198Die vielen Reden <strong>von</strong> fleischlichen Anfechtungen, <strong>von</strong> natürlichen unsauberen Begierden, unkeuschenTräumen usw. hatten das unschuldige Mädchen ganz verwirrt gemacht, so daß sie Tagund Nacht an nichts anderes dachte, was denn auch mit wirklichen Anfechtungen endete, so daß siedem erfreuten Pater etwas zu beichten hatte. Sie wurde nun der Disziplin für würdig erachtet undwurde eine Devote wie die andern.Diese Bußgenossenschaft, zu welcher die schönsten Frauen und Mädchen <strong>von</strong> Brügge gehörten,bestand eine ganze Reihe <strong>von</strong> Jahren, ohne daß außerhalb des Kreises derselben das geringste verlautete.Aber der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht, und auch den frommen Beschäftigungendes faunischen Paters sollte ein Ende gemacht werden.Bei einer kleinen Festlichkeit einiger Mitglieder dieser Genossenschaft, der auch Pater Corneliusbeiwohnte, ging es sehr lustig zu. Der Pater tanzte mit einer hübschen Beichttochter und küßte siein seiner frommen Weinlaune auf den Mund. -Calleken Peters hörte da<strong>von</strong> durch eine der Anwesendenund war sehr betreten, dann sagte sie- "Man steht doch mutternackt vor ihm, und wie kannman wissen, ob ihn nicht etwas Menschliches anwandelt." Die andere erklärte ihn für einen Engel inMenschengestalt, der nicht sündigen könne; allein Calleken antwortete: "Ich behaupte nicht gerade,daß er sündigt, aber wie nun, wenn ihn eine menschliche Schwachheit ergreifen sollte, wie wolltestdu dich benehmen, um nicht mit zu sündigen?" - "Ich würde es in Demut geschehen lassen", antwortetedie andere, "denn ich bin Überzeugt, unser Herrgott würde mir solches nicht zur Sünderechnen um des heiligen Mannes willen, indem dieser die Handlung ohne eigentlich fleischlichesGelüste vollbrächte."Calleken wollte diese Religion nicht einsehen, allein der Pater, der Nachricht <strong>von</strong> dieser Unterredungerhielt, bekam einen großen Schrecken, und nach mehreren Unterredungen mit Calleken ließer sich <strong>von</strong> ihr in Gegenwart eines anderen Paters eine Erklärung unterschreiben, daß sie an ihm nieetwas bemerkt, was ihr Ärger gegeben habe, und daß sie nichts <strong>von</strong> einer heimlichen Disziplin wisse.Der Pater stellte ebenfalls ein Zeugnis aus, daß er Ohrenzeuge einer solchen Erklärung gewesen,und Cornelius wurde wieder ruhig, besonders da er sah, daß Calleken Peters das Geheimnis bewahrteund auch nicht aus seiner Beichtgenossenschaft austrat.Nach zwei Jahren kamen ihr aber Skrupel, und sie wollte <strong>von</strong> dem Pater aus der Bibel bewiesenhaben, daß die heimliche Disziplin zur Seligkeit absolut notwendig sei. Sie warf ihm vor, daß er aufder Kanzel die Bibelstellen ganz anders auslege als ihr, und er rief sehr verlegen: "Ah bah! wennich auf der Kanzel stehe, rede ich für die Weltkinder."Bei einem abermaligen Disput über diesen Gegenstand riß dem Pater die Geduld, und er befahl ihr,sich auf der Stelle zu entkleiden und die Pönitenz zu empfangen; allein Calleken weigerte sichdurchaus und erklärte, daß nur Beweise aus der Bibel sie vermögen könnten, zum alten Glauben andie Notwendigkeit der heimlichen Disziplin zurückzukehren. Er tobte und gab ihr drei WochenZeit, sich zu bedenken.Sie war bei ihrem Entschluß geblieben und ging nach drei Wochen ins Kloster. Cornelius war nichtzu Hause, und sie kam auf den Gedanken, eine Unterredung mit dem Guardian zu haben. Im Laufederselben fragte sie denselben, ob er Kenntnis habe <strong>von</strong> der Art und Weise, wie Pater Corneliusdiszipliniere?Nach dem der Guardian sich überzeugt hatte, daß nur Gewissensangst das Mädchen zu ihm trieb, soerklärte er ihr endlich, daß Cornelius zu den Menschen gehöre, <strong>von</strong> denen Jesus gesagt- "Wehe denen,die einen <strong>von</strong> diesen kleinsten ärgern; es wär ihm besser, daß ihm ein Mühlstein an seinen Halsgehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde."
Sie ging nun nicht mehr zu Cornelius, allein dieser belästigte sie fortwährend, und sie beschloßdaher, gegen alle fernere Teilnahme an der Bußsodalität zu protestieren. Cornelius war wütend,behandelte sie wie einen bösen Geist und übergab sie feierlich dem Teufel.Bis jetzt hatte das Mädchen geschwiegen, aber nun erhob es sich mit dem Stolz und Mut der gekränktenund mißhandelten Unschuld und rief: "Wehe Euch, Ihr fleischlich gesinnter Mensch, derIhr mit all diesem Nacktauskleiden und Disziplinieren nichts anderes gesucht habt, als Eure unkeuschenAugen und niederträchtigen Begierden zu befriedigen zum großen Ärgernis und Skandal <strong>von</strong>so viel unschuldigen Mädchen. Wehe Euch, es wäre besser, daß Euch ein Mühlstein an den Halsgehängt und Ihr in die Tiefe des Meeres versenkt würdet!"Die Wut des Paters war unbeschreiblich. Die Szene endete damit, daß er sie am Arm ergriff und zurTür hinausschob, wobei er wie wahnsinnig schrie: "Weg <strong>von</strong> hier, Ihr Paulianerin! ich sehe nun,daß Ihr eine Paulianerin geworden seid wie Betken Maes; weg, weg, ich übergebe Euch dem Teufel!"Calleken Peters ging ruhig nach Hause und lebte still und sittsam, ohne - aus Rücksicht für denGuardian und andere Frauen - <strong>von</strong> der seltsamen Bußanstalt des Paters zu reden, die immer fortblühte.Sie heiratete und kümmerte sich nicht darum; aber drei Jahre nach der oben erzählten Szenekam die ganze Geschichte durch die obenerwähnte Betken Maes an den Tag.Es war dies ein ausgezeichnet braves Mädchen. Sie hatte sich ganz und gar der Krankenpflege gewidmet,und wohin sie immer kam, erschien sie wie ein Engel des Trostes. Sie hatte auch zur Bußgesellschaft<strong>von</strong> Cornelius gehört, allein gab ihn als Beichtvater auf und beichtete einem trefflichenAugustiner-Mönch. Cornelius war wütend und verketzerte sie überall, allein Betken schwieg.Als sie einst bei einer Kranken war, die zu sterben meinte, verlangte dieselbe, in einer Kapuze zusterben, die sie <strong>von</strong> Cornelius erhalten, der ihr gesagt hatte, daß sie, wenn sie in derselben sterbe,gar nicht einmal in das Fegefeuer kommen werde. Betken suchte, ihr den Unsinn auszureden, dieFrau wurde böse, genas aber und erzählte die Sache Cornelius.Dieser verleumdete sie nun in allen Klöstern und Privathäusern, welche ihr die Kundschaft aufkündigten.Er wußte es sogar so weit zu bringen, daß ihr Beichtvater, weil er seine vereidigten Beichttöchterverleite, in den Bann getan wurde.Betken selbst wurde als Ketzerin sogar auf der Straße verfolgt und verspottet.In dieser Not beichtete sie dem Provinzial der Augustiner das Geheimnis der Bußanstalt. Der Provinzialbeschloß, den Vermittler zu machen, und bewog Cornelius, gegen ihr Versprechen zuschweigen <strong>von</strong> der Kanzel seine Reden gegen sie zu widerrufen. Er tat dies in verblümter, nur wenigenverständlicher Weise und erklärte überall, daß er den Schritt nur auf Andringen angesehener,dem Erasmianismus anhängender Häuser getan habe. Seine Meinung aber über das Mädchen seidieselbe.Betken Maes war völlig wie vogelfrei; sie traute sich aus Furcht vor dem Pöbel nicht auf die Straße,und die Nächte durchwachte sie in Angst, da sie jeden Augenblick eine Gewalttat der Fanatikeroder einen Besuch der schrecklichsten Inquisition erwartete. Der Trieb der Selbsterhaltung bewogsie zum letzten Mittel. In mehreren Häusern, wo man sie noch duldete, erzählte sie die Betrügereiendes Paters Cornelius und gab detaillierte Schilderungen <strong>von</strong> seiner Pönitenzanstalt. Anfangs glaubteman, sie erzähle ein <strong>von</strong> der Rachsucht eingegebenes Märchen; aber die Sache verbreitete sich undkam dem Magistrat zu Ohren, der diese Gelegenheit nicht ungern ergriff, um dem verhaßten Mönchan den Kragen zu kommen.199
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dem diese sie dazu gebrauchten, den
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38häupter derselben; sie beriefen
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56Jupiters Hofstaat bildeten, und w
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62Schachtel; eine Flasche voll ägy
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70Leo X. fand es vorteilhaft, den A
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88Der Strom der päpstlichen Nichts
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90Man erzählt nämlich, daß zwisc
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sich bereits seinen Bruder Dschem e
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