78Völker ließen sich <strong>von</strong> diesen ekelhaften Bösewichten das Fell über die Ohren ziehen und küßtendafür den Tyrannen noch demütig den Pantoffel.Fuhr einmal ein vernünftiger Fürst dem hochmütigen Priester zu Rom über die Glatze, dann schriedas dumme Volk Zetermordio, und war einmal das Volk vernünftig genug, den römischen Anmaßungenentgegenzutreten - dann kam gewiß ein dummer Fürst mit geweihtem Schwert und Hut undwetterte hernieder auf die verfluchten Ketzer.So kam es denn, daß die Päpste bis auf den heutigen Tag ein Recht ausüben, das ihnen niemandgegeben. Durch eine unerhörte Dreistigkeit, durch die klügste Benutzung der Dummheit der Menschenhaben sie sich Schritt vor Schritt in den Besitz desselben gesetzt; denn die Christen der erstenJahrhunderte waren weit entfernt, ihnen dasselbe einzuräumen. Ein Unrecht kann aber nie ein Rechtwerden, mag es auch Jahrtausende faktisch bestanden haben und selbst <strong>von</strong> dem Gesetz anerkanntsein; diejenigen, welche darunter leiden, haben vollkommen recht, sich <strong>von</strong> dem aufgezwungenenJoche loszumachen, sobald sie können. Dies kann aber ein jeder, sobald er aufgehört zu glauben; tuter das, so ist er schon frei ohne weitere Anstrengung.Wie schon oben gesagt, hatte vor Ende des ersten Jahrhunderts die römische Gemeinde wahrscheinlichweder einen besonderen Bischof noch eine besondere Kirche. Die armen Christen mußten sichherumdrücken, wie sie konnten, und ihre Ältesten waren gewiß Männer <strong>von</strong> unbescholtenen Sitten,denen es mit der Lehre Jesu ernst war. Das Märtyrertum war ihnen unter den Verfolgungen soziemlich gewiß, und daraus geht schon ganz sicher hervor, daß sie andere Leute waren wie ihreNachfolger, die keineswegs nach der Märtyrerkrone verlangten.Der erste römische Bischof, <strong>von</strong> dem wir wissen, daß er schon mehr gelten wollte als seine Kollegen,hieß Viktor (192 bis 201). Er verlangte sehr ungestüm, daß alle übrigen Christen das Osterlammzu der Zeit essen sollten, wenn es in Rom geschah, nämlich am Auferstehungstage Jesu, undnicht, wie es die anderen Christen beibehalten hatten, am jüdischen Passahfest, zu welcher Zeit esauch Christus aß.Die anderen Bischöfe meinten, es rapple dem Herrn Kollegen in Rom unter der Mütze, und <strong>von</strong>seiner Berufung auf Petrus, der diesen Gebrauch in Rom eingeführt haben sollte, nahmen sie nur soviel Notiz, daß ihm der Bischof Polykrates <strong>von</strong> Ephesus antwortete: "daß nicht Petrus, sondernJohannes an der Brust Jesu gelegen wäre". Von einer Oberhoheit des Petrus über die anderenApostel schien man damals, so nahe der Quelle, noch nichts zu wissen, aber tausend Jahre späterhatte sich die beharrliche Lüge allgemeinen Glauben verschafft.Als die Christen in Rom einst zur Bischofswahl versammelt waren, setzte sich zufällig eine Taubeauf den Kopf eines Mannes namens Fabianus, und mit echt heidnischem, altrömischem Wunderglaubenriefen die Christen: "Der soll Bischof sein!" Seitdem nahm man an, daß der Heilige Geistbei jeder Bischofswahl gegenwärtig sei und sie leite. Das war bequem, denn nun konnte jede dummeWahl ihm zur Last gelegt werden.Stephanus, welcher 253 Bischof wurde, war der erste, welcher behauptete: "er sei mehr als die andernBischöfe, denn er sei der Nachfolger des heiligen Apostels Petrus". Ja,dieses Papstwickelkindging schon so weit, daß es den asiatischen Bischöfen die Kirchengemeinschaft aufkündigte, weil sieseinen Vorschriften nicht gehorchen wollten.Diese waren höchlich erstaunt über die Frechheit ihres Herrn Bruders in Christo, und der BischofFirmilian <strong>von</strong> Kappadokien äußerte sich in einem den Bischöfen zugeschickten Zirkular wie folgt:"Mit Recht muß ich mich in diesem Punkt über eine so offenbare als unverkennbare Torheit desStephanus ärgern, welcher sich seines Bischofssitzes rühmt und sich für einen Nachfolger des ApostelsPetrus ausgibt."
Als Kaiser Konstantin die christliche Religion zur Staatsreligion machte, da wurde dieser Umstandsogleich <strong>von</strong> den römischen Bischöfen zur Erhöhung ihrer Macht benutzt. Durch niedrigeSchmeichelei und Kriecherei gelang es ihnen, denen stets das Ohr des Kaisers zu Gebote stand,diesen zu bewegen, daß ihnen immer mehr Vorrechte eingeräumt wurden. Dabei waren sie nichtblöde; sie nahmen, wo sie etwas bekommen konnten, wie schon im ersten Kapitel erzählt ist. Sowurden sie reich und mit dem Reichtum <strong>von</strong> Jahr zu Jahr hochmütiger.Die Stelle des römischen Bischofs wurde nun eine sehr begehrte und beneidete. Der heidnischeStatthalter zu Rom, Prätextatus, sagte: "Macht mich zum Bischof <strong>von</strong> Rom, dann will ich sogleichChrist werden." Die Bewerber um diese Stelle lieferten sich die blutigsten Gefechte, in denen Hunderte<strong>von</strong> Menschen ihr Leben einbüßten.Mit der Frömmigkeit und Heiligkeit der römischen Bischöfe war es längst vorbei, und wir sehen aufdem Bischofsstuhl schon Mörder und Ehebrecher. Doch bei solchen Kleinigkeiten dürfen wir unsnicht aufhalten und ebensowenig bei den ehrgeizigen Kämpfen zwischen den Bischöfen <strong>von</strong> Romund denen der anderen Städte.Obwohl es interessant ist, zu beobachten, wie durch konsequente Anwendung der Lüge, Unverschämtheit,List und Gewalt die Macht der römischen Bischöfe immer weiter um sich griff, so würdedoch eine solche Auseinandersetzung hier zu weit führen, und ich will mich damit begnügen, dieStellung der römischen Bischöfe in den verschiedenen Jahrhunderten, sowohl ihren Mitbischöfenals der weltlichen Macht gegenüber, zu charakterisieren und nur einzelne dieser Ehrenmänner alsBeispiel anführen.Schon im vierten Jahrhundert hatten die römischen Bischöfe es verlangt, daß ihnen der erste Rangunter den Patriarchen, also auch unter allen Bischöfen zuerkannt würde. Dies geschah jedoch nicht,weil sie sich für Nachfolger Petri ausgaben, sondern weil sie ihren Sitz in der damaligen Hauptstadtder Welt hatten. Aber man dachte noch nicht daran, ihnen eine höhere Würde als den andern Patriarcheneinzuräumen.Mehr erlangten sie auch nicht im fünften, sechsten und siebenten Jahrhundert, wenn sie selbst auchschon anfingen, sich eine höhere Stellung anzumaßen und zu behaupten, daß sie vermöge der ihnen<strong>von</strong> Petrus anvertrauten Gewalt mit der Vorsorge für die allgemeine Kirche beauftragt wären.Diese Anmaßungen wurden indessen noch <strong>von</strong> niemand anerkannt. In diesen Jahrhunderten hieltman noch die allgemeinen Kirchenversammlungen für die einzige rechtmäßige kirchliche Behörde,welche für die Erhaltung der Einheit der Kirche Sorge tragen mußte. Über die Beobachtung derallgemeinen Kirchengesetze hatte jeder Bischof in seiner Diözese und vorzüglich jeder Patriarch inseinem Bezirk zu sorgen.Die <strong>von</strong> den Aposteln gestifteten Gemeinden waren allerdings und begreiflicherweise die Richtschnurfür die übrigen, und da Rom im Abendlande die einzige der Art war (da sie <strong>von</strong> Paulus gestiftetwurde), so war es denn ganz natürlich, daß sich die abendländischen Bischöfe hin und wiederin streitigen Fällen kollegialisch an die Bischöfe <strong>von</strong> Rom wandten und um Rat baten.In solchen Fällen waren diese stets darauf bedacht, ihren Rat in die Form eines Befehls zu kleidenund wohl gar hinzuzufügen: "So beliebt es dem Apostolischen Stuhl." Wenn auch einzelne Bischöfezu solchen Anmaßungen schwiegen, worauf die römischen sogleich ein Recht gründeten, so protestierteman doch <strong>von</strong> allen Seiten dagegen, und an ein Primat des römischen Stuhls dachte vollendsnoch niemand, als höchstens die römischen Bischöfe selbst. - Kaiser Justinian erklärte sogar durchein eigenes Gesetz, die Kirche zu Konstantinopel sei das Haupt aller christlichen Kirchen, und anderelegten dem dortigen Patriarchen, zum größten Ärger des römischen, den Titel und Charaktereines allgemeinen Bischofs bei.79
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wurde bestimmt, das Fräulein zu ih
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