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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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153Im siebzehnten Jahrhundert erschienen noch sehr zahlreiche, die Unzucht der Pfaffen betreffendeVerordnungen, und da man einmal das Konkubinat nicht ausrotten konnte, soviel Mühe man sichauch gab, so bestimmte man nun das Alter der Köchinnen und Haushälterinnen auf fünfzig Jahre,und trotz dieses Alters, welches gegen das höchst rücksichtslose Kinderbekommen sicherte, woraufes hauptsächlich ankam, mußten die Pfaffenköchinnen sich einer strengen Prüfung unterwerfen.Im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert werden die Provinzialsynoden immer seltener, unddies ist der Grund, weshalb die beständigen Erinnerungen an die Keuschheitsgesetze wegfallen,welche nur hin und wieder in den bischöflichen Hirtenbriefen eingeschärft werden.Man hatte eingesehen, daß Pfaffenfleisch sich nicht ertöten läßt, und war weit diplomatischer geworden.Anstatt bei Keuschheitsvergehen an die große Glocke zu schlagen, vertuschte man sie undsuchte den Glauben zu verbreiten, als stehe es mit der Keuschheit der Pfaffen sehr gut. Fand maneine Erinnerung nötig, so sorgte man auch dafür, daß keine Kunde da<strong>von</strong> unter die Leute kam, undin dem Ausschreiben Joseph Konrads, Bischof <strong>von</strong> Freisingen und Regensburg, an den RegensburgerKlerus vom 7. Januar 1796 heißt es ausdrücklich: "Übrigens wollen wir, daß <strong>von</strong> diesen Statutenkeine Nachricht unter das Volk komme, damit nicht der Klerus verachtet und verspottet werde.Wir haben uns auch deswegen der lateinischen Sprache bedient, damit für die Ehre des Klerus gesorgtund das Volk bei seiner guten Meinung erhalten werde, da einige in demselben glauben, esdürfte auch nicht der Verdacht eines schändlichen Verbrechens auf die Priester und seine Seelsorgerfallen."Ein Umlaufschreiben des Bischofs Ignaz Albert <strong>von</strong> Augsburg vom 1. April 1824 ist im allgemeinenaußerordentlich diplomatisch, und um so mehr wird man darin <strong>von</strong> folgender Stelle frappiert:"Ja, wir wissen es, daß es bei einigen Pfarrern schon zur Gewohnheit geworden ist, an Kirchfestenund Jahrmärkten mit den Köchinnen zu erscheinen und im Pfarrhause oder in Wirtshäusern einzusprechenund in später Nacht vollgefressen und vollgesoffen nach Hause zurückzukehren."In Spanien stand es mit der Sittlichkeit der Geistlichen in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhundertssehr schlecht, und der Großinquisitor Bertram erklärte: daß die ganze Strenge der Inquisitiondazu nötig sei, um Kleriker und Mönche <strong>von</strong> Verbrechen zurückzuhalten und zu verhindern, daß derBeichtstuhl in ein Bordell umgewandelt werde. - Wie es mit der Moralität der Geistlichen in derSchweiz steht, werden wir im nächsten Kapitel an einigen Beispielen sehen. - In Südamerika überbietendie Pfaffen alle anderen Stände an Liederlichkeit, was dort etwas heißen will. In Peru bestehtdas Konkubinat in voller Blüte.Wie es mit der Sittlichkeit der römischen Geistlichkeit in Deutschland steht, will ich hier nicht erörtern.Leser, die in katholischen Distrikten unseres Vaterlandes wohnen, wissen es. Das Zölibat bestehtnoch, und wenn auch die höhere Bildung unseres Zeitalters es nicht gestattet, daß die Liederlichkeitder Pfaffen mit derselben frechen Unverschämtheit auftritt wie früher, so bleiben die Folgendieses Zölibats doch überall dieselben. Diese Folgen waren es fast ebensosehr wie die Habsucht derPfaffen, welche die Reformation herbeiführten; und wenn jetzt ein zusammengetretenes Konzil überdie Mittel beraten sollte, die katholische Religion in den schwankenden Ländern zu rehabilitieren,so sollte es nicht vergessen, daß die Aufhebung des Zölibats das wirksamste sein würde.Die MönchereiIm Weltgewühle wohntDer Sünde freche FülleIn heil'gen Mauern throntUnheiligkeit in StilleWie das Mönchswesen entstand, habe ich früher angedeutet. Klöster stiegen im Mittelalter wie Pilzeaus der Erde hervor. Bis zur Reformation waren allein 14 993 Bettelmönchklöster errichtet wor-

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