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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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Das ist die Übersetzung der Zeilen, die den Poeten an den Galgen brachten. Der arme Menschrief mit Recht: "Das ist zu arg!", und noch auf der Leiter wollte er nicht glauben, daß die Sacheernst sei, und fragte: "Wie, Nikolaus an den Galgen?"Als Pius unter gräßlichen Steinschmerzen seine Henkerseele ausgehaucht hatte, herrschte allgemeineFreude. Die während seiner Regierung beinahe in den Ruhestand versetzten öffentlichen Mädchenversammelten sich jubelnd um seine Leiche, und sogar der türkische Sultan ließ Freudenfestewegen dieses Todes anstellen.Doch ich darf nicht das Gute unerwähnt lassen, was <strong>von</strong> diesem Papst zu melden ist, und um soweniger, als es auf dem "Apostolischen Stuhl" eine Seltenheit ist. Er führte ein sehr strenges Leben,wie ein Einsiedler, trug einen handbreiten, stachligen Drahtgürtel (Zilizium genannt) auf dem bloßenLeibe und kein Hemde. Seine Speise bestand aus Gemüse und sein Getränk aus Wasser.Gregor XIII. war seinem Vorgänger an fanatischem Ketzerhaß gleich, wenn auch nicht an Sittenstrenge.Er eröffnete dem spitzbübischen Jesuitengeneral Aquaviva, daß es Protestanten, besondersGelehrten, Fürsten, höheren Beamten und anderen einflußreichen Personen, wenn sie zur römischenKirche übergingen, aus besonderer päpstlicher Gnade gestattet sein sollte, ihren neuangenommenenGlauben verleugnen und noch alle protestantischen Kirchengebräuche mitmachen, kurz,nach wie vor sich als Protestanten benehmen zu dürfen.Nach Gregor kam Sixtus V. (1585-1590) auf den Päpstlichen Stuhl. Sein Vater war Weingärtner,seine Mutter eine Magd, und er selbst hütete in seiner Jugend die Schweine. Deshalb scherzte eroftmals: "Ich bin aus einem durchlauchtigen Hause; Sonne, Wind und Regen hatten freien Zugangin die Hütte meiner Eltern."Sein Name war Felice Peretti, und er wurde 1521 zu Grotta a Mare, nicht weit <strong>von</strong> Montalto in derMark Ankona geboren. Ein Franziskaner, dem der Junge gefiel, nahm ihn <strong>von</strong> den Schweinen wegund brachte ihn in ein Kloster und somit auf die Leiter, die ihn zum Apostolischen Stuhl führte. - Erstieg schnell. Papst Pius V. war ihm gewogen und machte ihn zum Kardinal Montalto; aber Gregorkonnte ihn nicht leiden, und so hielt er es denn für zweckmäßig, sich ganz zurückzuziehen und demAnscheine nach ein völliger Franziskaner zu werden. Er spielte seine Rolle so gut, daß sämtlicheKardinäle angeführt wurden. Er stellte sich äußerst demütig, einfältig und körperlich hinfällig, ließsich geduldig "der Esel aus der Mark" nennen und dachte, wer zuletzt lacht, lacht am besten.Die Kardinäle waren bei der Papstwahl in sechs Parteien geteilt, und da keine der andern den Willentun wollte, rief die größte Zahl der Kardinäle, "daß der Esel aus der Mark Papst sein solle".Kaum wurde der an seiner Krücke einherschleichende Montalto gewahr, daß er die meisten Stimmenfür sich habe, als er sogleich seine Krücke wegwarf, sich kerzengerade in die Höhe richtete, bisan die Decke der Kapelle spuckte und mit einer Stentorstimme ein Tedeum anstimmte, daß dieFenster zitterten.Man kann sich den Schrecken der überlisteten Kardinäle denken. Als der Zeremonienmeister denneuen Papst dem Gebrauch gemäß fragte, ob er die Würde annehme, antwortete er: "Ich hätte nochKraft zu einer zweiten", und als ihm einer der stolzesten Kardinäle wegen seines guten AussehensKomplimente machte, sagte er lachend: "Ja, ja, als Kardinal suchten wir gebückt die Schlüssel desHimmelreiches; wir fanden sie und sehen nun aufrecht gen Himmel, da wir auf Erden nichts mehrzu suchen haben."Einer der Kardinäle, der sich immer für ihn interessiert hatte, wollte seine verschobene Kapuze inOrdnung bringen, aber Montalto wies ihn zurück und sagte: "Tut nicht so vertraut mit dem Papste."Kardinal Farnese, der dem nunmehrigen Papst niemals recht getraut und ihn stets den Paternosterfressergenannt hatte, äußerte nun zu seinen Kollegen: "Ihr meintet, einen Gimpel zum Papst zu113

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