98Innozenz IV. verlieh den Kardinälen als Auszeichnung rote Hüte. Auf ihn folgte eine Reihe unbedeutenderPäpste. Urban IV., IV., der der Sohn Sohn eines eines Schuhflickers, stiftete das das Fronleichnamsfest zu zu Ehrender Hostie oder vielmehr des Abendmahls. Eine verrückte Nonne hatte ein Loch im Monde gesehen,und das flickte der päpstliche Schuhflicker mit einem neuen Kirchenfeste aus.Martin V., ein Franzose, war ein erbitterter Feind der Deutschen. Er wünschte, "daß Deutschlandein großer Teich, die Deutschen lauter Fische und er ein Hecht sein möchte, der sie auffresse wieder Storch die Frösche".Die Hohenstaufen erlagen im Kampfe mit dem Papsttum. Die Habsburger nahmen sich ein warnendesExempel daran; sie spielten daher lieber mit ihm unter einer Decke und zogen nun dem armenVolke vereinigt das Fell über die Ohren. Aus diesem Grunde werden auch beide gleiche Dauer haben.Innozenz V. war der erste Papst, der im Konklave gewählt wurde. Sein Vorgänger Gregor X. hattenämlich befohlen, daß nach seinem Tode sämtliche Kardinäle in ein Zimmer geschlossen werdensollten, welches für jeden eine besondere Zelle und keinen anderen Ausgang hatte als zum Abtritt.Jeder Kardinal hatte nur einen Diener bei sich. Das Zimmer durfte nicht verlassen werden, bis einneuer Papst gewählt war. War dies nach drei Tagen nicht geschehen, so erhielt jeder der Kardinälein den folgenden vierzehn Tagen nur ein Gericht und nach dieser Zeit nur Brot, Wein und Wasser.Diese Hungerkur beförderte merklich den Verkehr mit dem Heiligen Geist!Unter der Kirchenherrschaft <strong>von</strong> Nikolaus IV. (1288-1292) regierte über Tirol der wackere GrafMeinhard. Dieser hielt die liederlichen Pfaffen gehörig im Zaum und zog sich dadurch den Zorndes Papstes zu, der ihn in den Bann tat. Meinhard verteidigte sich wacker; er sagte: "Ich bin nichtder Angreifer, sondern meine Bischöfe, die keine Hirten, sondern Wölfe sind. Statt zu lehren, suchensie sich nur zu bereichern, Bastarde in die Welt zu setzen, zu tafeln und zu zechen. Weidet manso die Schafe Jesu? Sie nehmen gerade umgekehrt das Wort: 'Gebet ihnen den Rock'; sie nehmenauch noch den Mantel und sind schlimmer als Juden, Türken und Tartaren. Sie blenden das Volkdurch Zeremonien, und es genügt ihnen nicht, die Schafe zu melken und zu scheren; sie schlachtensie."Cölestin V. wurde aus einem einfältigen Eremiten ein noch einfältigerer Papst, und als KardinalCajetan eines Nachts durch ein versteckt angebrachtes Sprachrohr in sein Schlafzimmer schrie:"Cölestin, Cölestin, Cölestin! - lege dein Amt nieder, denn diese Last ist dir zu schwer", glaubte derDummkopf, der liebe Gott würdigte ihn einer persönlichen Unterredung, und dankte ab.Kardinal Cajetan trat als Bonifazius VIII. (1295-1303) an seine Stelle. Auf einem kostbar aufgezäumtenSchimmel, der <strong>von</strong> den Königen <strong>von</strong> Apulien und <strong>von</strong> Ungarn geführt wurde, ritt er zurKrönung. Nach der Rückkehr aus der Kirche, bei welcher Gelegenheit vierzig Menschen im Gedrängeselig gedrückt wurden, tafelte er öffentlich, und die beiden Könige standen als Bediente hinterseinem Stuhl und warteten ihm auf.Den neuen Papst verdroß es sehr, daß viele die Abdankung Cölestins als ungültig betrachteten, derüberall als Heiliger angestaunt wurde. Um der Sache ein Ende zu machen, ließ ihn Bonifaz einfangen.Der arme heilige Waldesel bat fußfällig, ihn doch wieder in seine Höhle zurückkehren zu lassen;aber all sein Flehen war umsonst. Er wurde auf dem festen Schloß Fumone in ein enges Behältniseingesperrt, wo er so wenig zu essen bekam, wie er nur immer wollte, so daß er kläglichverhungerte.Dieser Bonifazius war ebenso stolz wie Gregor VII. und Innozenz III. In einer Bulle <strong>von</strong> 1294 sagteer: "Wir erklären, sagen, bestimmen und entscheiden hiermit, daß alle menschliche Kreatur demPapst unterworfen sei und daß man nicht selig werden könne, ohne dies zu glauben." Dieser ungemesseneStolz mußte ihn sehr bald in feindselige Berührung mit stolzen weltlichen Monarchen
ingen. Philipp IV., der Schöne, <strong>von</strong> Frankreich geriet mit Bonifaz auf das heftigste zusammen.Aber der König war kein Heinrich IV., seine Großen keine Deutschen und der Papst kein Hildebrand.Er schrieb zwar an Philipp: "Bischof Bonifaz an Philipp, König <strong>von</strong> Frankreich. FürchteGott und halte seine Gebote. Du sollst hiermit wissen, daß du uns im Geistlichen und Weltlichenunterworfen bist. - Wer anders glaubt, den halten wir für einen Ketzer."Hierauf antwortete ihm der <strong>von</strong> seinem Parlament wacker unterstützte Philipp: "Philipp, <strong>von</strong> GottesGnaden, König <strong>von</strong> Frankreich an Bonifaz, der sich für den Papst ausgibt, wenig oder gar keinenGruß! Du sollst wissen, Erzpinsel (maxima Tua Fatuitas), daß wir in weltlichen Dingen niemandemunterworfen sind. Andersdenkende halten wir für Pinsel und Wahnwitzige." - Wie jämmerlich erscheintdagegen König Erich <strong>von</strong> Dänemark, welcher, mit Bann und Interdikt bedroht, schreibt:"Erbarmen, Erbarmen! Was haben meine Schafe getan? Alles was Ew. Heiligkeit mir auferlegen,will ich tragen. - Rede, dein Knecht höret."Der stolze "Erzpinsel" wurde aber bitter gedemütigt. Philipps Abgesandter, Nogaret, verbunden mitSciarra Colonna, gegen dessen Familie der Papst die unerhörtesten Grausamkeiten begangen hatte,überfielen ihn in seinem Schlosse Anagni und nahmen ihn gefangen. "Willst du die Tiara abtreten,die du gestohlen hast?" schnob ihn der wütende Colonna an. Bonifaz antwortete hochmütig. Daloderte der Zorn des schwer mißhandelten römischen Edelmannes hoch auf, er schlug den Papst insGesicht und schrie: "Willst du das Maul halten, Höllensohn! alter Sünder!" Mit Mühe hielt Nogaretden Wütenden zurück, daß er seine Rache nicht vollends befriedigte und dem sechsundachtzigjährigenBösewicht, der Seelenstärke genug hatte, Colonna zuzurufen: "Hier ist der Hals und hier dasHaupt!"Darauf setzte man den Vizegott auf ein Pferd ohne Sattel und Zaum, das Gesicht dem Schwanzezugekehrt, und brachte ihn in ein elendes Gefängnis, wo er, aus Furcht, vergiftet zu werden, dreiTage und drei Nächte lang nichts genoß, als ein wenig Brot und drei Eier, welche ihm ein altesMütterchen zusteckte. - Man möchte Mitleid haben mit dem alten Manne; aber er war ein alter Bösewicht,und man denke an den armen Cölestin, den er verhungern ließ.Das Volk zu Anagni befreiteBonifaz und brachte ihn im Triumph nach Rom. Aber die erlittene Demütigung hatte den stolzenalten Mann wahnsinnig gemacht. Er befahl seinen Dienern, sich zu entfernen, und schloß sich inseinem Zirnmer ein. Am Morgen fand man ihn tot. Sein weißes Haar war mit Blut befleckt; vorseinem Munde stand Schaum, und der Stock, den er in der Hand hielt, war <strong>von</strong> seinen Zähnen zernagt.So endet Bonifaz VIII., wie man vorhergesagt hatte: "Er wird sich einschleichen wie einFuchs, regieren wie ein Löwe und sterben wie ein Hund."Er starb wie ein Hund und lebte wie ein Schwein. Er erklärte öffentlich, daß Hurerei, Ehebruch undUnzucht gar keine Sünde sei, weil Gott Weiber und Männer dazu gemacht habe. Er lebte mit einerverheirateten Frau und mit ihrer Tochter zu gleicher Zeit und mißbrauchte seine Pagen zu unnatürlicherWollust, so daß sich diese untereinander die "Huren des Papstes" nannten.Was <strong>von</strong> seinem Glauben zu halten ist, ergibt sich aus folgenden Äußerungen, deren ihn Philippgegen Clemens V. beschuldigt: Gott lasse es mir wohlgehen auf dieser Welt, nach der anderen fragteich nicht so viel, als nach einer Bohne. - Die Tiere haben so gut Seelen wie die Menschen. - Es istabgeschmackt, an einen und an einen dreifachen Gott zu glauben. An Maria glaube ich so wenigals an eine Eselin und an den Sohn so wenig als an ein Eselsfüllen. Maria war eine Jungfrau, wiemeine Mutter eine war. - Sakramente sind Possen usw.Philosophen und andere Freigeister haben dergleichen Gedanken wohl schon öfters ausgesprochen;allein im Munde eines Papstes klingen sie um so seltsamer, als die Inquisition Tausende wegenweit unbedeutenderer Ausdrücke verbrennen ließ. - Clemens V. erklärte Bonifaz jedoch für einenfrommen, katholischen Christen, und nun wissen wir doch, wie ein solcher beschaffen sein muß, umden Päpsten zu gefallen.99
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dem diese sie dazu gebrauchten, den
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