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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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116Der erste Papst im 17. Jahrhundert war Paul V., der nach den verwickeltsten und seltsamstenIntrigen im Konklave gewählt wurde. Er hätte gern Sixtus V. nachgeahmt, aber die Reformationhatte das Ansehen der Päpste mächtig erschüttert. Paul wollte Venedig seine Macht fühlen lassen,aber der Senat dieser Republik kehrte sich wenig an den Bannstrahl des Papstes, der bereits zumTheaterblitz herabgesunken war.Der Papst tobte und verlangte durchaus Gehorsam; allein der savoyische Gesandte klärte ihn überseinen Standpunkt in bezug auf Regierungen und Fürsten auf und sagte ihm geradezu: "Das WortGehorsam ist unschicklich, wenn <strong>von</strong> einem Fürsten die Rede ist. Alle Welt würde es für vernünftighalten, wenn Ew. Heiligkeit Mäßigung gebrauchten."Die Jesuiten versuchten es vergebens, das venezianische Volk zur Empörung zu verleiten, und endlichverließen sie mit einer Menge anderer Mönche die Stadt. Das Volk schickte ihnen Verwünschungennach. Der Senat benahm sich überhaupt gegen die geistlichen Anmaßungen mit großerEnergie; alle Geistlichen gehorchten ihm und kehrten sich nicht an das Interdikt. Nur der Großvikardes Bischofs <strong>von</strong> Padua ließ dem Senat auf sein Verbot des Interdikts antworten, daß er tun werde,was Gott ihm eingebe, als man ihm aber antwortete, Gott habe dem Senat eingegeben, einen jedenUngehorsamen hängen zu lassen, da kroch der Kuttenheld zu Kreuze.In diesem Kampfe zwischen Venedig und der päpstlichen Gewalt zeichnete sich der Servite PaulSarpi, auch Fra Paolo genannt, aus, indem er mit seiner gewandten Feder die Anmaßungen desPapstes mit großer Geschicklichkeit bekämpfte. Die Kardinäle Bellarmin und Baronius strengtenvergebens ihren Geist an, um Sarpi zu schlagen, trotzdem sie die ganze Päpstliche Rüstkammer <strong>von</strong>Lügen zu Hilfe nahmen.Um den gefährlichen Feind los zu werden, beschloß man, Sarpi zu ermorden. Eines Abends (1607)überfielen ihn Banditen und versetzten ihm fünfzehn Dolchstiche. Als er sie erhielt, rief der Märtyrerder Wahrheit: "Ich kenne den Griffel der römischen Kurie!"Sarpi starb indessen nicht an seinen Wunden, und der Anteil, welchen alle Venezianer an seinemSchicksal nahmen, belohnte den wackeren Schriftsteller für das, was er gelitten hatte. Da man den"römischen Kurialstil" kannte, so mußte eine Sicherheitswache Sarpi begleiten, wenn er ausging,und der Arzt, der ihn geheilt hatte, wurde zum St. Markusritter ernannt.Urban VII., der 1644 starb, war ein kleiner Tyrann, da es ihm an Macht fehlte, ein großer zu sein.Die Ketzer aller Art haßte er gründlich und war eifrig bemüht, überall das Feuer des Fanatismusgegen sie anzuschüren. Er publizierte die wahnsinnige Bulle, die In coena Domini beginnt und inwelcher alle Spielarten der Ketzer bis in den allertiefsten Abgrund der Hölle "im Namen des allmächtigenGottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes" verflucht werden. Diese Bullewird bis auf den heutigen Tag alljährlich am Gründonnerstag zur Erbauung der Gläubigen in allenrömischen Kirchen öffentlich vorgelesen.Nebenbei war auch dieser liebenswürdige Papst, was man beim Militär einen "Gamaschenfuchser"nennt. Er bekümmerte sich um die geringsten Kleinigkeiten und behandelte sie mit der größtenWichtigkeit. So verbot er bei strenger Strafe, in der Kirche Tabak zu kauen, zu schnupfen oder zurauchen. Aber der spätere Innozenz XII. ging noch weiter, indem er jeden exkommunizierte, welcherin der Peterskirche schnupfen würde! - Urban befahl auch, daß sich die Chorherren <strong>von</strong> St.Anton nicht mehr im Scherze - kitzeln sollten und daß man am Feste des heiligen Markus keine -Ochsen mehr in die Kirche lasse. An anderen Festtagen gehen seitdem desto mehr hinein, denn erordnete auch an, daß neben den 52 Sonntagen noch 34 Feiertage bei Todsünde gefeiert werden sollten.Er scharrte 20 Millionen Skudi zusammen, die er aber meistenteils für seine Familie verwandte, undhinterließ noch eine Schuldenlast <strong>von</strong> 8 Millionen.

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