28anerkannt werden, so mußte er Handlungen verrichten, wie sie die Propheten verrichtet hatten.Alle Propheten <strong>von</strong> Moses an hatten "Wunder" getan; also mußte Jesus Wunder verrichten und verrichtetesie.Selbst auf dem Wege vernünftiger Untersuchung gefundene Wahrheit kommt noch heutigen Tagesnicht zur Geltung, wenn sie nicht durch äußere Umstände unterstützt wird und nicht in zeitgemäßemGewande auftritt, besonders wenn sie viele Interessen verletzt, und selbst Aberglauben hat weitgrößere Aussicht auf augenblicklichen Erfolg, wenn er diesen Interessen schmeichelt.Der Glaube, den Jesus erzeugen wollte, obwohl dem Armen und Unterdrückten Heil verheißend,verletzte die Interessen der herrschenden Klasse. Auf ihre Mithilfe konnte Jesus nicht rechnen, unddurch Wunder waren sie nicht zum Glauben zu bringen; denn die Wissenden und Eingeweihtenwußten, was sie <strong>von</strong> Wundern zu halten hatten. Die Heilsamkeit des Glaubens für das Volk, denJesus predigte, konnte sie nicht bewegen, ihn zu unterstützen, selbst wenn sie ihn einsahen; ihrEgoismus veranlaßte sie vielmehr, diesen Glauben womöglich im Keim zu unterdrücken und dessenUrheber zu vernichten. Die heutigen Hohenpriester und Pharisäer handeln ebenso wie die unter denJuden in jener Zeit.Jesus mußte sich also gänzlich auf das Volk stützen. Er verfuhr dabei auf durchaus praktische, ichmöchte sagen mathematische Weise, die zwar keinen augenblicklichen, aber einen sicheren Erfolghaben mußte. Er wählte sich als "Jünger" zwölf schlichte, ungebildete Leute aus dem Volk, welchener durch Beobachtung seines Handelns und seines reinen Wandelns persönliche Liebe und Anhänglichkeitund unbegrenztes Vertrauen einzuflößen verstand, woraus der feste Glaube an alles, was ersagte und verhieß, in ihnen erzeugt wurde. Wenn jeder <strong>von</strong> diesen Jüngern auf ähnliche Weise verfuhrund dieses System fortgesetzt wurde, so mußte sich die Zahl der Gläubigen nach einer bestimmtenProgression vermehren.Diese Jünger sahen die Wunder Jesu; sie glaubten an ihn und deshalb an seine Verheißung und lebtennach seiner Vorschrift. Seine Lehre war so einfach, daß Jesus es nicht für nötig hielt, sie niederzuschreiben;er vertraute dem lebendigen Worte der Jünger, in deren Herzen er diese Lehre niederlegte.Derselbe Weg, den Jesus zur Ausbreitung seiner Lehre einschlug, hatte sich schon sechs Jahrhundertevor dem Auftreten Jesu als praktisch bewährt; Buddha, der Reformator der indischen Religion,hatte ihn angewandt. Der Erfolg war derselbe und, wie wir jetzt beurteilen können, sogar in seinenAusartungen und deren Folgen. Europäer, welche zum erstenmal in einen modernen buddhistischenTempel in China treten, sind erstaunt über die Ähnlichkeit, die sie überall in den Gebräuchenmit denen der römischen Kirche finden. Die Buddhisten haben ihre Rosenkränze, Reliquien undKlöster so gut wie die römischen Katholiken.Buddha war jedoch der Sohn eines Königs, Jesus der Sohn eines Handwerkers, und diese Verschiedenheitbedingte schon eine Verschiedenheit der Handlungsweise. Während dem Prinzen ein tugendhaftesLeben genügte, den Brahminen gegenüber seiner revolutionären, den Kastenunterschiedaufhebenden Lehre Erfolg zu sichern, mußte der unter den Juden als Prophet auftretende Handwerkerssohnaußerdem "Wunder" tun und, damit "die Prophezeiungen der Propheten erfüllt würden",für seine Lehre sterben.Dieser Opfertod erschien Jesus als eine Notwendigkeit; er war eine reiflicher Überlegung entsprungeneHandlung. Daß dieses Opfer ein sehr schweres war und Jesus unter Herzensangst darübernachdachte, ob sich nicht ein anderer Weg finden lasse, geht aus den Evangelien ganz klar hervor.Am Ölberg betete er: "Vater, willst du, so nimm diesen Kelch <strong>von</strong> mir; doch nicht mein, sonderndein Wille geschehe."
29Wir sind es gewohnt, wenn wir an Jesus denken, ihn uns mit der Glorie vorzustellen, mit der ihnder Erfolg und neunzehn Jahrhunderte bekleideten; allein wenn er auch die Aufmerksamkeit seinerZeitgenossen, das heißt der Juden und der in ihrem Lande befindlichen Römer, erregte, so war erdoch vom Volke sehr bald vergessen, und sein Andenken lebte nur in dem sehr beschränkten Kreiseseiner Jünger und deren Anhänger. Philo, der ungefähr zwanzig Jahre nach dem Tode Jesu starb,erwähnt ihn gar nicht. Josephus, der einige Jahre später geboren wurde und sein Geschichtswerk inden letzten Jahren des ersten Jahrhunderts schrieb, erwähnt ganz beiläufig mit wenigen Worten seineHinrichtung; allein die Zahl der Anhänger seiner Lehre war noch so gering und unbedeutend,daß dieser Geschichtsschreiber, der alle Sekten aufzählt, die zu seiner Zeit bestanden, die Christengar nicht mitnennt. Erst in den Schriften späterer Jahrhunderte wird Jesus als der Stifter der christlichenReligion genannt.Alles, was wir <strong>von</strong> Jesus wissen, wissen wir durch die Schriften seiner Jünger, die aus der Erinnerungaufzeichneten, was sich das Volk <strong>von</strong> der Jugend Jesu erzählte und was sie mit ihm erlebt under bei dieser oder jener Gelegenheit gesagt hatte. Diese Jünger waren Leute aus dem Volk, ohnebesondere Bildung und Talent, die Jesus liebten und an ihn glaubten, ihn aber nur sehr unvollkommenverstanden und <strong>von</strong> seiner Seelengröße keinen Begriff hatten. Die Evangelien wurden vieleJahre nach dem Tode Jesu niedergeschrieben, und selbst das des Matthäus, weiches das älteste ist,entstand erst etwa vierzehn Jahre danach. Es ist daher sehr begreiflich, daß die Reden Christi nichtso wiederholt werden konnten, wie er sie sprach, sondern meist in der Weise wiedergegeben wurden,wie sie <strong>von</strong> den Jüngern verstanden wurden. Die natürliche Folge da<strong>von</strong> ist, daß die verschiedenenErzählungen nicht nur <strong>von</strong>einander abweichen, sondern auch Irrtümer und Widersinnigkeitenenthalten, welche späterhin zu den wahnwitzigsten Auslegungen und Folgerungen Veranlassunggaben, wo<strong>von</strong> wir im Verlaufe dieses Werkes zahlreiche Beispiele finden werden.Hier wollen wir nur zwei Hauptmomente in Betracht ziehen, auf welche die römische Kirche denallergrößten Wert legt, indem sie weit mehr auf diese als auf die Lehre Jesu selbst basiert ist. Essind dies die ihm zugeschriebene Göttlichkeit und die <strong>von</strong> ihm verrichteten Wunder.In der Einleitung haben wir uns über die Wunder ausgesprochen. Sind die dort ausgeführten Folgerungenrichtig, so konnte Jesu keine Wunder verrichten, und die ihm zugeschriebenen wunderbarenHandlungen geschahen auf natürliche Weise. Die Jünger, welche darüber als Augenzeugen berichten,sprachen die Wahrheit, das heißt, sie erzählten, was sie sahen, wie sie es verstanden. Sie kanntendie Mittel nicht, durch welche diese Handlungen bewirkt wurden, denn wäre dies der Fall gewesen,so würden die Wunder ihnen nicht als solche erschienen sein und gerade die damit bezweckteAbsicht, Glauben an Jesus zu erwecken, verfehlt haben. Was nun die Art der Erzählung der jünger<strong>von</strong> dem Geschehenen selbst anbetrifft, so wird man sie leicht begreifen und beurteilen können,wenn man die Erzählung eines ungebildeten Mannes, zum Beispiel eines in sein Dorf zurückgekehrtenBauern, anhört, der in der Residenz den Vorstellungen eines "Zauberers" beiwohnte, welchersein Publikum durch geschickte und sinnreiche Anwendung <strong>von</strong> mehr oder weniger bekanntennatürlichen Kräften in Erstaunen versetzt.Die Hinweisung auf sogenannte Taschenspielerkünste in Verbindung mit den <strong>von</strong> Jesus verrichtetenWundern hat für Christen etwas Widerwärtiges und Abstoßendes; allein das liegt mehr in der besonderenAnsicht, die sich in bezug auf die Person Jesu Geltung verschafft hat, und in der verhältnismäßiggeringen Achtung, in welcher moderne Zauberer in einer Zeit stehen, in welcher die Wissenschaftschon so weit vorgeschritten ist, daß ihre Resultate zu Spielereien und zu bloßer Unterhaltungdes Publikums benutzt werden können, ohne dasselbe wirklich zu täuschen.Was den Enkeln kindisch und trivial erscheint, wurde aber oft <strong>von</strong> unseren Großeltern mit demgrößten und furchtbarsten Ernst behandelt, wo<strong>von</strong> zum Beispiel das Hexenwesen einen betrübendenBeweis liefert, da diesem Aberglauben Hunderttausende unschuldiger Menschen zum Opfer fielen.
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