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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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155frischung für die armen Seelen im Fegefeuer, die mächtigste Vogelscheuche für den Teufel, undwar für 30 Kreuzer zu haben, ja, die Bettelmönche lasen für die Hälfte und standen sich um so besser.Einzelne Klöster wurden außerordentlich reich durch einen Ablaß, zu welchem ihnen der Papst einbesonderes Privilegium gegeben hatte. Der Portiunkula-Ablaß brachte den Franziskanern Millionen.- Ein Hieronymitenkloster bei Valladolid mit achtzig Mönchen hatte das ausschließliche Privilegium,die Kreuzbulle zu verkaufen, was ihm jährlich 12 000 Dukaten eintrug.So gern nun auch die Mönche nahmen, so ungern gaben sie, und jeder, der es wagte, sie mit Gewaltdazu zu zwingen, wurde bis in den tiefsten Abgrund der Hölle verflucht, wie folgende Formel zeigt,die einer jeden Schenkungsurkunde angehängt war: "Sein Name ist vertilgt aus dem Buche des Lebens;und alle Plagen Pharaons sollen ihn treffen - der Herr werfe ihn aus seinem Eigentum undgebe solches seinen Feinden - sein Teil sei bei dem Verräter Judas - bei Dattam und Abiram - seineÄcker werden wie Sodom, und Schwefel verderbe sein Haus wie Gomorra, - die Luft schicke LegionenTeufel über ihn - er sei verflucht vom Fuße bis zum Haupte, daß ihn die Würmer mit Gestankverzehren und seine Eingeweide ausschütte wie Judas - sein Leichnam werde verzehrt <strong>von</strong> den Vögelnund wilden Tieren, und sein Gedächtnis <strong>von</strong> der Erde vertilgt - verflucht alle seine Werke, verflucht,wenn er aus- und eingeht, verflucht sei er im Tode wie ein Hund, wer ihn begräbt, sei vertilgt.Verflucht die Erde, wo er begraben wird, und er bleibe bei den Teufeln und seinen Engeln imhöllischen Feuer!" - Dabei mußte einem Christen des Mittelalters wohl der Appetit nach Klostergutvergehen!Wenn nun auch das Hauptgeschäft der Mönche im Handel mit geistlicher Ware bestand, so ließensie sich doch auch zu dem mit irdischen Dingen herab, als die ersten im Kurs zu fallen begannen.Viele Klöster wußten sich das Recht zu erwerben, Wein und Bier zu verzapfen, und verdienten damitviel Geld. In Nürnberg verkaufte eins jährlich 4500 Eimer Bier. Jeder Bettler, der in seineBierstube kam, erhielt einen Pfennig, aber das Glas Bier wurde ihm für zehn Pfennig verkauft.Im allgemeinen gaben sich die Mönche aber mehr mit dem Trinken als mit dem Verkaufen ab, unddie Klosterkeller stehen bei allen alten Zechern im besten Andenken. Die frommen Väter hatten inihren Kellern Fässer, die größer waren als die Zellen ihrer Vorfahren, der armen Einsiedler.Als man in Österreich die Klöster aufhob, fand man selbst in Nonnenklöstern herrlich verseheneWeinkeller. Die Kanonissinnen zu Himmelspforten in Wien hatten in dem ihrigen noch 6800 Eimerund Raum für das Doppelte. Es gab da einen Gottvaterkeller, Gottsohn- und Heiligengeistkeller,einen Muttergottes-, Johannes-, Xaver- und Nepomukkeller. Der allergrößte, der Gottsohnkeller,war leer bis auf ein einziges Faß. - Was mag nun erst in Mönchsklöstern für ein Vorrat gewesensein!Saufen galt bei den alten Rittern für eine Tugend, und es war die einzige, in welcher sie es einigermaßenweit brachten, worin sie aber dennoch im allgemeinen <strong>von</strong> den Mönchen übertroffen wurden;einzelne Ausnahmen fanden freilich statt, und es kam sogar vor, daß Mönche <strong>von</strong> einem Rittertotgesoffen wurden.Ein sehr geachteter protestantischer Geistlicher zu Caen in Frankreich war angeklagt worden, überdie Ohrenbeichte der Katholiken schlecht gesprochen zu haben. Die Sache wurde sehr strenge untersucht,aber man konnte an dem Geistlichen keine Schuld finden, und er wurde freigesprochen.Der Jubel darüber war in Caen ungeheuer, und jeder suchte seine Freude auf irgendeine Weise anden Tag zu legen. Dies tat denn auch ein Ritter, welcher in einem ziemlich schlechten Rufe stand.Er lud zwei Kapuziner ein, und "der Wein floß in Strömen". Es begann ein Wettsaufen, welchesdamit endete, daß einer der Mönche mausetot auf dem Platze blieb. - Seelenvergnügt ging nun derprotestantische Edelmann zu dem Geistlichen und sagte: "Er sei über dessen Freisprechung außerordentlicherfreut und habe gedacht, dies durch nichts besser an den Tag zu legen als dadurch, daß

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