Eigentliche Wunder, das heißt Dinge, welche gegen die Naturgesetze sind, kann es nichtgeben; was geschieht, geschieht auf natürliche Weise und entspringt aus natürlichenUrsachen, und wenn wir diese Ursachen nicht erkennen können, da unsere Kenntnis<strong>von</strong> den Eigenschaften und Kräften der Natur noch beschränkt ist, so ist die Annahmedoch eine durchaus vernünftige, wie aus den folgenden Auseinandersetzungenhervorgehen wird.20Viel gebildete Leser werden sich darüber wundern, daß ich mich bei den Wundernso lange aufhalte, da dies, um eine Modephrase zu gebrauchen, "ein längst überwundenerStandpunkt" ist; allein wenn dies auch in bezug auf den Gebildeten der Fallsein mag, so hat doch das Volk im allgemeinen diesen Standpunkt noch keineswegsüberwunden, und selbst der größte Teil derer, die sich zu den gebildeten zählen,werden aus den folgenden Beweisen erkennen, daß sie an Wunder glauben.Die Verteidiger des Wunderglaubens sagen zum Beispiel: Gott ist allmächtig, ausNichts hat Gott die Welt gemacht; und Millionen nehmen dies als eine so unumstößlicheWahrheit an, daß sie es mit Abscheu als ein Verbrechen betrachten, wenn jemandsagt: "Gott ist nicht allmächtig, Gott hat nicht die Welt aus Nichts gemacht,denn ein solcher Glaube ist unvernünftig."Daß das Weltall, wenn es aus getrennten Körpern besteht, die nach bestimmten Gesetzenzusammengesetzt und vermöge der jedem Körper innewohnenden Eigenschaftenmiteinander zu einem großen Ganzen vereinigt sind, einen Ursprung, eineUrsache haben muß, muß jeder mit Vernunft begabte Mensch zugeben. Die Ursacheoder Macht, welche das, was ist, bewegt und erhält ist Gott; und was ich in dem hierFolgenden sage, bezieht sich durchaus auf diesen Begriff und auf keine subjektiveVorstellung der Weltursache, wie sie irgendeiner der bestehenden oder vergangenenReligionen zugrunde liegt.Ich rede auch nicht <strong>von</strong> der Vorstellung, die ich mir selbst <strong>von</strong> Gott mache, denndiese, so vernünftig sie auch sein oder erscheinen mag, hat doch immer nur einensubjektiven Wert wie jede andere Gottesvorstellung; ich untersuchte mit meinerVernunft einfach, inwieweit sich die Idee der Allmacht und einer Erschaffung ausdem Nichts mit dem <strong>von</strong> mir oben definierten Begriff Gott verträgt. Ein Streben, dasWesen Gottes zu erkennen, ist gewiß der erhabenste Gebrauch, den der Mensch <strong>von</strong>dieser ihm <strong>von</strong> Gott gegebenen Vernunft machen kann.Wir erkennen die Beschaffenheit einer Ursache einzig aus ihrer Wirkung, und zunächsterscheint uns als eine solche das Weltall mit den Gesetzen, die es erhalten undbewegen. Wir haben keinen anderen Anhaltspunkt für die Beurteilung dieser Kraft,welche den Stoff zu organischen Körpern vereinigt, als unseren eigenen Gedanken,kraft dessen wir imstande sind, aus vorhandenem Material, dessen Eigenschaften wiraus Erfahrung kennen, Zusammensetzungen herzustellen, durch deren Aufeinanderwirkenein bestimmter Zweck erreicht wird, wie es durch eine Maschine oder durchein chemisches Präparat geschieht.Vergleichen wir eine Sperlingsfalle, die sich ein Kind aus Ziegelsteinen erbaut, miteiner Dampfmaschine, die ein Schiff bewegt, so ist es klar, daß ein bedeutend mehrausgebildeter Geist dazu gehörte, diese letztere zu erdenken, allein die Tätigkeit oderKraft, durch die beide hervorgebracht wurden, die Ursache aber, ist gleichartig.Vergleichen wir indessen den gewöhnlichsten Organismus der einen Teil des großenGanzen, der Welt bildet, zum Beispiel ein Blume oder einen Baum, mit der allervollkommenstenMaschine, welche der menschliche Gedanke hervorbrachte, so sieht
21auch der oberflächliche Beobachter, daß beide in bezug auf Vollkommenheit noch unendlichverschiedener sind als die Falle des Kindes und die Dampfmaschine; alleintrotzdem ist der Schluß vernünftig, daß der Organismus, den wir bewundern, seinenUrsprung einer geistigen Tätigkeit verdankt, die derjenigen ähnlich ist, welche dieSperlingsfalle und die Dampfmaschine zusammensetzte.Wenn wir aber den wunderbaren Organismus der ganzen Welt betrachten, soweit wirdenselben erkennen können, so schließen wir aus der Vollkommenheit, die wir überallentdecken, daß der Geist, welchem dieser Organismus seinen Ursprung verdankt,die höchste Potenz geistiger Vollkommenheit sein müsse.Manches in der Welt erscheint dem Beobachter allerdings unzweckmäßig und unvernünftig,also unvollkommen; allein die Erfahrung lehrt uns, daß eine unendlicheMenge <strong>von</strong> Einrichtungen und Dingen, die früher den Menschen so erschienen, späterals bewundernswürdig und vollkommen erkannt wurden, nachdem man denZweck entdeckt hatte. Diese Erfahrung ist so häufig gemacht, und die Menschensind so oft <strong>von</strong> ihrem Irrtum überführt worden, daß es vollkommen vernünftig ist anzunehmen,daß der Weltorganismus vollkommen, daß er der angewandte Gedankeder höchsten Vernunft, und daß alles, was ist, vernünftig ist.Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß die geistige Ursache der Weltorganisation,<strong>von</strong> der wir selbst einen Teil bilden, also Gott, dem menschlichen Geiste ähnlich sei,und sind daher vernunftgemäß berechtigt, <strong>von</strong> diesem Anhaltspunkt weiter zuschließen.Der menschliche Geist kann vorhandenen Stoff zu bestimmten Zwecken zusammensetzen,allein er kann durch seien Gedanken oder Willen keinen Körper aus demNichts hervorrufen oder schaffen, auch nicht einmal das kleinste Sandkörnchen. Danun unser Geist der einzige Anhaltspunkt für das Verständnis geistiger Kraft ist, undwir aus der erkannten Gleichartigkeit des menschlichen Geistes mit Gott auf die EigenschaftenGottes nur <strong>von</strong> denen schließen, die wir selbst besitzen, so kommen wirzu dem logischen Schluß, daß Gott die Welt, das heißt den Stoff, nicht geschaffenhaben kann.Da wir aber wissen, daß alles, was innerlich dieser Welt - <strong>von</strong> einem darüber Hinausliegendenkönnen wir überhaupt gar keinen Begriff haben - geschieht und ist, eineUrsache hat, so fragen wir natürlich: welches ist die Ursache des Stoffes? - undum sie zu lösen, sind wir wieder auf unsere Erfahrung und Vernunft angewiesen, diejedes Urteil überhaupt begründen.Kein Mensch kann einen Körper aus dem Nichts schaffen, allein ebensowenig vermager es, den Stoff zu vernichten. Die Form, in welcher sich der Stoff zeitweiligdarstellt, sehen wir täglich zerstören und wir vermögen das ebenfalls; allein <strong>von</strong> demStoff selbst, aus dem irgendein Körper zusammengesetzt ist, geht auch nicht daskleinste Teilchen verloren, wie jeder Chemiker am besten weiß, der sich täglich damitbeschäftigt, Körper in ihre verschiedenen Bestandteile zu zersetzen.Unser eigener Körper kehrt nach den Tode "zur Erde zurück". Das heißt, die Bestandteile,aus denen er besteht, zersetzen sich und werden wieder Bestandteile andererKörper. Legen wir Silber in Salpetersäure, so löst dieselbe das Metall auf, undverwandelt dasselbe in eine Flüssigkeit, in der das Silber durch das Auge nicht zuerkennen ist; allein wir wissen, daß es darin steckt und haben Mittel, es wieder inseiner Gestalt als Metall herzustellen. - Verbrennen wir einen Körper, das heißt zerstörenwir seine Form durch Feuer, so zersetzt er sich in Asche, Rauch und Gase, in
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