108verstehe". Hadrian war ein hölzerner Pedant und viel zu ehrlich, als daß man ihn lange auf demPäpstlichen Stuhl hätte dulden können. Die Satiriker nahmen ihn scharf mit. Der Dichter Berni charakterisiertedieses Papstes Regierung sehr ergötzlich. Die bezügliche Stelle heißt in der Übersetzung:"Eine Regierung voll Bedacht, Rücksicht und Gerede, voll Wenn und Aber, Jedennoch undVielleicht, und Worten in Menge ohne Saft und Kraft, voll Glauben, Liebe, Hoffnung, das heißtvoll Einfalt - wird Hadrian allgemach zum Heiligen machen."Hadrian beging ein in den Augen aller Kardinäle und Geistlichen gräßliches Verbrechen; er gestandnämlich ein, daß Lutber mit seinem Verlangen nach einer Reformation gar nicht so unrecht habe,indem er ehrlich genug war zu schreiben: "Gott gestattete die Verfolgung um der Sünde willen; dieSünde des Volkes stammt <strong>von</strong> den Priestern, die daher Jesus auch zuerst im Tempel aufsuchte, unddann erst in die Stadt ging. Selbst <strong>von</strong> diesem unserem Heiligen Stuhl ist so viel Unheiliges ausgegangen,daß es kein Wunder ist, wenn sich die Krankheit vom Haupt in die Glieder, <strong>von</strong> Päpsten indie Prälaten gezogen hat. Wir wollen allen Fleiß anwenden, damit zuerst dieser Hof, <strong>von</strong> dem vielleichtalles Unheil ausging, reformiert werde, je begieriger die Welt solche Reformen erwartet."So etwas war unerträglich, und Hadrian "wurde gestorben". Der Jubel der Römer bei seinem Todewar sehr groß, und sie begingen die Unschicklichkeit, die Tür seines Leibarztes zu bekränzen undmit der Inschrift zu versehen: Liberatori Patriae S.P.Q.R. (Der Senat und das Volk Roms dem Befreierdes Vaterlandes).Damit man nicht in Versuchung kommt, das Schicksal dieses ehrlichen, gelehrten Dummkopfes garzu sehr zu beklagen, bemerke ich, daß er fünf Jahre lang Großinquisitor in Spanien war und dort1020 Menschen lebendig und 560 im Bildnis verbrennen ließ und 21 845 andere zu Vermögenskonfiskation,Ehrlosigkeit usw. verurteilte.Clemens VII. (1523-1534), wieder ein Medici, folgte dem "Magister noster Esel" und verstand esbesser als dieser, den Kirchenmonarchen zu spielen; aber die Reformation konnte er ebensowenigunterdrücken. - Er hatte große Not auszustehen, denn der Konnetable Karl <strong>von</strong> Bourbon stürmte mitseinem unbezahlten Heer Rom. Der Feldherr wurde zwar bei dem Sturm erschossen, allein diesdiente nur dazu, die Wut der beutelustigen Soldaten mehr anzufachen. Unter ihnen befanden sich 14000 Deutsche unter Georg <strong>von</strong> Frondsberg, der es besonders auf den Papst abgesehen hatte undeinen goldenen Strick bei sich trug, um Se. Heiligkeit damit eigenhändig in den Himmel zu befördern.Der Papst floh in die Engelsburg, und mit Rom wurde unbarmherzig umgegangen. Die Kardinälehatten schlimme Zeit, denn selbst die katholischen Spanier gingen hart mit ihnen um. Die Damennahmen die Sache <strong>von</strong> der besten Seite; sie waren neugierig auf die stämmigen deutschen Landsknechte,und Geschichtsschreiber erzählen boshafterweise, daß sie es gar nicht erwarten konnten,bis das Notzüchtigen losging.Die Soldaten raubten, wo sie etwas fanden; denn wenn die Krieger der damaligen Zeit Geld witterten,dann suspendierten sie alle Religion, stahlen und mordeten nach Herzenslust und ließen sichdann absolvieren. Die Beute belief sich an Gold, Silber und Edelsteinen auf mehr als zehn MillionenGold, und an barem Gelde, womit sich die Vornehmen ranzionieren mußten, auf eine noch größereSumme.Ich habe da ein altes Buch <strong>von</strong> 1569 vor mir, in welchem Adam Reißner, der in Diensten Frondsbergsmit in Rom war, die tolle Wirtschaft, welche die Soldaten dort neun Monate lang trieben, sehreinfach und treuherzig beschreibt. Ich will eine Stelle daraus wörtlich hersetzen:"Die Landsknecht haben die Cardinäls Hüt auffgesetzt, die roten langen Röck angetan, vnd sindauff den Eseln in der Statt vmbgeritten, haben also jr Kurzweil vnd Affenspiel gehalten. Wilhelm<strong>von</strong> Sandizell ist oftermals mit seiner Rott, als ein römischer Bapst, mit dreyen Kronen für die En-
109gelburg kommen, da haben die andern Knecht in den Cardinäls Rökken irem Bapst Reverentzgethan, ire lange Röck vornen mit den Händen auffgehebt, den hindern Schwantz hinden auff derErd lassen nachschleyffen, sich mit Haupt und Schultern tief gebogen, niederkniet, Fuß vnd Händgeküßt. Alsdann hat der vermeynt Bapst Clementen einen Trunk gebracht, die angelegte Cardinälsind auff jren Knien gelegen, haben ein jeder ein Glaßvoll Wein außtrunken, vnd dem Bapst bescheydgethan, darbey geschrien, Sie wollen jetzt recht fromme Bäpst vnd Cardinäl machen, diedem Keyser gehorsam, vnd nicht wie die vorige widerspenstig, Krieg vnd Blutvergiessen anrichten.""Zuletzt haben sie laut vor der Engelsburg geschrien: Wir wöllen den Luther zum Bapst machen!welchen solchs gefallen, der soll ein Hand aufheben, haben darauff all jre Händ auffgehebt, vndgeschrien, Luther Bapst, und viel dergleichen schimpffliche lächerliche Spottreden gethan.""Grünewald, ein Landsknecht schrey vor der Engelsburg mit lauter stimm. Er hett lust, daß er denBapst ein stück auß seinem Leib solt reissen, weil er Gottes, deß Keysers, vnd aller Welt Feind sey"usw.Nachdem Papst Clemens an die Truppen noch gegen 400 000 Dukaten bezahlt hatte, ließ man ihn,als Diener verkleidet, aus der Engelsburg entwischen.Clemens hatte kein Glück, aber auch kein Geschick. So viel hätte er mit seinem Verstande erkennenkönnen, daß die Zeit der Innozenze vorüber war; allein er war unpolitisch genug, es mit dem despotischenHeinrich VII. <strong>von</strong> England zu verderben, den er exkommunizierte und der sich dafür mitseinem ganze Lande <strong>von</strong> Rom lossagte. Dadurch verlor der Päpstliche Stuhl den Petersgroschen,eine Abgabe, welche seit 740 <strong>von</strong> jedem englischen Hause nach Rom bezahlt wurde und die bisdahin gegen 38 Millionen Gulden eingebracht hatte.Die Reformation machte unter diesen beiden letzten Päpsten immer weitere Fortschritte, und die1522 auf dem Reichstage, zu Nürnberg versammelten Reichsstände erklärten: "daß sie die päpstlichenund kaiserlichen Verordnungen nicht vollstrecken lassen könnten, weil das Volk, welches denLehren Luthers in großer Menge zugetan sei, dadurch leicht auf den Argwohn geraten könnte, alswolle man die evangelische Wahrheit unterdrücken und die bisherigen Mißstände unterstützen, unddies könnte leicht zu Aufruhr und Empörung Anlaß geben".Die deutschen Fürsten auf dem Reichstage nahmen diesmal kein Blatt vor den Mund, und in den"hundert Beschwerden der deutschen Nation" sprachen sie geradezu <strong>von</strong> den Betrügereien derPäpste, was sie nicht einmal heutzutage wagen würden. Überhaupt sagten die Verteidiger der Reformationdamals vieles sogar mit dem Beifall der Fürsten, was selbst heute in anständiger Sprachenicht gewagt werden dürfte, aus Furcht vor endlosen Preßprozessen. Man ließ Luthers "Satyren"ungehindert passieren, obwohl sie eigentlich nichts als unflätige Schimpfereien waren.Der "Gottesmann Lutherus" zeigte wenig Respekt vor Päpsten oder Fürsten, wenn es die Verteidigungseiner Sache galt. Er ging mit ihnen um, als ob sie Bettelbuben gewesen wären, und sagte sowohldem Könige <strong>von</strong> England als dem Herzog Georg <strong>von</strong> Sachsen auf das allerderbste Bescheid.Den Herzog <strong>von</strong> Braunschweig nannte er nur den "Hansworst" - aber am schlimmsten kam derPapst weg.In seinem Buche: "Das Papsttum, vom Teufel gestiftet" nennt er die Kirche "die Lerche" und denPapst "den Kuckuck, der die Eier fresse und dafür Kardinäle hinscheiße". Er nennt Se. Heiligkeit"einen Gaukler, das Leckerlein <strong>von</strong> Rom, päpstliche Höllischkeit und Spitzbube, ein epikurischSchwein, das vom Teufel hintenaus geboren, und will, daß man ihm den Hintern küsse, einen beschissenenund furzenden Papstesel, vor dessen Fürzen sich der Kaiser fürchtet und der alle Fürzeder Esel binden und die selbsteigenen angebetet haben will, und daß man ihm dabei noch den Hinternlecke".
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dem diese sie dazu gebrauchten, den
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Eigentliche Wunder, das heißt Ding
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andere Körper; denn wenn auch das
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deter der Verstand eines Menschen i
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