52Eine höchst merkwürdige Antipathie hatte die heilige Therese gegen behoste Männer, und hättesie die Macht gehabt, so hätte sie allen die Hosen abgezogen. Soweit sie Gewalt hatte, tat sie esauch. Die unter ihr stehenden Karmelitermönche mußten die Hosen ablegen und dafür ein kleinesSchürzchen <strong>von</strong> brauner Wolle tragen. Sie hielt indessen nur Männerhosen für unchristlich, dennihre Nonnen mußten Hosen tragen; ob sie es selbst tat, darüber haben uns die gelehrten Karmelitermönchekeine Nachricht hinterlassen.St. Therese war auch Schriftstellerin und schrieb Bücher, die manchem armen Mädchen den Kopfverrückten. Nach ihrem Tode erschien sie einer vertrauten Nonne und gestand ihr, daß sie mehr ausInbrunst der Liebe als an der Heftigkeit der Krankheit gestorben sei. Von der Liebe scheint dieseheilige Hosenfeindin überhaupt mehr verstanden zu haben, als man einer Abtissin sonst zutraut,denn irgendwo schreibt sie: "Der Teufel ist ein Unglücklicher, der nichts liebt, und die Hölle einOrt, wo man auch nicht liebt"; ein Gedanke, der eines Dichters würdig ist.Ungefähr um dieselbe Zeit wie Therese lebte die Italienerin Katharina <strong>von</strong> Cardone. Sie war ausLiebe verrückt, wohnte in einer Höhle und trug ein Kleid <strong>von</strong> Ginster, mit Dornen und Eisendrahtdurchflochten. Sie fraß Gras wie ein Tier, ohne sich der Hände zu bedienen, und einmal fastete siegar vierzig Tage lang. So lebte sie drei Jahre.Die heilige Katharina <strong>von</strong> Genua war in Liebe, zu Jesu natürlich, dermaßen entbrannt, daß sie darübertoll wurde. Sie glühte wie ein Ofen, und oft wälzte sie sich an der Erde und schrie: "O Liebe!Liebe, ich halte es nicht mehr aus!"Die heilige Passidea, eine Zisterziensernonne aus Siena, quälte sich, noch ehe sie ins Kloster ging,ärger als die Väter der Wüste. Sie geißelte sich mit Dornen und wusch dann die Wunden mit Essig,Salz und Pfeffer; sie schlief auf Kirschkernen und Erbsen, trug ein Panzerhemd <strong>von</strong> sechzig PfundSchwere und stieg in gefrierende Teiche, um sich mit einfrieren zu lassen. Ja, sie trieb den Unsinnso weit, daß sie sich mit dein Kopf nach unten lange Zeit in den rauchenden Schornstein hängte!Als sie Nonne war, erschien ihr einst Jesus und drückte ihr seine fünf Wundenmale ein. Zwei Nonnensahen durch das Schlüsselloch, wie Jesus sie drückte und verschwand und wie die Wunden bluteten!Die heilige Klara war aus Assisi und schwärmte mit dem heiligen Franz. Sie lief zu ihm und bat,daß er sie zur Nonne machen und Söhne und Töchter mit ihr zeugen möchte - natürlich geistlicherweise.Ihre Schwester Agnes wurde bald darauf <strong>von</strong> derselben Schwärmerei ergriffen, und die armenEltern waren ganz unglücklich. Die Verwandten wollten die beiden Närrinnen mit Gewalt ausdem Kloster holen, aber da wurde - so erzählt die Legende - Agnes plötzlich so schwer, daß zwölfMänner sie nicht <strong>von</strong> der Stelle bringen konnten, und der Oheim, der sein Schwert gezogen hatte,blieb stehen, als höre er Hüons Zauberhorn.Die heilige Klara lebte sehr streng. Als Hemd trug sie eine Schweinshaut oder auch eine Gewebeaus Roßhaaren, und aus Demut küßte sie der schmutzigsten Viehmagd die Füße, welche sie dannerst wusch, als wären sie durch ihren Kuß verunreinigt worden. Als sie starb, fanden sie in ihremHerzen im kleinen alle Passionsinstrumente, wie in einem Hechtskopf, und in ihrer Blase drei geheimnisvolleSteinchen, sämtlich <strong>von</strong> gleichem Gewicht, aber wo<strong>von</strong> eines so schwer als alle drei,zwei nicht schwerer als eins und das kleinste da<strong>von</strong> so schwer als alle drei waren! - St. Klara wardie Mutter der weiblichen Franziskaner, und ihr verdanken wohl 900 Klarissenklöster ihr Entstehen.Die heilige Katharina <strong>von</strong> Siena war auch mit Jesus verlobt worden, der ihr einen kostbaren Diamantringan den Finge steckte, welchen aber niemand sah als sie allein. Sie pflegte die ekelhaftestenKranken, wofür sie mit dem rosinfarbenen Blute aus seiner Seitenwunde getränkt wurde. Seitdemnahm sie <strong>von</strong> Aschermittwoch bis Himmelfahrt weiter keine Nahrung, sondern lebte bloß vomAbendmahl. Jesus drückte ihr auch seine fünf Wunden ein, was der Orden pour le mérite Religionsklasseder Heiligen zu sein scheint. Über diese Auszeichnung kamen die Dominikaner mit den
53Franziskanern in einen Streit, der vierzig Jahre dauerte und welchen Papst Urban VIII. dahin entschied,daß Katharinas Wundenmale nicht geblutet hätten wie die des heiligen Franz. Auch wurdeden Malern befohlen, die Heilige nur mit fünf Strahlen vorzustellen.Die heilige Agnes ließ der Stadtrichter, weil sie seinen Sohn nicht heiraten wollte, nackt in ein Bordellbringen; aber plötzlich bekam sie so lange Haare, daß sie sich darin einwickeln konnte wie ineinen Mantel, und das ganze liederliche Haus verwandelte sie in ein Bethaus.Die heilige Paula, die einst ein unheiliger Jüngling notzüchtigen wollte, erhielt auf ihr Gebet einengarstigen langen Bart, vor dem sich der Liebhaber entsetzte und floh.Die heilige Brigitte befreite einst ein neapolitanisches Mädchen <strong>von</strong> einem in Gestalt eines Jünglingsauf ihr liegenden Teufel.Wir wollen die Reihe der Heiligen schließen mit der heiligen Rosa <strong>von</strong> Lima, einer Dominikanerin,die auf knotigem Holz und Glasscherben schlief und als Nachttrunk einen Schoppen Galle trank.Jesus war <strong>von</strong> ihrer Heiligkeit so entzückt, daß er an einem Palmsonntag als Steinmetzgeselle zu ihrkam und sich mit ihr verlobte, indem er sprach. "Rosa, Schatz meines Lebens, du sollst meine Brautsein." Maria war mit dabei und gratulierte ihr, indem sie sagte-. "Siehe, was für eine große Ehre dirmein Sohn antut." Las die Heilige, so erschien Jesus auf dem Blatte und lächelte sie an; nähte sie, sosetzte er sich auf ihr Nähkissen und scherzte mit ihr. Besuchte Jesus eine andere Nonne - denn erhatte gar zu viele Bräute -, so war Rosa vor Eifersucht außer sich, bis er wiederkam.Ihre heilige Schwiegermutter, die Jungfrau Maria, diente ihr einundzwanzig Jahre lang als Kammerjungfer,und wenn die Frühmette kam, rief sie: "Stehe auf, liebe Tochter, es ist Zeit." Das Klosterwimmelte <strong>von</strong> Flöhen, aber keiner <strong>von</strong> diesen freigeisterischen Springern hatte die Dreistigkeit, dieBraut Jesu zu stechen. - So steht es in der päpstlichen Bulle, welche die Heiligsprechung enthält!Außer den in diesem Kapitel genannten Heiligen und noch vielen hundert anderen, die ich nichtnannte, beten die römischen Katholiken noch zu einigen, die niemals lebten und die einer lächerlichenFabel ihren Ursprung verdanken, wie St. Christophorus, St. Georgius, St. Maritius und 6 600Gesellen, die sieben Schläfer, Ursula mit ihren 11000 Jungfrauen und St. Guinefort, der ein vierbeinigerHund war!Jeder gute Katholik, der das Vergnügen haben will, nach seinem Tode unter die Heiligen versetzt zuwerden, konnte dies unter Gregor XVI. (+ 1846) noch haben - <strong>von</strong> seinen Nachfolgern weiß ich esnicht -, der den Toten für 100 000 Gulden kanonisierte. Wunder fanden sich, da eben niemand ohneWunder Heiliger werden kann.Die Christen der ersten Jahrhunderte wußten <strong>von</strong> Heiligen nichts. Sie verehrten allerdings die Märtyreroder Blutzeugen, welche ihres Glaubens wegen hingerichtet wurden, sie erwähnten dieselbenin ihren Versammlungen und stellten sie der Gemeinde als Muster hin; und das war sehr natürlichund durchaus zu billigen. Erst als Konstantin zum Christentum übertrat und viele der heidnischenGebräuche in die christliche Kirche übergingen, kam auch der Heiligendienst in Aufnahme. DieHeiden waren gewohnt, ihren Heroen zu opfern; die christlichen Priester trugen diesen Gebrauchauf ihre Glaubensheroen über.Solange jeder Mensch Gott gleich nahe zu stehen glaubte, mußte der Heiligendienst als Unsinn betrachtetwerden; als jedoch die Pfaffen sich als Mäkler zwischen Gott und den übrigen Menschenhinstellten, war der Schritt zu dem unsinnigen Glauben nicht weit, daß die Heiligen im Himmelgleichsam wie Minister und Kammerherren den Hofstaat Gottes bildeten und daß, wer bei Sr.himmlischen Majestät etwas durchsetzen wollte, nur diese durch Gebete und Opfer zu bestechenbrauchte!
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