118Nachdem er einst dem Herzog <strong>von</strong> York, also einem Ketzer, alle Merkwürdigkeiten des Vatikansgezeigt hatte, umarmte er ihn und sagte: "Um Absolution kümmern Sie sich nicht, aber derSegen eines alten Mannes wird Ihnen nichts schaden."Ein alter Seekapitän, namens Mirabeau, stellte sich mit seinen jungen Offizieren dem Papste vor.Die jungen Herren konnten sich nicht enthalten, über die Etikette zu lachen. Der Kapitän stammelteeinige Entschuldigungen, aber Benedikt unterbrach ihn: "Seien Sie ruhig, ich bin zwar Papst, aberich habe keine Macht, Franzosen am Lachen zu verhindern."Clemens XIII. (1758-1768) war wieder ein Fanatiker. Er konnte die Zeit nicht aus dem Sinn bekommen,wo Kaiser vor den Päpsten auf den Knien herumgerutscht waren und wo sich die Völkerohne Murren das Fell über die christlichen Ohren ziehen ließen. Alle päpstlichen Anmaßungen,selbst diejenigen, welche man allgemein als solche verdammt hatte, waren ihm geheiligte Anstaltenzur Erhaltung der Kirche; sie waren ihm Religion und Sache Gottes.Er erwartete alles Heil <strong>von</strong> den Jesuiten und sammelte diese um seinen Thron. Dies gab Pasquinogenug Veranlassung zum Spott. Einst äußerte sich dieser steinerne römische Kladderadatsch: "Ichhatte einen Weinberg gepflanzt und wartete, daß er Trauben brächte, und er brachte Herlinge."Clemens setzte einen Preis auf die Entdeckung des Spötters; am anderen Morgen antwortete Pasquino:"Es ist der Prophet Jeremias!"Der Papst erlebte indessen den Jammer, daß das fromme Portugal, ja auch Frankreich, die Jesuitenzu ihrem Vater, dem Teufel, jagten und letzteres sie "für Feinde aller weltlichen Macht, aller Souveräneund der öffentlichen Ruhe" erklärte.Clemens nahm indessen nicht Vernunft an; er bestätigte die Jesuiten aufs neue, hatte aber keinGlück damit. Seine deshalb erlassene Bulle wurde in Frankreich durch Henkershand verbrannt undihre Bekanntmachung in Portugal bei Lebensstrafe verboten. Das bigotte Spanien entschloß sichsogar zu einem kräftigen Schritt. Alle Jesuiten in diesem Lande wurden an einem schönen Frühlingsmorgenaufgepackt und - nach dem Kirchenstaate geschickt. Kurz, <strong>von</strong> allen Seiten wurde Jagdauf dieses gefährliche Ungeziefer gemacht. Der <strong>von</strong> ihm nun halb aufgefressene Papst - er sollte alldie schwarzen Blutsauger ernähren! - trieb es so weit, daß Frankreich große Lust bekam, den Starrkopfzu Rom selbst beim Kragen zu nehmen; aber der Tod errettete ihn vor diesem Schicksal.Sein Nachfolger Clemens XIV. mußte endlich der allgemeinen Stimme Gehör schenken. Am 21.Juli 1773 wurde der Orden der Jesuiten aufgehoben. Dieser Akt verursachte in ganz Europa denungeheuersten Jubel. Als Clemens die Aufhebungsbulle unterzeichnete, sagte er: "Diese Aufhebungwird mich das Leben kosten." Er kannte seine Leute. Clemens starb an Jesuitengift. Ein Großer inWien fragte ganz naiv einen Ex-Jesuiten: "Clemens ist tot, nicht wahr, ihr habt ihm vergeben?" -"Ja, wie wir allen Schuldigen vergeben!" antwortete mit der sanftesten Miene der würdige SchülerLoyolas.Clemens XIV. war unter 200 Päpsten der beste. Er saß <strong>von</strong> 1768 bis 1774 auf dem "Stuhl Petri", undwenn es denn doch einmal Päpste geben muß, so wollte ich, er säße noch heute darauf. Mit Vergnügenliest man die Lebensgeschichte dieses Mannes, und ich bedaure nur, daß ich nicht länger beiderselben verweilen kann.Sein eigentlicher Name war Ganganelli. Er stieg durch seine Talente allmählich zu den höchstenKirchenwürden, und als er, ohne daß er es suchte, Papst wurde, blieb er ebenso einfach, wie er alsMönch gewesen war. Seine Mittagsmahlzeit war ganz bürgerlich einfach, und als die Hofköcheüber diese Einfachheit jammerten, sagte er: "Behaltet euer Gehalt, aber verlangt nicht, daß ich übereure Kunst meine Gesundheit verliere."
119Alle anderen Päpste waren darauf bedacht, ihre Nepoten - d. h. Vettern - zu bereichern, er abersorgte väterlich für das Wohl seiner Untertanen. Als man ihn fragte, "ob man seiner Familie nichtdurch einen Kurier <strong>von</strong> seiner Erhebung Nachricht geben solle?", erwiderte er: "Meine Familie sinddie Armen, und diese pflegen die Neuigkeiten nicht durch Kuriere zu erhalten." Ganganelli war einvortrefflicher Mensch in jeder Beziehung und machte eine der wenigen Ausnahmen <strong>von</strong> dem altenErfahrungssatz, "daß sich jeder ganz und gar ändere, sobald er Papst werde". Von seiner päpstlichenGewalt machte er, wo er konnte, den wohltätigsten Gebrauch, und seine Menschenfreundlichkeitund Mildtätigkeit waren unbegrenzt.Zwei Soldaten wurden zum Tode verurteilt und endlich einer <strong>von</strong> ihnen begnadigt. Sie sollten nunum ihr Leben würfeln, aber der Papst duldete dies nicht, sondern begnadigte beide, indem er sagte:"Ich habe ja selbst die Hasardspiele verboten." - Ein englischer Lord war <strong>von</strong> dem Papst so entzückt,daß er ausrief: "Dürfte der Papst heiraten, ich gäbe ihm meine Tochter."Nachdem Clemens die Sache der Jesuiten drei Jahre lang selbst auf das sorgfältigste geprüft hatte,unterschrieb er die berühmte Bulle: Dominus ac redemptor - die Bullen werden stets nach den Anfangsbuchstabenbezeichnet -, wodurch die Jesuiten aufgehoben wurden und damit, wie er wohlwußte, sein Todesurteil. - Schon in der Karwoche 1774 wirkte das Jesuitengift in den Eingeweidendes trefflichen Mannes. Alle Gegenmittel waren wirkungslos; er starb am 22. September. Der Körperwar durch das Gift so zerstört worden, daß selbst das Einbalsamieren nichts half. Die Haarefielen aus, und selbst die Haut löste sich vom Kopfe, so daß schließlich bei der Ausstellung der Leichedas Gesicht mit einer Maske bedeckt werden mußte. -Schließlich muß ich <strong>von</strong> diesem Papst noch bemerken, daß er es für unschicklich hielt, die Ketzeran jedem Gründonnerstag zu verfluchen, und daß er daher die früher erwähnte berüchtigte Bulle Incoena Domini aufhob. Er schützte alle Männer <strong>von</strong> Verdienst, mochten sie nun Katholiken oderProtestanten sein. Die Inquisition war ihm ein Greuel, und schon ehe er Papst war, befreite er mancheaus ihren Krallen.Der dankbare Kammerpächter des Papstes, Giorgi, setzte ihm ein <strong>von</strong> dem berühmten BildhauerCanova verfertigtes Denkmal, aber ein weit schöneres und unvergänglicheres errichtete ClemensXIV. sich selbst in der Geschichte.Nach langem, heftigem Kampfe im Konklave setzten es die Jesuiten durch, daß abermals einer ihrerFreunde, namens Braschi, als Pius VI. Papst wurde (1775-1799). Er war unwissend, listig, intolerant,stolz, hochmütig, ausschweifend, starrsinnig, habsüchtig, herrschsüchtig, jähzornig, diebisch,selbstgefällig und eitel. - Eine schöne Galerie <strong>von</strong> schlechten Eigenschaften; aber dafür ist die Reiheder guten desto kürzer, so daß es sich kaum der Mühe lohnt, sie zu nennen. Er war ein guterKomödiant und ein hübscher alter Mann; das sind alle seine Verdienste.Ein solcher Mensch war allerdings nicht geeignet, das wankende Papsttum aufrechtzuerhalten. EinStückchen nach dem anderen bröckelte da<strong>von</strong> los, und eine tüchtige Bresche in demselben verursachteihm das Werk eines Deutschen, des Weihbischofs <strong>von</strong> Trier, J. R. <strong>von</strong> Hontheim. Es handelte"über den Zustand der Kirche und <strong>von</strong> der rechtmäßigen Gewalt des Papstes", und in ihm war bewiesen,daß der Zustand der Kirche erbärmlich und die Gewalt der Päpste usurpiert sei.Dieses vortreffliche Buch, das Resultat eines dreiundzwanzigjährigen Fleißes, wurde in verschiedeneSprachen übersetzt, tat dem Papsttum unendlichen Schaden und rief eine Menge ähnlicherSchriften hervor. Der achtzigjährige Hontheim wurde indessen durch allerlei Quälereien dahin gebracht,zu widerrufen; er tat es, um in seinem hohen Alter Ruhe zu haben; allein die in seinem Bucheenthaltenen Beweise konnten dadurch ihre Bedeutung nicht verlieren; widerlegt hat sie niemand.
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ten Tatsachen hat Münch aus dem Mu