86fällt? Wir kennen dich nicht und deine Stimme und fürchten nicht deinen Donner - die Stadt Gottes,<strong>von</strong> der wir Bürger sind, ist größer als Babylon, das sich rühmt, ewig zu sein, und das sich brüstet,als ob es nie irren könne!"Doch was halfen solche vereinzelte Anstrengungen? Die starke Kreuzspinne zu Rom spann ihreLügengewebe über ganz Europa und bestrickte damit endlich Könige, Bischöfe und Volk! Es gingaber damit den Päpsten noch immer zu langsam, sie ersannen einen Betrug, der ihnen schneller zumZiele helfen sollte und, Dank der Dummheit der Menschen, leider auch half!Niemand wollte noch an die Rechtmäßigkeit all der Rechte glauben, welche die Päpste nach undnach usurpiert hatten. Dies war ihnen in vielen Fällen fatal, und sie mußten sehr wünschen, nachweisenzu können, daß schon die ersten römischen Bischöfe solche Machtvollkommenheit gehabthätten, wie sie dieselben in Anspruch nahmen.Zu diesem Ende wurden zu Anfang des neunten Jahrhunderts die in der Geschichte unter dem Namender Pseudo-Isidorischen Dekretalen bekannten falschen Urkunden <strong>von</strong> einem päpstlichen Betrügerzusammengestellt. Sie wurden unter dem Namen des höchst geachteten Bischofs Isidor <strong>von</strong>Sevilla, der 636 starb, verbreitet und begannen mit sechzig Briefen der allerersten Bischöfe Roms,denen eine Menge bischöflicher Dekretalen (Beschlüsse), echte und falsche, folgten.Der Hauptzweck dieser Fälschung war es, die ganze Kirchenzucht über den Haufen zu werfen, denrömischen Bischof zum unumschränkten Kirchenmonarchen zu machen, ihm mit Vernichtung allerMetropolitan- und Synodalgewalt die Bischöfe unmittelbar zu unterwerfen; die Kirche <strong>von</strong> allerweltlichen Gerichtsbarkeit unabhängig zu machen und allen Einfluß des Staates auf kirchliche Angelegenheitenund Verhältnisse zu zerstören. In diesem sauberen Spitzbubenwerk ist auch eineSchenkungsurkunde enthalten, durch welche der Kaiser Konstantin dem Apostel Petrus das ganzeabendländische Reich und dessen Hauptstadt Rom zusichert!Das Betrügerische dieser Briefe und Urkunden liegt so klar am Tage, daß man kaum begreift, wieselbst Bischöfe ihnen damals Glauben schenken konnten. Aber die meisten derselben waren ungelehrteLeute, welche nicht einmal die Geschichte ihrer Kirche kannten. Fragte ein Gescheiter einmalnach den Originalen dieser Dekretalen, die doch in Rom aufbewahrt sein mußten und <strong>von</strong> denenman die Abschriften gemacht hatte, dann wußte man sehr schlau und ausweichend zu antworten,und die meisten Bischöfe ließen fünf gerade sein, da sie lieber <strong>von</strong> dem entfernten Bischof <strong>von</strong>Rom als <strong>von</strong> ihrem Metropolitan abhängig sein wollten, der ihnen zu nah auf die Finger sehenkonnte.In diesen Briefen, die angeblich <strong>von</strong> den römischen Bischöfen der ersten Jahrhunderte geschriebensein sollten, kommen Bezeichnungen <strong>von</strong> Dingen vor, die man zu ihrer Zeit noch gar nicht kannte.Ja, der betrügerische, unwissende Fälscher, welcher dies Buch verfaßte, läßt diese Bischöfe Stellenaus der Bibel nach der Übersetzung des viel später lebenden heiligen Hieronymus, selbst aus Büchernzitieren, die erst im siebenten Jahrhundert geschrieben waren! Noch mehr, es sind sogar Stellenaus den Beschlüssen einer Synode zu Paris im Jahre 829 in diesem ungeschickten Machwerkeaufgenommen!Doch wie lächerlich es auch klingen mag, diese Pseudo-Isidorischen Dekretalen, diese anerkannteFälschung, sind die Grundlagen des Papsttums. Durch sie wurden die Päpste unumschränkte Gesetzgeberin geistlichen und weltlichen Dingen, durch sie erhoben sie sich über Fürsten und Völker,ließen sich als Halbgötter anbeten, verfügten willkürlich über große Reiche, ja, verschenkten ganzeWeltteile.Der Titel also, den ein meuchelmörderischer Schurke Phokas erteilte; die Schenkung ihm nicht gehörigenGutes, welche ein Usurpator, Pipin, machte, und eine ganz gemeine Fälschung, diese Pseu-
do-Isidorischen Dekretalen, bilden die unheilige Dreieinigkeit, auf welcher die päpstliche Machtgegründet ist. Mord, Diebstahl, Fälschung! Ein sauberes Fundament!Das Gebäude, welches darauf erbaut wurde, hielt bis auf den heutigen Tag, denn es war gemörteltmit der Dummheit der Menschen, und die Risse, welche die Vernunft zu manchen Zeiten darinmachte, wurden zugeleimt mit dem Blute <strong>von</strong> Millionen! Die Pseudo-Isidorischen Dekretalen äußertenschon ihre Kraft unter dem obengenannten Papst Nikolaus I. und noch mehr unter JohannesVIII., der 872 den Römischen Stuhl bestieg. Er gebärdete sich schon wie ein rechter Papst undsprach <strong>von</strong> dem Kaiser Karl dem Kahlen: "da er <strong>von</strong> Uns zum Kaiser gekrönt sein will, so muß erauch zuerst <strong>von</strong> Uns gerufen und erwählt sein." Er war der erste, welcher den Kronkandidaten eineförmliche Kapitulation vorlegte, ehe sie zur Krönung nach Rom kommen durften.Karl dem Dicken, der einige Klostergüter verschenkt hatte, schrieb er: "Wenn du solche binnensechzig Tagen nicht wieder schaffst, sollst du gebannt sein, und wenn auch dies nicht hilft, durchderbere Schläge klug werden."Er sprach in einem Schreiben an die deutschen Bischöfe mit dürren Worten aus, wohin das Strebenaller Päpste zielte: "Was schaffen wir denn in der Kirche an Jesu Statt, wenn wir nicht für Jesusgegen der Fürsten Übermut kämpfen? Wir haben, sagt der Apostel, nicht mit Fleisch und Blut, sondernwider die Fürsten und Gewaltigen zu kämpfen." -Stephan V. (885-891) war schon nicht mehr damit zufrieden, ein Mensch zu sein, denn er sagte:"Die Päpste werden, wie Jesus, <strong>von</strong> ihren Müttern durch die Überschattung des Heiligen Geistesempfangen; alle Päpste seien so eine gewisse Art <strong>von</strong> Gott-Menschen, um das Mittleramt zwischenGott und den Menschen desto besser betreiben zu können; ihnen sei auch alle Gewalt im Himmelund auf Erden verliehen worden."Doch nicht nur die Päpste der alten Zeit beanspruchten solche Gottmenscherei; alle römischenPriester tun es bis in die neueste Zeit, und als Beweis dafür will ich eine Stelle aus einer Predigtanführen, welche am 16. August 1868 in der Pfarrkirche zu Ebersberg <strong>von</strong> dem Kooperator inOberdorfen, Anton Häring, gehalten wurde. Dieser Gott-Häring sagt: "Mit der Absolutionsgewalthat Jesus dem Priestertum eine Macht verliehen, die selbst der Hölle furchtbar ist, der selbst Luzifernicht zu widerstehen vermag; eine Macht, die sogar hinüberreicht in die unermeßliche Ewigkeit, wosonst jede irdische Macht ihre Grenze und ihr Ende findet; eine Macht, sage ich, die Fesseln zu brechenvermag, welche für eine Ewigkeit geschmiedet waren durch die begangene schwere Sünde. Ja,fürwahr! diese Macht der Sündenvergebung macht den Priester gewissermaßen zu einem zweitenGott, denn - Sünden vergeben kann naturgemäß eigentlich nur Gott. Und doch ist das noch nicht diehöchste Spitze der priesterlichen Macht, seine Gewalt reicht noch höher; Gott selbst nämlich vermager sich dienstbar zu machen! Wieso? Wenn der Priester zum Altare schreitet, um das heiligeMeßopfer darzubringen, da erhebt sich gleichsam Jesus Christus, der da sitzt zur Rechten des Vaters,<strong>von</strong> seinem Thron, um bereit zu sein auf den Wink seines Priesters auf Erden. Und kaum beginntder Priester die Konsekration, da schwebt auch schon Jesus, umgeben <strong>von</strong> himmlischen Scharen,vom Himmel zur Erde und auf den Opferaltar nieder und verwandelt auf die Worte des Priestershier Brot und Wein in sein seliges Fleisch und Blut und läßt sich dann <strong>von</strong> den Händen desPriesters heben und legen, und wenn er auch der sündhaftigste und unwürdigste Priester ist. Fürwahr,eine solche Macht übertrifft selbst die Macht der höchsten Himmelsfürsten, ja, sogar dieMacht der Himmelsköniginnen. Darum pflegte der heilige Franziskus <strong>von</strong> Assisi mit Recht zu sagen:'Wenn mir ein Priester und ein Engel zugleich begegnen würden, so würde ich zuerst denPriester grüßen, dann erst den Engel, weil der Priester eine viel höhere Macht und Hoheit besitzt alsdie Engel.'"Ich führe diese Stelle aus einer erst wenige Jahre alten Predigt nur deshalb an, um zu beweisen, daßder dumme Glauben unter den römisch-katholischen Christen noch kein überwundener Standpunktist, wie viele Leute im Norden <strong>von</strong> Deutschland glauben. - Doch kehren wir zu den Päpsten zurück.87
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dem diese sie dazu gebrauchten, den
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