10.07.2015 Aufrufe

Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

chen. Bald spann sich ein Liebesverhältnis an, welches durch den Reiz des Geheimnisses nochanziehender wurde und damit endete, daß sie ihre Jungfräulichkeit einbüßte.177Ihre Eltern, welche noch mehrere Kinder hatten, waren mit ihr sehr unzufrieden und wären sie gernaus dem Hause los gewesen. Unter solchen Verhältnissen fand der Vorschlag der Karmeliter, Albertain ein Kloster zu schicken, bei ihnen bald Anklang. Alberta, leichtsinnig und bigott dabei, ließsich durch Schmeicheleien und Drohungen bewegen, ihre Einwilligung zu geben, und wurde in einKloster nach N-brg gebracht. Man empfing sie dort freundlich und behandelte sie auch während desProbejahres recht gut, denn ihr Vater hatte versprochen, das seiner Tochter zukommende Vermögenan das Kloster zu zahlen.Als sie aber das Gelübde abgelegt hatte und sich die Auszahlung des versprochenen Geldes verzögerte,ja sogar die Aussicht bevorstand, daß dieselbe niemals geschehen werde, da mußte es Albertabüßen, welche <strong>von</strong> den Nonnen schon wegen ihrer Schönheit und ihrer Abneigung gegen alle weiblichenBeschäftigungen gehaßt wurde.Mit dem Zustand dieses Mädchens ging unterdessen eine traurige Veränderung vor. Das einsameLeben in der Zelle und der Mangel an teilnehmenden Umgebungen waren Veranlassung, daß siefortwährend an ihren Geliebten dachte, <strong>von</strong> welchem sie durch Mönchskniffe getrennt worden war.Die Phantasie verweilt so gern bei vergangenen Freuden, besonders in trauriger Einsamkeit. DiePhantasien nahmen aber bald eine für ihre Gesundheit bedenkliche Richtung. Sie hatte vom Baumeder Erkenntnis gegessen, und die veränderte Lebensweise trug sehr viel dazu bei, ihre Sinnlichkeitaufzuregen.Die Karmeliternonnen dürfen kein Fleisch essen, und ihre Nahrung besteht größtenteils aus starkgewürzten Mehlspeisen und Fischen, welche das Blut erhitzen und der Keuschheit nichts wenigerals zuträglich sind. Alberta suchte ihre rebellischen Sinne durch Mittel zu besänftigen, welche geradedas Gegenteil bewirkten, und wurde dadurch in einen solchen Zustand versetzt, daß sie sich endlichgenötigt sah, sich dem Klosterarzt zu entdecken. Es war dazu fast zu spät, denn die Hysteriehatte sich beinahe zur Mannestollheit (Nymphomanie) ausgebildet.Vielleicht wurden die Andeutungen des höchst achtbaren Arztes mißverstanden; vielleicht reizteauch das Pikante der Sache den Vorstand des männlichen Karrneliterhospiziums, kurz, er und dieOberin kamen dahin überein, daß er versuchen solle, die Nonne -zu kurieren. Er mußte der Oberinaber bald gestehen, daß er dieser Kur nicht gewachsen sei, und riet nun, es mit der Geißel und häufigemFasten zu versuchen.Aber das hieß Öl ins Feuer gießen. Die arme Nonne ging bei diesem Kampf mit ihren Sinnen fastunter, und die Oberin, anstatt aufs neue ärztliche Hilfe herbeizurufen, beschloß, sie <strong>von</strong> allen lebendenWesen zu entfernen, damit der Ruf des Klosters nicht leide. Man brachte sie in den abscheulichenVerschlag unter der Treppe, gab ihr nicht einmal notdürftige Nahrung und Kleidung und ließsie täglich <strong>von</strong> boshaften Nonnen geißeln, so daß durch die schlechte Behandlung, welche sie achtJahre lang zu erdulden hatte, ihre Krankheit in Wahnsinn überging. - Alberta wurde nicht wiedergesund; sie endete ihr Leben in einem Irrenhause.Es ist eine ziemlich bekannte Erfahrung, daß die Weiber im allgemeinen weit grausamer sind alsMänner. Von der Grausamkeit der Nonnen will ich noch anderes, ebenfalls der neueren Zeit angehörigesBeispiel anführen.Der Wundarzt Friedrich Baumann, der in dem Dörfchen Hornstein in der Nähe einer Prämonstratenserabteiwohnte, hatte eine große Vorliebe für die Klöster und dieselbe wurde <strong>von</strong> seiner Fraugeteilt. Aus diesem Grunde beschlossen beide, ihre jüngste Tochter Magdalena "dem Himmel" zuweihen, da die älteste große Geschicklichkeit und Neigung für die Landwirtschaft zeigte.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!