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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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178Der Hausfreund Baumanns war der Abt der benachbarten Abtei, und er bestärkte die Elternnoch in ihrem Entschlusse, ja verwendete sich selbst bei den Klarissinnen in der Hauptstadt für diekünftige Aufnahme des Mädchens und bewirkte, daß man <strong>von</strong> ihr nur eine mäßige Aussteuer verlangte.Magdalena wurde nun in allen einer Nonne dienlichen Geschicklichkeiten und auch in derWundarzneikunst unterrichtet und meldete sich nach vollendetem sechzehnten Jahre zur Aufnahme.Sie war ein wunderschönes Mädchen geworden und bezauberte alle Herzen durch ihr anmutigesWesen. Es fehlte ihr daher auch nicht an Freiern, unter denen der junge Rehling die redlichsten Absichtenhatte und in keiner Hinsicht zu verwerfen war. Magdalena blieb aber fest bei ihremEntschluß, ins Kloster zu gehen, in welchem sie durch ihre bigotte Mutter nur noch mehr bestärktwurde.Der Vater war wankend geworden, denn die seltsamen, schmunzelnden Mienen und die höchst besonderenRedensarten des Beichtvaters des Klosters wie auch das habgierige Benehmen der Nonnenerfüllten ihn mit bangen Besorgnissen, aber er hatte nicht die Energie genug, der Mutter und denPfaffen gegenüber fest aufzutreten.Magdalena wurde eingekleidet und vor allen Dingen in die Mysterie des Geißelns eingeweiht, fürwelches das arme Mädchen bald anfing zu schwärmen. Die kleine Disziplin bestand aus 36, diegroße aus 300 Hieben auf Rücken und Hintern. -Das Noviziat ging zur Zufriedenheit vorüber, undMagdalena tat Profeß zur Verzweiflung des jungen Rehling.Sie sah aber bald allerlei Dinge, die ihr teils gar nicht gefielen, teils sehr befremdlich vorkamen;allein sie durfte ihre Bemerkungen nicht laut werden lassen. - Endlich kam das Fest der HimmelfahrtMariä und mit ihm die große Disziplin, die sie nur der Theorie nach und im allgemeinen kennengelernthatte. - Das Zimmer, in welchem die Geißelung vorgenommen wurde, war zwar verdunkelt;allein durch die Ritzen der Fensterläden fiel Licht genug herein, um alles, was vorging, ziemlichgenau erkennen zu lassen. Nur mit großem Widerwillen löste die schamhafte Jungfrau den Gürtelund entblößte den untadelhaften, wunderschönen Körper, an welchem sich die lüsternen Blickeder alten Klosterkatzen und der Äbtissin weideten.Magdalena geißelte sich mit allem Eifer, bemerkte aber, daß es die andern Nonnen mehr wie eineSpielerei betrieben. Nur eine Nonne, namens Griselda , übertrieb die Sache so sehr, daß das Blutüber ihren Körper herabströmte und die Spitzen der Geißel an manchen Orten wohl einen Zoll tiefin das Fleisch eingeschnitten hatten.Magdalena, welche zur Klosterapothekerin ernannt worden war, eilte ihr zu Hilfe und stellte sie inkurzer Zeit gänzlich wieder her. Sie hatte es aber nicht unterlassen können, Griselda aufzufordern,sich in der Folge nicht wieder zu hart zu geißeln, und dies kam der Abtissin zu Ohren, welche darübersehr ungehalten wurde. Als sich Magdalena entschuldigen wollte, schrie sie dieselbe herrischan und gebot ihr zu schweigen. Die Folge da<strong>von</strong> war ein erhöhter Bußeifer der Griselda. Diese fuhrnicht allein fort, sich so hart wie früher zu geißeln, sondern quälte sich auch dermaßen mit dem Zilizium- ein stachliger Drahtgürtel, der auf der bloßen Haut getragen wird -, daß die Stacheln tief indas Fleisch eingedrungen waren. Der herbeigerufene Wundarzt erklärte, daß nur die sorgfältigsteOperation der Nonne das Leben retten könne, und nun erst verbot die Abtissin mit Gutbefinden desBeichtvaters der Griselda auf das strengste, sich ferner so heftig zu geißeln.Magdalena, der nun auch das Aderlassen und Schröpfen überlassen wurde, bemerkte bald, daß dieerstere Operation mit der zweiundzwanzigjährigen Schwester Theodora fast jeden Monat vorgenommenwerden mußte. Sie bemerkte dem Mädchen, daß ein so großer Blutverlust notwendig dieWassersucht zur Folge habe, und die arme Nonne gestand ihr weinend, daß sie dies auf Befehl derAbtissin tun müsse, um die Wallungen des Blutes und die damit verbundenen wollüstigen Träumeund verbotenen Gelüste, welche Folgen des häufigen Geißelns wären, zu unterdrücken, was auchimmer für kurze Zeit durch das Aderlassen gelinge. - Die Unterhaltung Magdalenas mit Theodora

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