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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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125die Ermordung des mißliebigen Ministers. Die Aufregung stieg, und das <strong>von</strong> dem Volksvereindirigierte Volk zog vor den Quirinal, seine Wünsche darzulegen. Der Papst wollte "sich nicht imponierenlassen", allein als man das kanonische Recht - das heißt wirklich metallische Kanonen - gegenihn anwandte, hatte er nachzugeben und ein demokratisches Ministerium zu ernennen, an dessenSpitze Graf Mamiani della Rovere stand. Da sich Pius aber aller Macht beraubt sah, so hielt eres für zweckmäßig, am 24. November 1848 unter dem Schutze des bayerischen Gesandten GrafSpaur und in einer Verkleidung als Abbate aus Rom zu fliehen und sich in Gaêta unter den Schutzdes Königs <strong>von</strong> Neapel zu stellen. Die Folge da<strong>von</strong> war, daß Rom zur Republik erklärt wurde.Eine politische Geschichte Roms liegt außer dem Bereiche dieser Schrift, die weniger mit demFürsten des Kirchenstaates als mit dem Oberhaupt der römisch-katholischen Christenheit zu tun hat.Daß dieser zugleich weltlicher Fürst und als solcher in politische Händel verwickelt war, ein Umstand,welcher selbst <strong>von</strong> vielen Katholiken beklagt war, da er dem Oberhaupt der Kirche die Würderaubte. Wie derselbe in seiner Eigenschaft als Fürst durch französische Bajonette noch immerkünstlich erhalten wurde, ist bekannt wie auch die erfüllte Hoffnung, daß mit dem Aufhören diesesSchutzes der Papst <strong>von</strong> seinen weltlichen Regierungssorgen erlöst wurde.So bewegt und trübe die Laufbahn des Papstes Pius IX. als Fürst war, so waren doch seine Erfolgeals Oberhaupt der Kirche für ihn sehr günstig. Er trat genau in die Fußstapfen seines Vorgängers,allein er tat es in weniger schroffer Weise als dieser. Es gelang ihm, mit fast allen Mächten Konkordateabzuschließen, durch welche die Macht und das Ansehen der römischen Kirche wiederhergestelltwurden. Besonders erfolgreich war er in dieser Beziehung in Frankreich und Österreich, wodie Kirche ihren ganzen verderblichen Einfluß auf die Schulen wiedergewann.Die Fürsten, durch das Jahr 1848 erschreckt, hielten es für notwendig, den verdummenden undknechtenden Einfluß der Kirche auf das Volk wieder zur Unterstützung ihrer eigenen despotischenGelüste zu Hilfe zu rufen, während andererseits die römische Kirche, besonders in Deutschland,danach strebte, sich <strong>von</strong> dem Einfluß der weltlichen Regierungen möglichst frei zu machen. Zu demletzteren Zwecke wurden die Piusvereine gestiftet, deren erster 1848 im April in Mainz gegründetwurde und deren Zahl bald so sehr wuchs, daß bereits im Oktober desselben Jahres eine Generalversammlung<strong>von</strong> 83 solcher Vereine beschickt wurde. Von diesen Vereinen gingen nun unter verschiedenenNamen wieder andere Vereine hervor, die sämtlich für die Wiederherstellung der römischenHerrlichkeit in der umfassendsten und praktischsten Weise wirkten.Der ausgesprochene Zweck dieser Vereine ist es, mit allen gesetzlichen Mitteln zu wirken für dieFreiheit des römischen Glaubens und Kultus, für das göttliche Recht der Kirche zu lehren und zuerziehen; für unbeschränkten Verkehr zwischen Bischöfen und Gemeinden und zwischen beidenund dem Papste; für Heilung der Notstände und für freie Verwaltung und Verwendung des Kirchenvermögens.In politischer Beziehung wollten die Vereine nur zur Unterstützung der obrigkeitlichenGewalt und zur Förderung der staatlichen Zwecke indirekt beitragen; allein sie beschränktensich keineswegs darauf, sondern griffen, wo immer möglich, direkt in die Politik ein.Pius IX. war weit entfernt, das Unzeitgemäße der Lehren der römisch-katholischen Kirche zuzugeben,sondern im Gegenteil eifrig bemüht, den Glauben an alle im Mittelalter zur Geltung gebrachtenDogmen wieder zu erwecken, und die Welt erlebte <strong>von</strong> ihm die wunderbare Tatsache, daßer die wahnsinnige Lehre <strong>von</strong> der unbefleckten Empfängnis der Jungfrau Maria am 8. Dezember1854 in der Peterskirche durch feierlichen Akt zum Dogma erhob.Während die Tätigkeit der römischen Kirche in Deutschland solche Erfolge errang, verlor sie immermehr und mehr in Rom und in ganz Italien und besonders in Sardinien und im jetzigen KönigreichItalien, dessen konstitutionelle Regierung den Anmaßungen der Kirche entschieden entgegentrat.Den härtesten Schlag erhielt jedoch die römische Kirche, oder vielmehr die päpstliche Gewalt,durch den im Jahre 1866 stattgehabten Umschwung der Dinge. Die <strong>von</strong> dem österreichischen

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