfigkeit zubringen. Die Zensur übte ihr Amt mit bornierter Strenge; Zeitungen wurden widerrechtlich unterdrücktund Schriftsteller gemaßregelt und eingesperrt, denn durch sie sprach der Geist der Zeit zumVolk, welches nicht wissen sollte, daß es der Kinderstube entwachsen war.Die Kirche blieb nicht zurück. Die alten und bereits beiseite gestellten Dogmen und Reliquien wurdenaus der römischen Rumpelkammer wieder vorgesucht, und mit mitleidsvollem Zorn sah derGenius des neunzehnten Jahrhunderts die gläubige Herde zu Hunderttausenden nach Trier wallfahrten,einen <strong>von</strong> dem dortigen Bischof ausgestellten, angeblichen Rock Christi anzubeten.Die Rockfahrt nach Trier empörte selbst die gebildete katholische Welt. In den <strong>von</strong> Robert Bluminspirierten sächsischen Vaterlandsblättern erschien der bekannte Absagebrief <strong>von</strong> Johannes Ronge.Es entstand eine große Bewegung, <strong>von</strong> der man sich viel versprach und die auch bedeutendere Folgengehabt haben würde, wenn die Leiter derselben ihrer Aufgabe mehr gewachsen gewesen wären.Sie hatten guten Willen, aber zu wenig Talent.
9Ich teilte die Hoffnungen vieler und beschloß, mein Teil zur Erfüllung derselben beizutragen. Meinehistorischen Quellenstudien hatten mich mit Dingen näher bekanntgemacht, welche dem Volk<strong>von</strong> den seine Erziehung eifersüchtig bewachenden Priestern sorgfältig verhehlt oder nur verstümmeltoder kirchlich zurechtgemacht mitgeteilt wurden. Ich hatte die Schriften der "Kirchenväter"und die der geachtetsten Kirchenschriftsteller zu lesen, und je mehr ich las und forschte, desto mehrwurde mir die Nichtswürdigkeit des entsetzlichen Verbrechens klar, welches die römische Kirchean der Menschheit verübt hatte, desto mehr erstaunte ich über die unerhörte Dreistigkeit und Perfidie,mit welcher es begangen wurde und noch immer begangen wird. Ich sah immer mehr ein, daßdie Knechtschaft, unter welcher das Menschengeschlecht seufzt, in der Kirche wurzelte und daß allunsere Bestrebungen zur Freiheit ohnmächtig sein würden, wenn wir uns nicht zuerst <strong>von</strong> den Fesselnbefreiten, in welche die Kirche den Geist der Menschen geschlagen hatte. Dieser Erkenntnisentsprach der Entschluß, ein Buch zu schreiben, welches dem <strong>von</strong> den Priestern betörten Volk dieDecke <strong>von</strong> den Augen nahm und ihm gestatten sollte, einen Blick in die Werkstatt zu tun, in welcherseine Fesseln geschmiedet wurden.Der religiösem Glauben entspringende Fanatismus zeigte sich überall als der entsetzlichste Feindder Freiheit, und um ihn zu bekämpfen und zu vernichten, schien es mir nötig, dem Volke nichtallein die gräßlichen Folgen des Fanatismus durch historische Beispiele vorzuführen, sondern auchzugleich die trüben Quellen des Glaubens selbst nachzuweisen, dessen Folge er ist. Da nun dieserGlaube auf angeblichen Tatsachen beruht, an deren Wahrheit das Volk deshalb nicht zweifelt, selbstwenn sie der Erfahrung und der Vernunft widersprechen, weil sie <strong>von</strong> Priestern erzählt werden, anderen größeren Verstand, Wahrheitsliebe, Uneigennützigkeit und sittlichen Charakter das Volkglaubt: so habe ich zur Bekämpfung dieses Autoritätenglaubens ebenfalls für nötig gehalten, dieNatur dieser Autoritäten, das heißt der Päpste und Priester, historisch zu beleuchten und nachzuweisen,daß das gläubige Volk in dieser Hinsicht <strong>von</strong> durchaus falschen Voraussetzungen ausgeht.Um diese verschiedenen Zwecke zu erreichen, beschloß ich, in einer Einleitung darzulegen, wiesich die Macht der Päpste und Priester im Laufe der Zeit entwickelte, welche Mittel sie dazu benutztenund welche Wirkung diese Mittel auf die Gesellschaft im allgemeinen und auf die Priesterselbst hatten.Die Einleitung bot sehr große Schwierigkeiten, denn ein seit Jahrhunderten angesammeltes Materialsollte in den engen Rahmen eines mäßigen Bandes gezwängt werden. Ferner geboten die Umständeganz besondere Sorgfalt und Vorsicht in der Auswahl dieses Materials. Die Zensur existierte noch,und abgesehen <strong>von</strong> dieser Beschränkung durfte ich nur solche Tatsachen benutzen und anführen,deren Wahrheit nicht allein mir als unzweifelhaft schien, sondern die auch <strong>von</strong> den römischenPriestern selbst angefochten werden konnten.Der damalige Zensor in Leipzig war ein Professor Hardenstern. Er sandte mir häufig mein Manuskriptmit dicken Strichen versehen zurück, allein er hatte die mißliebigen Stellen meistens wiederfreizugeben, wenn ich ihm bewies, daß sie dem <strong>von</strong> der römischen Kirche approbierten Buch einesHeiligen oder andern großen Kirchenlichtes entnommen waren.So erschien also die Einleitung zu meinem Werk gewissermaßen bestätigt durch die sächsische Regierung,an deren Spitze ein römisch-katholischer König stand. Das Buch wurde auch, außer in Österreich,nirgends konfisziert, und die Wahrheit nicht einer einzigen der darin angegebenen Tatsachenist selbst <strong>von</strong> der römischen Geistlichkeit, obwohl sie das Buch wie begreiflich höchlich verdammte,angefochten oder gar widerlegt worden.Von der Kritik wurde mein Buch durchweg äußerst günstig aufgenommen und meinem Fleiß undBestreben die vollste Anerkennung zuteil.
- Seite 2 und 3: 2InhaltAus der Vorrede zur ersten A
- Seite 4 und 5: Entfernte Textstelle:4Überall renn
- Seite 6 und 7: 6bens. Kardinal Johann, ein Englän
- Seite 10 und 11: 10Einige wohlmeinende Freunde sprac
- Seite 12 und 13: 12Für die gebildeten Klassen der G
- Seite 14 und 15: Auch der Wechsel der Jahreszeiten m
- Seite 16 und 17: dem diese sie dazu gebrauchten, den
- Seite 18 und 19: 18ausgeglichen werden kann und sehe
- Seite 20 und 21: Eigentliche Wunder, das heißt Ding
- Seite 22 und 23: andere Körper; denn wenn auch das
- Seite 24 und 25: deter der Verstand eines Menschen i
- Seite 26 und 27: 26Katholische Priester, welche von
- Seite 28 und 29: 28anerkannt werden, so mußte er Ha
- Seite 30 und 31: 30Wenn wir als wahr annehmen, daß
- Seite 32 und 33: 32daß sich die Götter unter die M
- Seite 34 und 35: 34zerstreut und mit ihnen die Chris
- Seite 36 und 37: genügen, nur in leichten Umrissen
- Seite 38 und 39: 38häupter derselben; sie beriefen
- Seite 40 und 41: 40Der Übergang zu dem Gedanken, da
- Seite 42 und 43: daß überall Geschwüre hervorbrac
- Seite 44 und 45: 44Die ganze Gegend, in welcher ein
- Seite 46 und 47: Zeit in der syrischen Wüste und sc
- Seite 48 und 49: St. Adalbert, der sogenannte Aposte
- Seite 50 und 51: 50Die Tiere hatte er sehr lieb und
- Seite 52 und 53: 52Eine höchst merkwürdige Antipat
- Seite 54 und 55: 54Ärger konnten die Pfaffen die ch
- Seite 56 und 57: 56Jupiters Hofstaat bildeten, und w
- Seite 58 und 59:
der Nachgeburt genossen hätten! -
- Seite 60 und 61:
60kuriose Spielereien und Abwege, s
- Seite 62 und 63:
62Schachtel; eine Flasche voll ägy
- Seite 64 und 65:
64ziemlich ernsthaft den Pater Guar
- Seite 66 und 67:
jemals bezahlt wurde. - Der Papst u
- Seite 68 und 69:
68Es ist ordentlich spaßhaft zu se
- Seite 70 und 71:
70Leo X. fand es vorteilhaft, den A
- Seite 72 und 73:
72Er blieb bei dem "Gotteskasten" s
- Seite 74 und 75:
Die Statthalterei Gottes in Rom74"A
- Seite 76 und 77:
76Stolz, Herrschsucht und Geldgier
- Seite 78 und 79:
78Völker ließen sich von diesen e
- Seite 80 und 81:
80Selbst im Abendland, wo doch der
- Seite 82 und 83:
82Martinus wagte es, den Befehlen d
- Seite 84 und 85:
sondern begleitete ihn selbst zu Fu
- Seite 86 und 87:
86fällt? Wir kennen dich nicht und
- Seite 88 und 89:
88Der Strom der päpstlichen Nichts
- Seite 90 und 91:
90Man erzählt nämlich, daß zwisc
- Seite 92 und 93:
auf den Mund küssen, und keiner du
- Seite 94 und 95:
94Feindin, aber barmherziger war, u
- Seite 96 und 97:
ich in meinem Königreiche vor eine
- Seite 98 und 99:
98Innozenz IV. verlieh den Kardinä
- Seite 100 und 101:
100Bonifaz VIII. ist derjenige Paps
- Seite 102 und 103:
102wenn ich die Schandtaten und Ver
- Seite 104 und 105:
sich bereits seinen Bruder Dschem e
- Seite 106 und 107:
106vieren zwischen den Leuchtern du
- Seite 108 und 109:
108verstehe". Hadrian war ein hölz
- Seite 110 und 111:
110Wenn es heutzutage ein Schriftst
- Seite 112 und 113:
112Als aber der Bericht endlich fer
- Seite 114 und 115:
machen; ihr habt einen dazu gemacht
- Seite 116 und 117:
116Der erste Papst im 17. Jahrhunde
- Seite 118 und 119:
118Nachdem er einst dem Herzog von
- Seite 120 und 121:
120Kaiser Joseph II. machte mit dem
- Seite 122 und 123:
122Mit Zittern und Zagen ging Pius
- Seite 124 und 125:
124Die Unzufriedenheit im Kirchenst
- Seite 126 und 127:
126Reichstag ausgesprochene teilwei
- Seite 128 und 129:
128Teil der Geistlichen, die ich ha
- Seite 130 und 131:
verkennbaren Einfluß. Ein Unverhei
- Seite 132 und 133:
schwingen. - Der Irrtum lag in der
- Seite 134 und 135:
134ständig als Muster auf und erz
- Seite 136 und 137:
hinweg: Ich verdamme nicht das Heir
- Seite 138 und 139:
138ne Wut meine Seele ängstigte, d
- Seite 140 und 141:
140bezahlen oder unter die Armen ve
- Seite 142 und 143:
142vorzuheben. Doch treffe die Wahl
- Seite 144 und 145:
144Mehrere Anhänger Gregors, welch
- Seite 146 und 147:
146Im Jahre 1409 wurden zu Augsburg
- Seite 148 und 149:
148des Fleisches ihre Köchinnen un
- Seite 150 und 151:
150müsse man annehmen, daß er sie
- Seite 152 und 153:
152Zur Zeit der Reformation kamen u
- Seite 154 und 155:
154den! Durch die Reformation und d
- Seite 156 und 157:
156er dieser Freude einen Mönch op
- Seite 158 und 159:
158Von den unendlich vielen Beispie
- Seite 160 und 161:
Steh'n, heilige Liebe, hier alle di
- Seite 162 und 163:
162dem Hund sein Schwanzerl? Dem Hu
- Seite 164 und 165:
164Wehe dem Unglücklichen, der es
- Seite 166 und 167:
166behandeln müssen, da er in der
- Seite 168 und 169:
Rindvieh der Urheber der Geißelpro
- Seite 170 und 171:
170Die beschuhten oder graduierten
- Seite 172 und 173:
172Die in den Klöstern herrschende
- Seite 174 und 175:
174Andere, die nicht so schwärmeri
- Seite 176 und 177:
176Sein Vorgänger habe die Krankhe
- Seite 178 und 179:
178Der Hausfreund Baumanns war der
- Seite 180 und 181:
Disziplin. Doch damit war es noch n
- Seite 182 und 183:
182Allein P. Raimund tobte und verb
- Seite 184 und 185:
184müssen sie die Grundsätze lock
- Seite 186 und 187:
186Der Pater wäre zur öffentliche
- Seite 188 und 189:
188den Evangelien findet, denn die
- Seite 190 und 191:
190Schon im Jahre 428 hatte Papst C
- Seite 192 und 193:
192malen. -Auf solche Weise verfuhr
- Seite 194 und 195:
es möglich sei, im ehelichen Stand
- Seite 196 und 197:
196Nach einer mehrwöchigen Vorbere
- Seite 198 und 199:
198Die vielen Reden von fleischlich
- Seite 200 und 201:
200Cornelius opponierte und drohte
- Seite 202 und 203:
202Katharina war längere Zeit kran
- Seite 204 und 205:
204Durch die Unvorsichtigkeit einer
- Seite 206 und 207:
wurde bestimmt, das Fräulein zu ih
- Seite 208:
ten Tatsachen hat Münch aus dem Mu