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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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124Die Unzufriedenheit im Kirchenstaate war groß, und bald nach seiner Besteigung des PäpstlichenStuhles brachen Aufstände aus, welche jedoch mit Hilfe österreichischer und französischerTruppen unterdrückt wurden. Anstatt, wie er verheißen, das Los seiner unglücklichen Untertanen zuerleichtern, zog er auf den Rat einiger Kardinäle die Zügel der Regierung noch schärfer an, und jedefreie Äußerung wurde im Kirchenstaate noch härter bestraft als zu jener Zeit selbst in Österreichoder Preußen.Schon unter Pius VIII. war Gregor XIV. zu politischen Unterhandlungen gebraucht worden, undnamentlich leitete er diejenigen, welche mit Preußen wegen der gemischten Ehen gepflogen wurden.Als Papst geriet er mit allen Regierungen in Streit, denn er trachtete danach, seine geistlicheGewalt in ihrer alten Herrlichkeit wiederherzustellen. Alle Anmaßungen der Päpste und der Hierarchiewurden <strong>von</strong> ihm mit Starrsinn aufrechterhalten, alles, was dem entgegenstand, bekämpft undAnstalten und Einrichtungen begünstigt, welche seit Jahrhunderten zur Unterstützung dieses Strebensgedient hatten. Die Wissenschaften wurden unterdrückt, die Jesuiten begünstigt und Klöstererrichtet oder neu aufgeführt.Mit Spanien und Portugal kam er in Streit, ebenso mit Preußen wegen der Erzbischöfe Droste <strong>von</strong>Vischering und Dunin; mit Rußland gleichfalls und auch mit der Schweiz wegen Aufhebung derKlöster im Aargau.Er starb am 1. Juni 1846, und die Welt freute sich, einen Mann los zu sein, dessen ganzes Trachtenes gewesen war, die Weltuhr zurückzustellen, während es überall gärte und das Volk zum Fortschrittdrängte.Zu seinem Nachfolger wurde Pius IX. erwählt, <strong>von</strong> dem man hoffte, daß er der letzte eigentlichePapst sein würde. Sein Name war Giovanni Maria Graf Mastai-Ferretti. Er wurde am 13. Mai 1792in Sinigaglia geboren. Er war ein <strong>von</strong> den Damen sehr wohlgelittener junger Mann geworden, als erin die päpstliche Garde treten wollte; allein leider konnte er nicht angenommen werden, da er an derfallenden Sucht oder Epilepsie litt. Er beschloß daher, die geistliche Laufbahn einzuschlagen, undfing an, die unnütze Wissenschaft zu studieren, welche man Theologie nennt, die aber den relativenNutzen hat, daß sie zu hohen Ehren und Stellen führen kann. Ein römisch-katholischer Priester darfaber an keinem körperlichen Gebrechen leiden, und die Kirche hat sehr triftige Gründe dafür; derjunge Graf Ferretti würde daher mit seinen epileptischen Anfällen gleichfalls <strong>von</strong> ihr zurückgewiesenworden sein, wenn sich nicht der Himmel mit einem Wunder hineingemischt hätte. Ein Geistlicherin Loretto, namens Strambi, heilte ihn <strong>von</strong> dem gräßlichen Übel durch Magnetismus, das heißtdurch Handauflegen - eine Kraft, welche übrigens auch viele Ketzer haben und ausüben.Da nun nichts seiner Weihe als Priester im Wege stand, so wurde er in Rom als Priester ordiniertund 1823 mit der Mission nach Chile in Südamerika geschickt. Von dort kehrte er nach zwei Jahrenzurück, wurde 1827 Erzbischof <strong>von</strong> Spoleto, 1833 Bischof <strong>von</strong> Imola und 1840 Kardinal. Am16.Juni 1846 wurde er zum Papst gewählt und als Pius IX. am 21. Juni gekrönt.Selten trat ein Papst seine Regierung unter so günstigen Umständen an, denn die Härte seines Vorgängersließ jede versönliche Maßregel, jede Verbesserung als doppelt wertvoll erscheinen. Da PiusIX. ein milder und für einen Papst freisinniger Mann war, so trugen ihm die Italiener eine an Enthusiasmusgrenzende Liebe entgegen. Man erwartete indessen mehr <strong>von</strong> ihm, als er in seiner Stellungals Papst leisten konnte und wollte, und die <strong>von</strong> der revolutionären Partei ihm zugemuteten Schritteüberschritten diese Grenze.Das Jahr 1848 brach an; auch der Papst mußte dem Sturme folgen und die Verfassung vom März1848 bewilligen, obwohl mit Widerstreben. Das konstitutionelle Regieren war aber einem Papst einungewohntes Ding, und um den heraufbeschworenen Geist in seine Schranken zu bannen, wurde<strong>von</strong> ihm Graf Pelegrino de Rossi zum Minister ernannt, welcher das Volk durch strenge Maßregelnin Furcht halten wollte. Das ging nicht im Jahre 1848, und die Folge waren Aufstände in Rom und

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