sondern begleitete ihn selbst zu Fuß, gleich einem Stallknechte. So erzählen die päpstlichen Geschichtsschreiber.84Pipin ließ sich in Paris <strong>von</strong> Stephan salben, und dieser entband ihn feierlich des Eides, den er seinemKönige geleistet, und tat die Franken, wenn sie Pipin und seine Nachfolger nicht als Königeanerkennen würden, in den Bann. Das tapfere Volk war bereits so sehr <strong>von</strong> päpstlichem Aberglaubenumgarnt, daß die Dreistigkeit des Stephanus sie nicht empörte, sondern vielmehr die MachtPipins befestigte. Dieser zeigte sich dankbar; er schenkte dem römischen Bischof das Exarchat,nämlich die heutige Romagna und Ankona, ein Land, welches Pipin gar nicht zu verschenken hatte,da es ihm nicht gehörte!Als Stephan nach Rom zurückgekehrt war und die Franken zu lange zögerten, ihn <strong>von</strong> den Langobardenzu befreien, schrieb er einen Brief nach dem andern an Pipin, und als derselbe immer nochnicht kam, griff er zu einem ebenso dummen wie schamlosen Betrug, der aber trotzdem gescheitwar, da er bei den abergläubischen Franken Erfolg hatte. Stephan schickte nämlich einen Brief desApostels Petrus an Pipin, seinen Sohn und die fränkische Nation, in welchem der Apostel auf dieLangobarden schimpft, dringend um Hilfe bittet, aber dem Frankenkönig mitteilt, "daß, wenn ernicht bellen wolle, er vom Reich Gottes ausgeschlossen sei".Es mit dem "Himmelspförtner" zu verderben war eine ernste Sache, und die Franken entschlossensich, in Italien einzurücken. Die Langobarden waren gezwungen, das Exarchat zu räumen, und BischofStephan in den Besitz eines Landes gesetzt, welches dem oströmischen Kaiser gehörte, dessenUntertan Stephanus war!Während die römischen Bischöfe selbst dafür besorgt waren, in Italien ihr Schäfchen ins Trockenezu bringen, arbeitete für sie in Deutschland Bonifazius, welcher seiner Beschützer ganz würdig war.Ich habe schon früher <strong>von</strong> diesem Unglücksapostel gesprochen, dem Deutschland all das Unheilverdankt, welches die römische Kirche über dasselbe gebracht hat. Dieser Bonifazius kam nachRom und leistete Gregor II. über dem erlogenen Grabe der Apostel einen Huldigungseid, durchwelchen er sich dem Papsttum, nicht dem Christentum, mit Leib und Seele unterwarf.Mit heiligen Knochen aller Art ausgerüstet, ging er nun nach Deutschland und wandte alle <strong>von</strong> seinemMeister in Rom erlernten Mittel an, die deutschen Bischöfe dem Römischen Stuhl zu unterwerfen.Das Christentum hatte in Deutschland längst Wurzel gefaßt; allein Bonifazius rottete es als Ketzereiaus und gab ihm dafür das moderne Heidentum, welches man schon damals in Rom christliche Religionnannte. Er stiftete als Legat des römischen Bischofs eine Menge Kirchen in Deutschland, dieer alle demselben unterwarf, und seinen Bemühungen gelang es, zustande zu bringen, daß im Jahre744 sämtliche deutsche Bischöfe dem Römischen Stuhle beständigen Gehorsam gelobten.Auch über die fränkischen Bischöfe erlangte der zu Rom eine Art <strong>von</strong> Oberhoheit; allein sowohlhier als in Deutschland hatte dieselbe noch ziemlich enge Grenzen, und man war weit da<strong>von</strong> entfernt,ihm die gesetzgebende Gewalt über die ganze Kirche einzuräumen. Aber es war schon genug,daß man ihm eine gewisse Autorität einräumte; mit Lug und Trug kamen, wie wir sehen werden,die Päpste bald weiter.Wenn auch Pipin sich sehr demütig zeigte, so fiel es doch seinem Sohn, Karl dem Großen, obwohler sich in Rom vom Papste zum Kaiser krönen ließ; nicht im allerentferntesten ein, sich diesemunterzuordnen; er betrachtete ihn als den ersten Reichsbischof, denn er selbst trat in alle Rechte,welche sonst der römische Kaiser ausgeübt hatte. Aber dieser sonst so vernünftige Mann, welcherdie Geistlichkeit wegen ihrer Habsucht, Prachtliebe und Sittenlosigkeit sehr derb zurechtwies, begingden dummen Streich, den Pfaffen ein wichtiges Recht zu gewähren, welches nur dazu diente,
die Macht zu stärken, <strong>von</strong> der Karls Nachfolger mißhandelt wurden; er bestätigte das Recht desZehnten.85Als die christlichen Priester sich ganz nach dem Muster der jüdischen bildeten, verlangten sie auchwie diese den zehnten Teil der Ernte usw. für sich. Bisher hatten sie die gläubigen Christen zur Zahlungdieser Abgabe zu überreden gewußt, und wenn auch schon am Ende des siebenten Jahrhundertseine fränkische Synode den Zehnten für eine göttliche Satzung erklärte und jeden mit demBann bedrohte, der ihn nicht bezahlen wollte, so war dies doch eben weiter nichts als ein Beweispfäffischer Unverschämtheit, die wir deren so viele haben.Karl der Große machte den Zehnten erst gesetzlich, und bald dehnten ihn die Pfaffen auf alles möglicheaus. Sie verlangten nicht nur den Zehnten <strong>von</strong> den Feldfrüchten, Schafen, Ziegen, Kälbern,Hühnern und dem Erwerb, sondern sie wollten ihn sogar <strong>von</strong> Dingen erheben, die sich für Geistlichesehr schlecht schickten. Als Beweis mag folgender Fall dienen:Zu Brescia belehrte ein Pfarrer die Frauen im Beichtstuhl, daß sie ihm auch den Zehnten <strong>von</strong> - ehelichenUmarmungen entrichten müßten. Eine der Frauen, welche sich <strong>von</strong> der Rechtmäßigkeit dergeistlichen Ansprüche hatte überzeugen lassen, wurde <strong>von</strong> ihrem Manne wegen ihrer langen Abwesenheitzur Rede gestellt; <strong>von</strong> ihm gedrängt, beichtete sie das saubere Beichtstuhlgeheimnis. Derbeleidigte Ehemann sann auf eine herbe Züchtigung. Er veranstaltete ein großes Gastmahl, zu welchemauch der zehntlustige Pfarrer geladen wurde. Als man in der besten Unterhaltung war, erzählteder Wirt der Gesellschaft die Nichtswürdigkeit des Pfaffen und wandte sich dann plötzlich andiesen, indem er ihm sagte: "Da du nun <strong>von</strong> meiner Frau den Zehnten <strong>von</strong> allen Dingen verlangst,so empfange nun auch den hier!" Dabei überreichte er dem Pfaffen ein Glas voll Urin usw. undzwang den halbtoten Pfarrer, dasselbe vor den Augen der ganzen Gesellschaft zu leeren. Seitdemwird ihm wohl der Appetit nach dem Zehnten etwas vergangen sein.Karls des Großen unwürdige Nachfolger begingen die Torheit, sich gleichfalls <strong>von</strong> den Päpstenkrönen zu lassen, und so wurde in dem Volke bald die Idee erweckt, daß der Papst die Krone zuvergeben habe, da er den Kaiser erst durch die Krönung zum Kaiser mache. Die Einwilligung, welcheaber die Päpste zu ihrer Wahl vom Kaiser bedurften, wurde stets in aller Stille und ohne Sangund Klang eingeholt, damit das Volk nichts da<strong>von</strong> merke.Papst Eugenius entwarf selbst den Eid, welchen er "seinen Herren, den Kaisern Ludwig und Lothar",leistete und den auch seine Nachfolger den Kaisern schwören mußten. Dieser Eid, den ichnicht ausführlich hersetzen will, steht auch in den Diplomen, die <strong>von</strong> den Kaisern <strong>Otto</strong> I. und HeinrichI. in der Engelsburg in Rom aufgefunden wurden. Es ist also klar bewiesen, daß die Päpsteselbst sich damals durchaus als Untergebene der Kaiser betrachteten.Man erstarrt förmlich über die grenzenlose Unverschämtheit, mit welcher die Päpste dies abzuleugnensuchen! Wahrhaft groß darin war Nikolaus I. (858-868). Er behauptete: "daß die Kaiser, wennsie Synoden für nötig hielten, stets nach Rom geschrieben und nicht befohlen, sondern nur gebetenhätten, eine Synode zusammenzurufen und dann gutgeheißen oder verdammt hätten, was man inRom für nötig fand".Dieser Nikolaus war sogar dreist genug, zu behaupten, "daß die Untertanen den Königen, die denWillen Gottes (d. h. des Papstes) nicht täten, keinen Gehorsam schuldig wären". Seinen Namensetzte er in allen Schriften vor den der Könige, ja, er wagte es, Lothar zu exkommunizieren, unddieser - bat wirklich demütig um Absolution!Die Erzbischöfe Teutgaud <strong>von</strong> Trier und Günther <strong>von</strong> Köln traten kühn dem frechen Nickel entgegen."Du bist ein Wolf unter Schafen", sagten sie zu ihm, "du handelst gegen deine Mitbischöfenicht wie ein Vater, sondern wie ein Jupiter; du nennest dich einen Knecht der Knechte und spielstden Herrn der Herren, du bist eine Wespe - aber glaubst du, daß du alles tun dürftest, was dir ge-
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ten Tatsachen hat Münch aus dem Mu