146Im Jahre 1409 wurden zu Augsburg auf Befehl des Rates vier Priester und ein Laie wegen Knabenschändungam Perlachturm mit gebundenen Händen und Füßen in einem hölzernen Käfig aufgehängt,bis sie verhungerten. - Im nächsten Kapitel <strong>von</strong> den Klöstern werde ich zeigen, daßSodomiterei bis auf die neueste Zeit als Folge des Zölibats unter den Pfaffen gebräuchlich ist.Aus dem, was ich bisher mitteilte, geht schon hervor, daß die Bischöfe ihren Geistlichen in der Sittenlosigkeitmeistens vorangingen, wenn sie es auch nicht alle so arg trieben wie der Bischof Heinrich<strong>von</strong> Lüttich, der eine Abtissin zur Mätresse und in seinem Garten einen förmlichen Harem hatteund der sich rühmte, in 22 Monaten vierzehn Söhne gezeugt zu haben.Unter so bewandten Umständen waren die Laien froh, wenn es diesen Kirchenstieren erlaubt wurde,Konkubinen zu halten, damit nur ihre Weiber und Töchter vor ihnen sicher wären. Ja, die Friesengingen so weit, daß sie gar keine Priester duldeten, die nicht Konkubinen hatten. "Se gedulden oekgeene Preesteren, sonder eheliche Fruwen (d. h. Konkubinen), up dat sie ander lute bedde nicht beflecken,wente sy meinen, dar idt nicht mogelygk sy, und baven die Natur, dat sick ein menscheontholden konne", heißt es in der Chronik.Ich bemerkte schon früher, daß es den Päpsten mehr um die Vernichtung der Priesterehe als um dieErhaltung der Keuschheit der Geistlichen zu tun war, denn sie wollten nicht, daß rechtmäßige Kinderdas Gut erbten, was sie als Kirchengut betrachteten. Wenn nun auch die Konzilien auf Betriebeinzelner dem Konkubinenwesen ein Ende machen wollten, indem sie Verordnungen dagegen erließen,so war man eben nicht strenge auf die Befolgung derselben bedacht.Ja, vielen Bischöfen wäre es gar nicht recht gewesen, wenn ein Papst durchgreifende Maßregelnangeordnet hätte, denn diese Konkubinen waren für sie eine Quelle der Gelderpressung. Häufig,wenn sie Geld brauchten, fiel es ihnen ein, ihren Geistlichen das Konkubinat auf das strengste zuverbieten, da es ihnen nur um die Strafgelder zu tun war.Heinrich <strong>von</strong> Hewen, der in der Mitte des 15. Jahrhunderts Bischof <strong>von</strong> Konstanz war, führte selbstein üppiges Leben, und die Abgaben, welche ihm seine Geistlichen <strong>von</strong> ihren Konkubinen entrichteten,verschafften ihm eine jährliche Einnahme <strong>von</strong> 2 000 Gulden.Zur Zeit der Reformation mußten die Priester in Irland für jedes mit ihren Konkubinen erzeugteKind ihrem Bischof acht bis zwölf Taler bezahlen.Unter solchen Verhältnissen war es denn kein Wunder, wenn das Konkubinat trotz aller Verbote,welche bei allen Synoden wenig beachtete stehende Artikel wurden, in voller Wirksamkeit blieb,und endlich sahen die Päpste ein, daß es ein unvermeidliches Übel sei, und suchten nun selbst Vorteildaraus zu ziehen. Sie dekretierten, daß jeder Geistliche, mochte er nun eine Konkubine habenoder nicht, einen bestimmten jährlichen Hurenzins entrichten müsse.Als Beleg dafür, daß das Konkubinat unter den Geistlichen im 15. Jahrhundert allgemein war, undzugleich um die Sitten des Klerus überhaupt durch den Mund eines Zeitgenossen kennenzulernen,will ich einige Stellen aus einem Werke des Nikolaus de Clemanzis anführen, der in den erstenJahrzehnten des 15. Jahrhunderts lebte, eine Zeitlang päpstlicher Geheimschreiber, Schatzmeisterund Kanonikus der Kirche zu Langres war und 1440 als Kantor und Archidiakonus zu Liseur starb.Seine Schilderung der Bischöfe ist wahrhaft scheußlich. Nach ihm trieben und gestatteten sie fürGeld alle Laster. Vorzüglich sind aber die Domherren und ihre Vikare verdorbene Menschen. Siesind der Habsucht, dem Stolze, Müßiggange und der Schwelgerei ergeben. Sie halten ohne Schamihre unehelichen Kinder und Huren gleich Eheweibern im Hause und sind ein Greuel in der Kirche.
147Die Priester und Kleriker leben öffentlich im Konkubinate und entrichten ihren Bischöfen denHurenzins. Die Laien wissen an mehreren Orten den Schändungen der Jungfrauen und Ehefrauenkeinen anderen Damm entgegenzustellen, als daß sie die Priester zwingen, sich Konkubinen zu halten."Ist jemand", schreibt Clemanzis, "heutzutage träge und zum üppigen Müßiggange geneigt, so eilter sogleich, ein Priester zu werden. Alsdann besuchen sie fleißig liederliche Häuser und Schenken,wo sie ihre ganze Zeit mit Saufen, Fressen und Spielen zubringen, betrunken schreien, fechten undlärmen, den Namen Gottes und der Heiligen mit ihren unreinen Lippen verwünschen, bis sie endlichaus den Umarmungen ihrer Dirnen zum Altar kommen."Clemanzis erwähnt hier auch das Saufen der Priester. Darin waren sie besonders stark und setzteneinen Ruhm darein, es den Laien zuvorzutun. Schon im ersten Jahrhundert stoßen wir auf Bischöfe,die vollendete Trunkenbolde waren. Einer derselben, Droctigisilus, verfiel in Säuferwahnsinn. DiePfaffen sagten, wenn sie guter Laune waren, <strong>von</strong> sich selbst: "Wir sind das Salz der Erde, aber manmuß es anfeuchten, denn kein guter Geist wohnt im Trockenen." Besonders gut trank man in denKlöstern. Doch da<strong>von</strong> später.Zu einem guten Trunk gehört natürlich auch eine gute Tafel, und es ist ja noch heute jedem bekannt,daß die katholischen Geistlichen einen trefflichen Tisch führen. Bischöfe jagten unermeßlicheSummen durch ihren Schlund, und um der nüchternen Gegenwart einen Begriff <strong>von</strong> ihren kostspieligenFressereien zu geben, setze ich den Küchenzettel für das Gastmahl am Tage der InstallationGeorg Nevils, Erzbischof <strong>von</strong> York, hierher.Zu diesem Feste waren erforderlich: 300 Quart Weizen, 330 Tonnen Ale, 104 Tonnen Wein, 1 PipeGewürzwein, 80 fette Ochsen, 6 wilde Stiere, 1004 Hammel, 300 Schweine, 300 Kälber, 3000 Gänse,3000 Kapaunen, 300 Ferkel, 100 Pfauen, 200 Kraniche, 200 Ziegenlämmer, 2000 junge Hühner,4000 junge Tauben, 4000 Kaninchen, 204 Rohrdommeln, 4000 Enten, 200 Fasanen, 500 Rebhühner,4000 Schnepfen, 400 Wasserhühner, 100 große Brachvögel und 100 Wachteln, 1000 Reiher,200 Rehe und 400 Stück Rotwild, 1506 Wildbretpasteten, 1400 Schüsseln gebrochenen Gelee, 4000Schüsseln ganzen Gelee, 4000 kalte Custards, 2000 warme Custards, 300 Hechte, 300 Brachsen, 8Robben, 4 Delphine oder Taumler und 400 Torten. - 62 Köche und 515 Küchendiener besorgten dieZubereitung dieser Speisen, und bei der Tafel selbst warteten 1000 Diener auf.Doch kehren wir wieder <strong>von</strong> der Pfaffenvöllerei zur Pfaffenhurerei zurück. - Die Basler Synode(1431-1448) gab sich die nutzlose Mühe, ernstliche Verordnungen gegen das Konkubinat zu erlassen;aber zu dem einzigen Mittel, demselben ein Ende zu machen, konnte man sich nicht entschließen,obgleich sehr angesehene Männer auf der Synode, wie der Geheimschreiber und Zeremonienmeisterderselben, Clemens Syl-vius Piccolomini, günstig für die Priesterehe gestimmt waren. Er äußerte: "Es gab, wie ihr wißt,verheiratete Päpste, und auch Petrus, der Apostelfürst, hatte eine Frau. Vielleicht dürfte es gut sein,wenn den Priestern zu heiraten gestattet wäre, weil viele verheiratete im Priestertum ihr Seelenheilbefördern würden, welche jetzt ehelos zugrunde gehen."Große Eiferer gegen das Konkubinat in dieser Zeit waren Bischof Berthold <strong>von</strong> Straßburg und BischofStephan <strong>von</strong> Brandenburg. Der letztere klagt bitter über die Geistlichen in seiner Diözese undsagt, daß sehr viele Beischläferinnen hielten und durch ihr liederliches Leben "nicht nur gemeineLeute, sondern auch Fürsten und Große" ärgerten."Und diese Priester", sagt er auf einer Synode zu Brandenburg, "haben eine solche Hurenstirn, daßsie es für eine Kleinigkeit halten, Unzucht und Ehebruch zu begehen. Denn wenn aus Schwachheit
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6bens. Kardinal Johann, ein Englän
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56Jupiters Hofstaat bildeten, und w
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der Nachgeburt genossen hätten! -
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ten Tatsachen hat Münch aus dem Mu