30Wenn wir als wahr annehmen, daß Jesus wunderbare Handlungen verrichtete, und zu dem vernünftigenSchluß gekommen sind, daß sie keine Wunder waren, so müssen wir auch erstlichzugeben, daß sie zu einem bestimmten Zweck verrichtet wurden, und andererseits, daß sie "mit natürlichenDingen" zugingen.Der Zweck war offenbar der, die Jünger und andere zu überzeugen, daß Jesus mit höheren Kräftenbegabt sei als die gewöhnlichen Menschen, was durchaus nötig war, um ihn als Propheten, als denverheißenden Messias zu legitimieren und Glauben an seine göttliche Sendung zu erwecken, ohnewelchen das große, die Menschheit erlösende Werk absolut nicht zu vollbringen war und zu welchemerhabenen Zweck Jesus selbst sein Leben opferte.Gingen die Wunder aber mit "natürlichen Dingen" zu, so mußte Jesus eine Kenntnis dieser natürlichenDinge und diese auf irgendeine natürliche Weise erworben haben, da es auf eine wunderbare,das heißt naturwidrige Weise nicht geschehen sein konnte.Diese Kenntnisse verborgener natürlicher Kräfte sind Resultate der forschenden Wissenschaft, undes drängt sich uns natürlich die Frage auf: wo erwarb der Sohn eines Handwerkers diese Kenntnisse,welche selbst den Gebildetsten unter den Juden verborgen waren?Ein römischer Schriftsteller, welcher beiläufig sagt, daß in Judäa ein Mann namens Jesu hingerichtetworden sei, welcher wunderbare Handlungen verrichtete, die er in Ägypten erlernte, gibt unseinen Anhaltspunkt, da die Evangelien über die Erziehungsperiode Jesu gänzlich schweigen unduns über sein Leben <strong>von</strong> seinem zwölften bis zu seinem dreißigsten Jahr gänzlich im dunkeln lassen.Schon in der Einleitung haben wir erwähnt, daß die ägyptischen Priester in den Naturwissenschaftenweit vorgeschritten waren und ihre Kenntnisse für sich behielten, da die Wissenschaft ihnen dieHerrschaft über das Volk sicherte. Diese Wissenschaft gab ihnen natürlich auch andere Anschauungenüber das Wesen Gottes und die Religion, und diejenige, welche sie selbst hatten, war sehr verschieden<strong>von</strong> derjenigen, welche sie für das Volk für zweckmäßig hielten und demselben lehrten.Ägyptische Künste waren in der damaligen Welt weit und breit berühmt, und man belegte mit diesemNamen fast alle wunderbaren Handlungen, die man sich auf natürliche Weise nicht erklärenkonnte. Wenn daher der römische Schriftsteller sagt, daß Jesus die wunderbaren Handlungen, die erverrichtete, in Ägypten erlernte, so ist das wohl noch nicht gerade als ein Beweis zu betrachten, daßJesus in Ägypten erzogen wurde; allein die Wahrscheinlichkeit dieser Behauptung wird durch andereUmstände bedeutend vermehrt, - und am Ende mußte doch Jesus irgendwo zu dem Manne erzogensein, der er war, was in Nazareth, wo seine Eltern lebten, ganz sicher nicht möglich war.Die Ähnlichkeit der Wunder, welche Moses und nach ihm die Propheten verrichteten, mit denenJesu macht es wahrscheinlich, daß sie aus derselben Quelle, Ägypten stammten.Moses war <strong>von</strong> der Tochter Pharaos gerettet und durch ihre Vermittlung mit der Erlaubnis des Königs<strong>von</strong> den Priestern so gut erzogen worden, wie es nur der Sohn des Königs selbst hätte wünschenkönnen. Wie uns der jüdische Schriftsteller Josephus erzählt, offenbarte der Knabe einen sehrkräftigen Sinn, und es ist wahrscheinlich, daß man ihn mit großer Sorgfalt und Liebe in die Geheimnisseägyptischer Wissenschaft einweihte und daß er in den erlernten Künsten selbst die ägyptischenPriester übertraf, welche ihm der König entgegenstellte, als er seine Wissenschaft zur Befreiungder Juden aus der ägyptischen Knechtschaft anwandte.Seit jener Zeit vererbte sich die Wissenschaft unter den Juden, allein nur an einzelne, an Propheten,da sie sonst ihren Zweck verfehlt haben würde. Als die Könige der Juden gegen das Volk tyrannischwurden und sahen, daß ihnen die Propheten widerstrebten, verfolgten sie dieselben, rottetensie aus, wo sie konnten und zerstörten ihre Schulen. Die geheimen Wissenschaften kamen in Verfall
31durch diese Verfolgungen und die an Unmöglichkeit grenzende Schwierigkeit, sie zu lehren. Warendoch sogar die Gesetzbücher des Moses gänzlich verlorengegangen, und selbst unter den Königenund Priestern hatten sie sich einzig auf dem Wege der Tradition nur unvollkommen erhalten.Der Priester Hilkia, unter der Regierung des Königs Josias, fand endlich eine Abschrift der BücherMoses durch Zufall im Tempel.Die Geburt Jesu erregte ein vorübergehendes Aufsehen durch die damit verknüpften Umstände,welche den mißtrauischen und tyrannischen Herodes veranlaßten, alle in Bethlehem innerhalb zweiJahren geborenen Kinder ermorden zu lassen. Joseph, der Vater Jesu, heißt es, floh mit seiner Frauund dem Kinde nach Ägypten, ein Land, welches seit den ältesten Zeiten <strong>von</strong> hebräischen Handelsleutenbesucht wurde und in dem eine Menge Juden wohnten, <strong>von</strong> denen viele stets zum Osterfestnach Jerusalem kamen.Joseph soll in Ägypten ungefähr zwei Jahre, nämlich bis zum Tode des Herodes, geblieben sein,und es ist natürlich, daß unter den Freunden, die ihm zur Flucht halfen und in Ägypten unterstützten,der Grund dieser Flucht viel besprochen wurde und daß man für das Kind stets ein besonderesInteresse behielt.Als Jesus zwölf Jahre alt war, finden wir den Knaben im Tempel, wo er durch seine klugen Fragenund Antworten die Priester und Schriftgelehrten in Erstaunen setzt. Der aufgeweckte Geist desKnaben mochte einige der vornehmen Leute interessieren und Nachfragen nach seiner Herkunftveranlassen, wobei die bei seiner Geburt stattgehabten Vorfälle gewiß wieder zur Sprache kamen.Es ist nicht unwahrscheinlich, daß sich irgend jemand unter diesen Vornehmen veranlaßt fühlte, fürdie Erziehung Jesu Sorge zu tragen, und daß dies infolge der bei der Flucht nach Ägypten angeknüpftenBekanntschaft in Ägypten geschah.Die Talente, die Jesus zeigte, mochten Veranlassung werden, daß er zu einer besonderen Rolle ausersehenwurde, welche die Befreiung der Juden vom römischen Joche bezweckte, wie einst Mosesdieselben vom Joche der Ägypter befreit hatte.Die eigentümliche Weise, in welcher sich der Charakter Jesu entwickelte, mochte anderen, oderwahrscheinlich ihm selbst, den weit höheren Gedanken eingeben, die Erlösung <strong>von</strong> der Knechtschaftgeistiger aufzufassen und durch Schöpfung eines neuen Glaubens die Menschen <strong>von</strong> der Lastdes Lebens und der Furcht vor dem Tode zu befreien.Um diesen Zweck zu erreichen, hielt er es für unumgänglich notwendig, sein Leben zu opfern undgroße Leiden zu erdulden. Er fand die Kraft dazu in seiner Liebe zu der Menschheit; allein begreiflichist es, daß die Versuchung ihm nahe trat, die ihm innewohnende geistige Kraft und die erlangteWissenschäft auf eine andere, weniger aufopfernde Weise anzuwenden, indem er als Held und Befreierdes Volkes <strong>von</strong> der Römerherrschaft auftrat. Die Erzählung <strong>von</strong> der Versuchung durch denTeufel, der ihn auf einen hohen Berg führte und alle Reiche der Erde zeigte, kann schwerlich einenanderen Sinn haben.Die Wunder des Moses, der Propheten und Jesu aus den in der Bibel enthaltenen Erzählungen erklärenzu wollen wäre ein ganz nutzloses Unternehmen.Die römische Kirche und andere Wundergläubige werden eine solche Erklärung auch ganz überflüssigfinden; sie sagen, Jesus war Gottessohn, Gott selbst, und Gott ist allmächtig. Darauf habenwir schon früher geantwortet; allein es wird nötig sein, auf diese Göttlichkeit etwas näher einzugehen,ehe wir diese Abschweifung <strong>von</strong> dem eigentlichen, historischen Zweck dieses Kapitels schließen.Als Jesus auftrat, war der Glaube an die Götter der Griechen unter den in der Nähe der Juden undunter ihnen vorhandenen Fremden noch nicht gänzlich erloschen, und es war <strong>von</strong> jeher geglaubt,
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ten Tatsachen hat Münch aus dem Mu