142vorzuheben. Doch treffe die Wahl nur einen solchen, der das Geld verachtet und sein ganzesLeben Gott weiht, der keine Kinder und keine Enkel bat. - - Der Bischof muß durchaus nicht durchLiebe zu den fleischlichen Kindern verhindert werden, aller Gläubigen geistlicher Vater zu werden.Aus diesen Ursachen verbieten wir, jemanden, der Kinder und Enkel hat, zum Bischof zu weihen."In derselben Verordnung wird den Bischöfen auch verboten, in ihrem Testamente ihren Verwandtenetwas <strong>von</strong> dem zu vermachen, was sie als Bischöfe erwarben.Die folgenden Bestimmungen sind noch strenger, und in einem Erlaß <strong>von</strong> 531 befiehlt Justinian,daß niemand zum Bischof geweiht werde, als wer keiner Frau ehelich beiwohne und Kinder zeuge.Statt der Frau möge ihm die heiligste Kirche dienen. - Diese ist aber, nach des heiligen Ambrosiusüppiger Schilderung: eine nackte reizende Braut, deren schöne und bezaubernde Gestalt Jesum mitBegierde erfüllt und ihn bewogen habe, sie zur Gemahlin für sich zu erwählen!Daß alle strengen Gesetze wenig fruchteten, dafür könnte man unendlich viele Beweise anführen.Alle Synoden waren bemüht, schärfere Verordnungen zu erlassen, und auf einer im Jahre 751 gehaltenenwurde bestimmt: "Der Priester, welcher Unzucht übt, soll in ein Gefängnis gesteckt werden,nachdem er vorher gegeißelt und ausgepeitscht worden ist."Ratherius <strong>von</strong> Verona, der zu Anfang des 10. Jahrhunderts lebte, klagt: "Oh! wie verworfen ist nichtdie ganze Schar der Kopfgeschorenen, da unter ihnen keiner ist, der nicht ein Ehebrecher ist oderein Sodomit." Unter so bewandten Umständen war es dann wohl natürlich, daß vielen Christen Bedenkenkamen, ob es wohl ziemlich sei, daß sie das, was sie für das Heilige hielten, das Abendmahl,aus so beschmutzten Händen annehmen könnten.Auf eine deshalb an ihn gerichtete Frage antwortete Papst Nikolaus I.: "Es kann niemand, so sehr erauch verunreinigt sein mag, die heiligen Sakramente verunreinigen, welche Reinigungsmittel allerBefleckungen sind. Der Sonnenstrahl, welcher durch Kloaken und Abtritte geht, kann doch dieserhalbkeine Befleckung an sich ziehen. Daher mag der Priester beschaffen sein, wie er will, erkann das Heilige nicht beflecken." Aus diesem beruhigenden Bescheid und passend gewählten Vergleichsieht man übrigens, daß die Pfaffen beim Papst in nicht besonders gutem Geruch standen!Die Ansichten der Kirche <strong>von</strong> der Ehe übten aber nicht nur ihren demoralisierenden Einfluß auf diePfaffen selbst aus; die Ehrwürdigkeit der Ehe im allgemeinen litt darunter, denn es war nur natürlich,daß ein Verhältnis, welches <strong>von</strong> den so hochverehrten Lehrern verachtet wurde, auch bei denLaien nicht in besonderer Achtung stehen konnte. Die Liederlichen benutzten daher gern die Zeitansicht,um ledig zu bleiben und so ungezwungener ihren Leidenschaften zu folgen; und die Verheirateten,welche ihrer Weiber überdrüssig waren, fanden leicht einen heiligen Vorwand, sich ihrerzu enthalten und sich außer dem Hause zu entschädigen.Das Leben der Päpste um diese Zeit, besonders im elften Jahrhundert, war wenig geeignet, auf dieSittlichkeit der Geistlichkeit vorteilhaft einzuwirken. Ich verweise in bezug hierauf auf das vorigeKapitel.Ein großer Eiferer gegen die Priesterehe, obwohl auch gegen die Unzucht der Pfaffen, war der KardinalPetrus Damiani, der durch seine Schriften einen ganz außerordentlich großen Einfluß ausübte;das heißt in bezug auf das Zölibat, aber nicht auf die Besserung der Geistlichen. Er war im Jahre1002 in Ravenna <strong>von</strong> ganz armen Eltern geboren, die schon so viele Kinder hatten, daß sie nichtwußten, was sie mit dem neuen Ankömmling anfangen sollten. Die harte Mutter faßte denEntschluß, den Knaben auszusetzen, wurde aber durch die Frau eines Priesters da<strong>von</strong> abgehalten.Petrus weihte sich der Kirche und wurde endlich im Jahre 1058 oder 59 Kardinalbischof <strong>von</strong> Ostia.Er nahm diese Stelle nur mit Widerstreben an und, empört über die Verderbtheit der Pfaffen, gab ersie bald wieder auf und zog sich in ein Kloster zurück, wo er 1069 starb.
143Damiani entwirft <strong>von</strong> dem Schandleben der Pfaffen in seinem Liber Gomorrhianus ein traurigesBild. Er beklagt und schildert darin ihre Hurerei, ihre widernatürliche Unzucht, insbesondere ihreSodomiterei, ihre Unzucht mit Jünglingen und Knaben, ihre Unflätereien mit Tieren; die Unzuchtder Pfaffen und Mönche untereinander, mit ihren Beichtkindern, und führt an, wie die gemeinschaftlichenVerbrecher, um ungestört fortsündigen zu können, sich einander in der Beichte absolvieren.Damiani wird in seinem Eifer gegen die Weiber der Priester oft spaßhaft, und seine Anrede an dieselbenist wahrhaft originell. "Indes rede ich auch euch an, ihr Schätzchen der Kleriker, ihr Lockspeisedes Satans, ihr Auswurf des Paradieses, ihr Gift der Geister, Schwert der Seelen, Wolfsmilchfür die Trinkenden, Gift für die Essenden, Quelle der Sünden, Anlaß des Verderbens. Euch, sageich, rede ich an, ihr Lusthäuser des alten Feindes, ihr Wiedehopfe, Eulen, Nachtkäuze, Wölfinnen,Blutegel, die ihr ohne Unterlaß nach Mehrerem gelüstet. Kommt also und hört mich, ihr Metzenund Buhlerinnen, Lustdirnen, ihr Mistpfützen fetter Schweine, ihr Ruhepolster unreiner Geister, ihrNymphen, Sirenen, Hexen, Dirnen und was es sonst für Schimpfnamen geben mag, die man euchbeilegen möchte.Denn ihr seid Speise der Satane, zur Flamme des ewigen Todes bestimmt. An euch weidet sich derTeufel wie an ausgesuchten Mahlzeiten und mästet sich an der Fülle eurer Üppigkeit. Ihr seid dieGefäße des Grimmes und des Zornes Gottes, aufbewahrt auf den Tag des Gerichts. Ihr seid grimmigeTigerinnen, deren blutige Rachen nur nach Menschenblut dürsten, Harpyen, die das Opfer desHerrn umflattern und rauben und die, welche Gott geweiht sind, grausam verschlingen.Auch Löwinnen möchte ich euch nicht unpassend nennen, die ihr nach Art wilder Tiere eure Mähneerhebt und unvorsichtige Menschen zu ihrem Verderben in blutigen Umarmungen räuberisch umklammert.Ihr seid die Sirenen und Charybden, indem wir, während ihr trügerisch anmutigen Gesangertönen laßt, unvermeidlichen Schiffbruch bereitet. Ihr seid wütendes Otterngezücht, die ihrvor Wollustbrunst Jesum, der das Haupt der Kleriker ist, in euern Buhlen ermordet."Damiani muß ein komischer Kauz gewesen sein, und um seinen Reichtum an Schimpfwörternkönnte ihn manches Fischweib beneiden. Nicht weniger seltsam sind oft seine Vergleiche. So zumBeispiel vergleicht er, um der Markgräfin Adelheid <strong>von</strong> Turin die Nachteile der Priesterehe begreiflichzu machen, die Priester mit ihren Frauen den Füchsen, die Simson bei den Schwänzen aneinanderband,Fackeln dazwischen steckte, sie anzündete und sie dann in die Saatfelder der Philister jagte.Damiani war es vorzüglich, welcher Papst Gregor VII. den Weg bahnte. Durch ihn und andere Eifererkam es endlich so weit, daß die Orthodoxen die außereheliche Unzucht für weit weniger verbrecherischhielten als die Ehe, und zur Zeit Kaiser Heinrichs IV. verstießen viele Ehemänner, sowohlGeistliche als Laien, ihre Weiber und gesellten sich zu Jungfrauen, die ebenfalls wie sie Keuschheitgelobt hatten. Kurz, es erneuerte sich wieder der Unfug mit den Liebesschwestern, der eigentlichunter den Geistlichen nie aufgehört, nur daß man die geheuchelte Keuschheit beiseite getan und inehrlicher, offener Hurerei gelebt hatte.Andere Ehemänner, in Verzweiflung darüber, daß sie als Verheiratete nicht selig werden könnten,verstießen gleichfalls ihre Frauen und begaben sich samt Hab und Gut unter den Schutz der Möncheund führten eine gemeinsame kanonische Lebensweise.Trotzdem stieß aber Gregors VII. Zölibatsgesetz auf den entschiedensten Widerstand. Lambert <strong>von</strong>Aschaffenburg erzählt, daß bei der Bekanntmachung desselben die ganze Schar der Geistlichen gemurrthabe. Alle wären der Meinung gewesen, daß es besser sei, zu freien, als Brunst zu leiden, unddaß durch das Verbot der Ehe der Hurerei Tor und Tür geöffnet würde. Wolle Gregor auf seinerMeinung bestehen, so wollten sie lieber dem Priestertum entsagen, dann möge er, den Menschenanstinken, sehen, woher er Engel zur Regierung des Volkes in den Kirchen bekomme."
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