machen; ihr habt einen dazu gemacht, der mit uns allen wie mit Gimpeln umgehen wird!" -Pasquino erschien mit einem Teller voll Zahnstocher.114Sixtus V. blieb auch als Papst ein strenger Mönch und griff nun mit Energie in die bisher so jämmerlichschlaff gehandhabten Zügel der Regierung. Zuerst war er darauf bedacht, das Land <strong>von</strong> denunzähligen Räuberbanden zu reinigen, die unter Gregor XIII. so überhand genommen hatten, daßkein Mensch seines Lebens sicher war. Fünfhundert Verbrecher erwarteten, wie es bei einem Regierungsantrittegewöhnlich war, ihre Befreiung; allein Sixtus ließ ihnen den Prozeß machen, und dieGalgen wurden nicht leer. "Ich sehe lieber die Galgen voll als die Gefängnisse", pflegte er zu sagen.Ganz Rom geriet in Entsetzen, denn seine Strenge traf Reiche und Arme, was man bisher gar nichtgewohnt gewesen war. Graf Pepoli, welcher die Banditen beschützt hatte, wurde zu Bologna enthauptet,und die Villa des Prälaten Cesarino ließ der Papst niederreißen, weil sie ein bekannterBanditenschlupfwinkel war."Ich verzeihe", sagte er, "was unter Montalto geschehen ist; aber als Sixtus muß ich dieses Hausniederreißen und einen Galgen an die Stelle setzen." Cesarino wurde vor Angst Karthäuser.Einer der Bargellos (Landhäscher), die nur zu oft mit den Banditen gemeinschaftliche Sache machten,wollte sich verbergen, als er Sixtus gewahr wurde. Dieser ließ ihn in Ketten legen und gab ihnnur unter der Bedingung frei, daß er ihm innerhalb acht Tagen eine bestimmte Anzahl Banditenköpfeeinliefere.Ja, der Papst ging in seiner grausamen Gerechtigkeitsliebe zu weit, daß er, um Verbrecher zu entdecken,die alten Kriminalakten durchstöbern ließ. Einen gewissen Blaschi, der schon vor 36 Jahrenwegen eines Mordes nach Florenz entwischt war, ließ er requirieren und enthaupten.Diese Strenge gab Pasquino hinlänglich Stoff. Einst sah man an der Bildsäule die Engelsbrückeabgebildet, mit den sich gegenüberstehenden Statuen der Apostel Petrus und Paulus. Petrus war inStiefeln und Reisemantel. Paulus äußerte sein Erstaunen und fragte nach der Ursache des Reisekostüms,und Petrus antwortete: "Ich will mich fortmachen, denn ich habe vor 1500 Jahren Malchusdas Ohr abgehauen."Sixtus trieb seine Justiz mit förmlicher Leidenschaft, und einst nach einer großen Hinrichtung äußerteer bei Tische: "Mir schmeckt es nie besser als nach einem solchen Akt der Gerechtigkeit." -Pasquino erschien wieder mit einem Becken voll kleiner Galgen, Räder, Beile usw. und sagte: "DieseBrühe wird dem Heiligen Vater Eßlust geben."Die Mütter schreckten jetzt ihre Kinder mit dem Papst, und wenn dieser sich auf der Straße blickenließ, so drückte sich jeder beiseite. Ein Zeichen, daß es in Rom viele Spitzbuben und andere Leutegab, welche die Strenge des Papstes zu fürchten hatten. Er verfolgte nicht allein Banditen, sondernauch die Menschenfleischhändler oder die Kuppler, welche den Kardinälen und liederlichen Reichenihre Weiber und Töchter zu verhandeln pflegten. Eine berühmte Buhlerin, Pignaccia, welcheman nur die Prinzessin nannte, ließ er hinrichten und <strong>von</strong> ihrem Vermögen ein schönes Hospitalerbauen.Für die Armen sorgte er in bedrängter Zeit väterlich und ließ nicht allein Lebensmittel austeilenoder die Preise derselben herabsetzen, sondern auch Seiden- und Tuchfabriken anlegen; den Adelnötigte er, seine Schulden zu bezahlen, was demselben hart genug ankam.Ein schöner Zug <strong>von</strong> Sixtus war es, daß er sich früher erhaltener Wohltaten erinnerte. Einem Schusterhatte er einst für ein Paar Schuhe nur sechs Paoli bezahlt und gesagt: "Das übrige werde ich bezahlen,wenn ich Papst bin." Nun bezahlte er seine Schuld mit Interessen und gab dem Sohne des
Schusters - ein Bistum. Ebenso belohnte er einen Prior, der ihm vor vierzig Jahren vier Skudigeborgt hatte.115Seine Verwandten vergaß er übrigens auch nicht, aber trotz dieser Ausgaben und der nun bedeutendgeringer gewordenen Einnahmen des Päpstlichen Stuhles legte er doch drei Millionen Skudi impäpstlichen Schatz nieder, während andere Päpste Schulden machten.Sixtus besaß Verstand und selbst Witz, aber gegen den anderer war er sehr empfindlich. Pasquinotrocknete einst sein Hemd am Sonntag. - "Warum wartest du nicht bis Montag?" - "Ich trockne es,bevor die Sonne verkauft wird", und sein ungewaschenes Hemd entschuldigte er: "Der Papst hatmir meine Wäscherin (seine Schwester Camilla) zur Prinzessin gemacht."Dieser Spott beleidigte Sixtus sehr. Er versprach dem Entdecker des Verfassers tausend Dukaten,indem er dem letzteren das Leben zusicherte. Der Spötter dachte die Belohnung selbst zu verdienenund war dumm genug, sich zu melden. Sixtus ließ ihn am Leben, wie er versprochen, allein er ließihm die Zunge ausreißen und die Hände abhauen, dann tausend Dukaten auszahlen.Trotz seiner mancherlei guten Eigenschaften und seines Hasses gegen die Jesuiten und gegen denspanischen Tyrannen Philipp II. blieb er doch immer ein fanatischer Mönch und fand es ganz in derOrdnung, daß die Ketzer brennen müßten. Die Ermordung Heinrichs III. <strong>von</strong> Frankreich billigte er,und als die rachsüchtige Elisabeth <strong>von</strong> England Maria Stuart hatte hinrichten lassen, rief er aus:"Glückliche Königin! Ein gekröntes Haupt zu ihren Füßen!"König Heinrich IV. und Elisabeth wußte er übrigens zu würdigen und äußerte einst: "Ich kenne nureinen Mann und nur eine Frau, würdig der Krone." Elisabeth erfuhr es und scherzte: "Wenn ich jeheirate, muß es Sixtus sein." Dieser rief, als man ihm die Äußerung hinterbrachte: "Wir brächteneinen Alexander zustande!"Die Jesuiten wollten Sixtus überreden, daß er einen Jesuiten als Beichtvater annehmen solle, wiedie andern Großen; er aber meinte: "Es würde beser für die Kirche sein, wenn die Jesuiten demPapste beichten wollten."Er tat außerordentlich viel für die Verschönerung Roms und legte mehrere nützliche Anstalten an.Unter ihm wurde auch der große ägyptische Obelisk auf dem Piazza del Popolo wieder aufgerichtet,der zwei höchst merkwürdige Inschriften hat: "Cäsar Augustus Pontifex Maximus unterwarf sichÄgypten und weihete ihn der Sonne" auf der einen Seite und auf der anderen: "Sixtus V. PontifexMaximus weihet diesen Obelisken, nach dessen Reinigung, dem Kreuze".Sixtus V. war den Kardinälen und den Römern zu strenge, und so ist es denn nicht zu verwundern,daß er bald anfing zu kränkeln. Sein Leibarzt fühlte an des Patienten Nase, aber dieser fuhr zornigin die Höhe und rief: "Wie! Du wagst es, einem Papst an die Nase zu greifen?" Der arme Doktorward krank vor Schrecken.Im Jahre 1590 starb dieser letzte gefürchtete Papst. Er hätte immer noch länger leben können, wahrscheinlichzum Heil der Menschheit, denn er ging damit um, die meisten Mönchsorden aufzulösen.Vielleicht starb er an diesem Vorsatz.Die Römer waren froh, daß sie diesen Zuchtmeister los waren, und gaben ihre Freude dadurch zuerkennen, daß sie die auf dem Kapitol stehende Bildsäule des Papstes in Stücke schlugen. Pasquinosagte: "Mache ich je wieder einen Mönch zum Papste, so soll mir ewig der Rettich im Hintern bleiben."
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dem diese sie dazu gebrauchten, den
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andere Körper; denn wenn auch das
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