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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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171thun muß, wann kein Mater vorhanden ist; denn malet schon der Müller mit bei tag, so versiehtsdoch die Müllerin bei nacht."Sebastian Ammann, der Ex-Prior der Kapuziner, den ich schon früher erwähnte, gibt eine Beschreibungda<strong>von</strong>, wie die Geißelung noch in gegenwärtiger Zeit in den Kapuzinerklöstern angewandtwird. Ich führe es hier nur an, damit die Leser nicht glauben, daß, was ich erzählte, nur dem "finsterenMittelalter" angehöre."Die Geißel ist ein Instrument, aus Eisendraht geflochten, ungefähr vier Schuh lang; ein Teil da<strong>von</strong>,den man beim Schlagen um die Hand windet, ist einfach, derjenige aber, mit dem man auf den Leibschlägt, fünffach geflochten und an den fünf Enden gewöhnlich mit eisernen Zacken versehen. DieGeißelung geschieht bei den Kapuzinern auf zweierlei Art. Im Chore nachts bei der Mette heben siedie Kutten auf und klopfen sich auf den bloßen Steiß, bis der Obere ein Zeichen zum Aufhören gibt.Da sie keine Hosen tragen, so geht die Szene schnell auf das Kommando vor sich. In dem Speisezimmer,wo die Geißelung am hellen Tage im Angesicht aller Konventualen vor sich geht, pflegtsie auf folgende Weise zu geschehen. Derjenige, welchem die Strafe zuteil wird, muß, bevor er zuTische geht, das wollene Hemd (Schweißblätz) und die leinene Schürze (Mutande), die unter derKutte getragen werden, ausziehen und so mit den anderen sich zum Tischgebet einstellen. Nachdiesem gehen alle übrigen zu Tische; der Sträfling aber wirft sich auf die Knie, legt die Geißel vorsich hin auf den Boden, faßt mit beiden Händen die Kapuze und zieht sich die Kutte über den Kopfaus, legt dieselbe vor seine Brust hin, so daß der vordere Leib bedeckt, der hintere aber ganz nacktist. In dieser Lage hält er mit der linken Hand die Kutte und in der rechten die Geißel.Auf ein Zeichen, das ihm der Obere gibt, beginnt er laut Bußpsalmen, das Miserere, De profundisund lateinische Gebete zu sprechen und schlägt sich so lange auf den nackten Rücken über die Achseln,bis der Obere zufrieden ist und das Zeichen zum Aufhören gibt. Zwickt sich der Pönitent mitder Geißel nicht heftig genug, so läßt ihn der Guardian länger beten und zerschlagen. - Wer nochnicht alles Schamgefühl verloren hat wie ergraute Kapuziner, der unterzieht sich dieser Operationgewiß ungern. Daß diese schamlose Handlung Anlaß zu der naturwidrigsten Unzucht gegeben hat,könnte ich jedem mannigfach beweisen, der daran zweifeln sollte." -Die Folgen des Zölibats zeigten sich bei den Mönchen auf eine noch widerlichere Weise als bei denWeltgeistlichen, die durch ihren Verkehr mit den Menschen doch noch Gelegenheit fanden, denmächtigen Geschlechtstrieb auf natürliche Weise zu befriedigen. Die strenge Zucht in allen Klösternerschwerte dies aber den Mönchen sehr, und so nahmen denn bei ihnen die unnatürlichen Lasterauf eine schaudererregende Weise überhand. Die zahlreichen Verbote, keine weiblichen Tiere inMönchsklöstern und keine Schoßhündchen in Nonnenklöstern zu leiden, sprachen laut genug dafür,welche Wege der unterdrückte Geschlechtstrieb aufsuchte.Das asketische Leben, die schwächende Diät und der häufige Genuß der Fische wie auch das Geißelntrugen sehr viel dazu bei, den "Fleischesteufel" mehr gegen die Mönche als gegen andere Menschenkinderaufzureizen; und ich sehe eigentlich nicht ein, warum nicht statt des Zölibatsgesetzesein anderes gegeben wurde, welches alle Knaben, die sich dem Klosterleben widmeten, zur Kastrationverurteilt. Dann würden sie Ruhe haben und nicht durch fleischliche Anfechtungen in ihrenfrommen Betrachtungen gestört werden und das Familienleben durch ihre Unsittlichkeit verpesten.Übrigens ist der Gedanke kein Originalgedanke; es gab schon längst vor mir Leute, welche ihnpraktisch ausführten. Der Ritter Bressant de la Rouveraye, empört über die skandalöse Prozession,welche zur Feier der Bluthochzeit in Rom veranstaltet wurde, gelobte, alle Mönche zu kombabisieren,die ihm in die Hände fielen. Wie ein Indianer die Skalpe seiner Feinde, so trug der grimmigeRitter die für die Erfüllung seines Gelübdes zeugenden Trophäen an seinem Wehrgehänge. - IphauerBauern, welche das Kloster Birkling in der Grafschaft Kastell zerstörten, nahmen an den erwischtenMönchen dieselbe Operation vor.

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