10.07.2015 Aufrufe

Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Schusters - ein Bistum. Ebenso belohnte er einen Prior, der ihm vor vierzig Jahren vier Skudigeborgt hatte.115Seine Verwandten vergaß er übrigens auch nicht, aber trotz dieser Ausgaben und der nun bedeutendgeringer gewordenen Einnahmen des Päpstlichen Stuhles legte er doch drei Millionen Skudi impäpstlichen Schatz nieder, während andere Päpste Schulden machten.Sixtus besaß Verstand und selbst Witz, aber gegen den anderer war er sehr empfindlich. Pasquinotrocknete einst sein Hemd am Sonntag. - "Warum wartest du nicht bis Montag?" - "Ich trockne es,bevor die Sonne verkauft wird", und sein ungewaschenes Hemd entschuldigte er: "Der Papst hatmir meine Wäscherin (seine Schwester Camilla) zur Prinzessin gemacht."Dieser Spott beleidigte Sixtus sehr. Er versprach dem Entdecker des Verfassers tausend Dukaten,indem er dem letzteren das Leben zusicherte. Der Spötter dachte die Belohnung selbst zu verdienenund war dumm genug, sich zu melden. Sixtus ließ ihn am Leben, wie er versprochen, allein er ließihm die Zunge ausreißen und die Hände abhauen, dann tausend Dukaten auszahlen.Trotz seiner mancherlei guten Eigenschaften und seines Hasses gegen die Jesuiten und gegen denspanischen Tyrannen Philipp II. blieb er doch immer ein fanatischer Mönch und fand es ganz in derOrdnung, daß die Ketzer brennen müßten. Die Ermordung Heinrichs III. <strong>von</strong> Frankreich billigte er,und als die rachsüchtige Elisabeth <strong>von</strong> England Maria Stuart hatte hinrichten lassen, rief er aus:"Glückliche Königin! Ein gekröntes Haupt zu ihren Füßen!"König Heinrich IV. und Elisabeth wußte er übrigens zu würdigen und äußerte einst: "Ich kenne nureinen Mann und nur eine Frau, würdig der Krone." Elisabeth erfuhr es und scherzte: "Wenn ich jeheirate, muß es Sixtus sein." Dieser rief, als man ihm die Äußerung hinterbrachte: "Wir brächteneinen Alexander zustande!"Die Jesuiten wollten Sixtus überreden, daß er einen Jesuiten als Beichtvater annehmen solle, wiedie andern Großen; er aber meinte: "Es würde beser für die Kirche sein, wenn die Jesuiten demPapste beichten wollten."Er tat außerordentlich viel für die Verschönerung Roms und legte mehrere nützliche Anstalten an.Unter ihm wurde auch der große ägyptische Obelisk auf dem Piazza del Popolo wieder aufgerichtet,der zwei höchst merkwürdige Inschriften hat: "Cäsar Augustus Pontifex Maximus unterwarf sichÄgypten und weihete ihn der Sonne" auf der einen Seite und auf der anderen: "Sixtus V. PontifexMaximus weihet diesen Obelisken, nach dessen Reinigung, dem Kreuze".Sixtus V. war den Kardinälen und den Römern zu strenge, und so ist es denn nicht zu verwundern,daß er bald anfing zu kränkeln. Sein Leibarzt fühlte an des Patienten Nase, aber dieser fuhr zornigin die Höhe und rief: "Wie! Du wagst es, einem Papst an die Nase zu greifen?" Der arme Doktorward krank vor Schrecken.Im Jahre 1590 starb dieser letzte gefürchtete Papst. Er hätte immer noch länger leben können, wahrscheinlichzum Heil der Menschheit, denn er ging damit um, die meisten Mönchsorden aufzulösen.Vielleicht starb er an diesem Vorsatz.Die Römer waren froh, daß sie diesen Zuchtmeister los waren, und gaben ihre Freude dadurch zuerkennen, daß sie die auf dem Kapitol stehende Bildsäule des Papstes in Stücke schlugen. Pasquinosagte: "Mache ich je wieder einen Mönch zum Papste, so soll mir ewig der Rettich im Hintern bleiben."

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!