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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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75Die protestantischen Bischöfe der neueren Zeit hätten es gern auch so weit gebracht. Als FriedrichWilhelm III. <strong>von</strong> Preußen einst in Magdeburg aus dem Wagen stieg und sich dabei bückte, erhobschon der Bischof Dräseke seine Hände und seine Stimme, um ihm den Segen zu erteilen. Zumgroßen Verdruß des Bischofs schob ihn der sonst so fromme König beiseite und sagte ärgerlich inseiner kurzen Weise: "Dumm Zeug! - so was nicht leiden!"Das Hauptstreben der Bischöfe war darauf gerichtet, die Einmischung der "weltlichen" Macht in dieKirchenangelegenheiten zu beseitigen, ja, womöglich die Kaiser sich unterzuordnen. Der Bischof<strong>von</strong> Mailand, Ambrosius, machte damit gleich auf sehr freche Weise den Anfang. Er nahm es sichheraus, den Kaiser Theodosius zu exkommunizieren, das heißt, <strong>von</strong> der Kirchengemeinschaft auszuschließen.Manche Kaiser, denen die Pfaffen mit der Hölle zusetzten, waren schwach genug, zu den pfäffischenAnmaßungen zu schweigen, und wenn nun das Volk sah, wie ihre gefürchteten Oberherrensich so demütig gegen die Bischöfe betrugen, mußte es natürlich auf den Gedanken kommen, daßdiese übermenschliche Wesen seien. In einigen Orten wurden denn auch die Bischöfe <strong>von</strong> denChristen mit dem evangelischen Hosianna empfangen.So stieg der Hochmut der Pfaffen <strong>von</strong> Jahr zu Jahr. Schon 341 n. Chr., auf der Synode <strong>von</strong> Antiochien,wurde es den Geistlichen verboten, sich in kirchlichen Angelegenheiten ohne Erlaubnis derBischöfe an den Kaiser zu wenden. Die niedere Geistlichkeit wurde überhaupt immer mehr unterdrückt,und die Landbischöfe, welche über ihre Gemeinden ganz dasselbe Recht 'gehabt hatten wiedie Stadtbischöfe, wurden 360 durch Beschluß der Synode <strong>von</strong> Laodicäa ganz abgeschafft.Das gewöhnliche Sprichwort sagt: "Eine Krähe hackt der andern nicht die Augen aus"; aber diePfaffen machten es zunichte, denn sie hackten sich nicht nur die Augen aus, sondern die Köpfe ab,wenn sie konnten und es ihnen paßte. Wegen der lächerlichsten theologischen Streitigkeiten lagensie sich fortwährend in den Haaren und erfüllten deshalb die Welt mit Unruhe und Mord.Einen bedeutenden Anteil an den theologischen Streitigkeiten hatten die zahllosen Mönche, welcheihre Ansichten nicht allein mit geistlichen Waffen, sondern weit wirksamer mit höchst irdischenKnütteln verfochten. Sie bildeten förmliche Freikorps, welche <strong>von</strong> den fanatischen Bischöfen benutztwurden und oft die greulichsten Exzesse begingen. Ein römischer Feldherr, Vitalianus, mußte314 in Konstantinopel einrücken, um die Stadt vor den wütenden Mönchen zu schützen.Die zweite Kirchenversammlung zu Ephesus 449 n. Chr. erhielt den Namen Mörderversammlung,weil hier die tollen Mönche mit dem Schwert in der Hand die Annahme der Glaubenssätze erzwangen,welche sie für gut hielten. Einer der größten Fanatiker war der Bischof Cyrillus <strong>von</strong> Alexandrien.Sein Haß traf die in dieser Stadt seit siebenhundert Jahren wohnenden Juden. Er hetzte dieMönche und den Pöbel gegen sie auf, ließ ihre Synagogen niederreißen und jeden Juden niederhauen,der in ihre Hände fiel. So verlor Alexandrien vierzigtausend seiner Bürger!Der römische Präfekt Orestes wollte der Verfolgung Einhalt tun, allein er verlor darüber beinahesein Leben, indem er <strong>von</strong> einem wütenden Mönch mit einem Stein am Kopfe schwer verwundetwurde. Die römische Regierung schwieg, da sie die Schuldigen nicht zu strafen wagte. So hoch wardie Macht der Pfaffen bereits gestiegen.Die schändlichste Grausamkeit verübten diese christlichen Mönche aber gegen die Geliebte diesesPräfekten, die Tochter des Mathematikers Theon, die liebenswürdige Philosophin Hypatia. Zur Fastenzeitrissen die Mönche dies herrliche Weib aus ihrem Wagen, zogen sie nackend aus undschleppten sie wie ein Opferlamm in die Kirche. Hier ermordete man sie auf die grausamste Weise:Kannibalische Pfaffen kratzten ihr mit Muscheln das Fleisch <strong>von</strong> den Knochen und warfen die nochzuckenden Glieder ins Feuer.

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