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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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109gelburg kommen, da haben die andern Knecht in den Cardinäls Rökken irem Bapst Reverentzgethan, ire lange Röck vornen mit den Händen auffgehebt, den hindern Schwantz hinden auff derErd lassen nachschleyffen, sich mit Haupt und Schultern tief gebogen, niederkniet, Fuß vnd Händgeküßt. Alsdann hat der vermeynt Bapst Clementen einen Trunk gebracht, die angelegte Cardinälsind auff jren Knien gelegen, haben ein jeder ein Glaßvoll Wein außtrunken, vnd dem Bapst bescheydgethan, darbey geschrien, Sie wollen jetzt recht fromme Bäpst vnd Cardinäl machen, diedem Keyser gehorsam, vnd nicht wie die vorige widerspenstig, Krieg vnd Blutvergiessen anrichten.""Zuletzt haben sie laut vor der Engelsburg geschrien: Wir wöllen den Luther zum Bapst machen!welchen solchs gefallen, der soll ein Hand aufheben, haben darauff all jre Händ auffgehebt, vndgeschrien, Luther Bapst, und viel dergleichen schimpffliche lächerliche Spottreden gethan.""Grünewald, ein Landsknecht schrey vor der Engelsburg mit lauter stimm. Er hett lust, daß er denBapst ein stück auß seinem Leib solt reissen, weil er Gottes, deß Keysers, vnd aller Welt Feind sey"usw.Nachdem Papst Clemens an die Truppen noch gegen 400 000 Dukaten bezahlt hatte, ließ man ihn,als Diener verkleidet, aus der Engelsburg entwischen.Clemens hatte kein Glück, aber auch kein Geschick. So viel hätte er mit seinem Verstande erkennenkönnen, daß die Zeit der Innozenze vorüber war; allein er war unpolitisch genug, es mit dem despotischenHeinrich VII. <strong>von</strong> England zu verderben, den er exkommunizierte und der sich dafür mitseinem ganze Lande <strong>von</strong> Rom lossagte. Dadurch verlor der Päpstliche Stuhl den Petersgroschen,eine Abgabe, welche seit 740 <strong>von</strong> jedem englischen Hause nach Rom bezahlt wurde und die bisdahin gegen 38 Millionen Gulden eingebracht hatte.Die Reformation machte unter diesen beiden letzten Päpsten immer weitere Fortschritte, und die1522 auf dem Reichstage, zu Nürnberg versammelten Reichsstände erklärten: "daß sie die päpstlichenund kaiserlichen Verordnungen nicht vollstrecken lassen könnten, weil das Volk, welches denLehren Luthers in großer Menge zugetan sei, dadurch leicht auf den Argwohn geraten könnte, alswolle man die evangelische Wahrheit unterdrücken und die bisherigen Mißstände unterstützen, unddies könnte leicht zu Aufruhr und Empörung Anlaß geben".Die deutschen Fürsten auf dem Reichstage nahmen diesmal kein Blatt vor den Mund, und in den"hundert Beschwerden der deutschen Nation" sprachen sie geradezu <strong>von</strong> den Betrügereien derPäpste, was sie nicht einmal heutzutage wagen würden. Überhaupt sagten die Verteidiger der Reformationdamals vieles sogar mit dem Beifall der Fürsten, was selbst heute in anständiger Sprachenicht gewagt werden dürfte, aus Furcht vor endlosen Preßprozessen. Man ließ Luthers "Satyren"ungehindert passieren, obwohl sie eigentlich nichts als unflätige Schimpfereien waren.Der "Gottesmann Lutherus" zeigte wenig Respekt vor Päpsten oder Fürsten, wenn es die Verteidigungseiner Sache galt. Er ging mit ihnen um, als ob sie Bettelbuben gewesen wären, und sagte sowohldem Könige <strong>von</strong> England als dem Herzog Georg <strong>von</strong> Sachsen auf das allerderbste Bescheid.Den Herzog <strong>von</strong> Braunschweig nannte er nur den "Hansworst" - aber am schlimmsten kam derPapst weg.In seinem Buche: "Das Papsttum, vom Teufel gestiftet" nennt er die Kirche "die Lerche" und denPapst "den Kuckuck, der die Eier fresse und dafür Kardinäle hinscheiße". Er nennt Se. Heiligkeit"einen Gaukler, das Leckerlein <strong>von</strong> Rom, päpstliche Höllischkeit und Spitzbube, ein epikurischSchwein, das vom Teufel hintenaus geboren, und will, daß man ihm den Hintern küsse, einen beschissenenund furzenden Papstesel, vor dessen Fürzen sich der Kaiser fürchtet und der alle Fürzeder Esel binden und die selbsteigenen angebetet haben will, und daß man ihm dabei noch den Hinternlecke".

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