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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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95kann aller Menschen Urteil umstoßen. - Die römische Kirche hat nie geirrt und wird auch nachder Schrift niemals irren. - Derjenige ist kein Katholik, der es nicht mit der römischen Kirche hält. -Der Papst kann die Untertanen vom Eid der Treue lossprechen, den sie einem bösen Fürsten geleistethaben. -Es scheint mir nicht nötig, noch einige Bemerkungen über Gregor hinzuzufügen. Bischof Thierry<strong>von</strong> Verdun sagt <strong>von</strong> ihm: "Sein Leben klagt ihn an, seine Verkehrtheit verdammt, seine hartnäckigeBosheit verflucht ihn."Ich habe nun das Papsttum bis zum Gipfel seiner Macht begleitet. Der Raum gestattet mir nicht, inderselben Weise fortzufahren, und ich muß mich darauf beschränken, aus jedem Jahrhundert einigePäpste biographisch zu skizzieren und an ihnen zu zeigen, wie sie alle danach strebten, Gregornachzueifern und das <strong>von</strong> ihnen aufgestellte System der Universalmonarchie zur Ausführung zubringen und fest zu begründen. Alle gefielen sich in der Vorstellung: "Sich als Jesus, die weltlichenRegenten als die Eselin, die er ritt, und das Volk als das Eselsfüllen zu betrachten." - Die Eselin istunterdessen gestorben, aber das Eselsfüllen ist seitdem ein alter Esel geworden, der geduldig aufsich reiten läßt.Im elften Jahrhundert trennt sich die griechische Kirche vollends <strong>von</strong> der abendländischen, indemdie griechische be-1) Man hat hin und wieder an der Echtheit dieses Briefes gezweifelt, doch wie mir scheint, ohne besonders gute Gründe.hauptete, daß weder die Lehren noch die Disziplin der letzteren mit der Heiligen Schrift und denheiligen Überlieferungen übereinstimmten, also ketzerisch seien. Die Oberherrschaft des PäpstlichenStuhles verwarf sie als eine antichristliche Einrichtung.Unter Hadrian IV., der 1153 den "Apostolischen Stuhl" bestieg, begann der Kampf der Päpste mitden deutschen Kaisern aus dem Geschlechte der Hohenstaufen. Friedrich I., der Rotbart, trat denAnmaßungen des Papstes kräftig entgegen, und die Ehrenbezeugungen, welche derselbe <strong>von</strong> ihmverlangte, machte er lächerlich, selbst indem er sie gewährte. Friedrich hielt dem Papste den Steigbügel- so weit war es bereits mit den Kaisern gekommen -, aber er hielt ihn auf der rechten Seite,auf welcher der Schinder zu Pferde steigt, und antwortete auf die Bemerkung Hadrians darüber:"Ich war nie Stallknecht, Ew. Heiligkeit werden verzeihen."Den schwersten Stand hatte Friedrich mit Alexander III. (1159-1181). Es war dies einer der mutigstenund klügsten Päpste, der niemals im Unglück verzagte oder im Glück übermütig wurde, aberstets darauf bedacht war, die Errungenschaften seiner Vorgänger zu behaupten. Der große KaiserFriedrich kam 1177 zum erstenmal mit ihm in Venedig zusammen und - küßte ihm den Pantoffel.Die Pfaffenlegende erzählt, daß der Papst bei diesem Kuß den Fuß auf des Kaisers Nacken gesetztund gesagt habe: "Auf Schlangen und Ottern mögest du gehen und treten auf junge Löwen und Drachen."Aber Alexander war gewiß viel zu klug, um den ihm an Geist ebenbürtigen Kaiser durchsolche unnütze Worte zu reizen, und Friedrich viel zu stolz, um sich dergleichen gefallen zu lassen.Glaublicher ist die Version, daß der Kaiser beim Pantoffelkusse sagte: "Nicht dir gilt es, sondernPetrus", und Alexander antwortete: "Mir und Petrus."Auch der kräftige König Heinrich II. <strong>von</strong> England mußte sich vor dem Worte des mächtigen Papstesbeugen. Heinrich hatte seinen Liebling, Thomas Becket, mit Gnaden überschüttet und endlichzum Erzbischof <strong>von</strong> Canterbury gemacht. Nun war der Schurke am Ziel. Er verband sich mit demPapste gegen seinen Herrn und Wohltäter, dem er durch pfäffische Niederträchtigkeiten aller Artdas Leben verbitterte. Im Unmute rief einst der geplagte König aus: "Wie unglücklich bin ich, daß

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