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Otto von Corvin: Pfaffenspiegel - Wieviel »Gleichberechtigung ...

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Ämter verbot, die Investitur aus der Hand eines Laien, das heißt Nichtgeistlichen, zu empfangen,und welches den Laien untersagt, dieselbe bei Strafe des Bannes zu erteilen.Die Fürsten waren erstaunt über die neue Anmaßung des hochmütigen Pfaffen und kehrten sichnicht an seine Befehle. Gregor wußte jedoch sehr wohl, was er wagen konnte, er mühte sich nichtmit den kleineren Fürsten ab; er wollte ihnen seine Macht zeigen, indem er sie gegen den angesehenstenunter ihnen, gegen den Kaiser, richtete.Heinrich IV. hatte in Deutschland unter den Mächtigen viele Gegner. Gregor schürte die Streitigkeitenmit denselben und machte die Sache der Feinde des Kaisers zu der seinigen. Endlich hatte er dieFrechheit, den Kaiser nach Rom zu zitieren, damit er sich vor ihm verantworte!Heinrich, dessen Vater noch drei Päpste abgesetzt hatte, war empört über diese Unverschämtheitund berief eine Synode nach Worms, <strong>von</strong> welcher Gregor einstimmig in den Bann getan und abgesetztwurde.Während dies in Worms geschah, sprang auch in Rom eine Mine gegen Gregor. Eine Menge Gebanntervereinigte sich, überfiel ihn in der Kirche, als er gerade Hochamt hielt, und schleppte ihnbei den Haaren ins Gefängnis; der verblendete Pöbel in Rom setzte ihn wieder in Freiheit.Gregor lechzte nach Rache. Die Absetzungsdekrete beantwortete er damit, daß er Heinrich IV. undalle seine Anhänger in den Bann tat, die Untertanen ihres Eides entband und den Kaiser absetzte!Zugleich überschwemmten Mönche, die bereitwilligen Handlanger der Päpste, ganz Deutschlandund bearbeiteten das Volk.Zuerst schrie man hier fast einstimmig gegen den verwegenen Papst, denn im Schreien waren dieDeutschen schon damals groß, aber Heinrichs Gegner handelten. Durch Hildebrands Intrigen verführt,fielen allmählich die Anhänger des Kaisers <strong>von</strong> demselben ab, nur Herzog Gottfried <strong>von</strong>Lothringen blieb ihm treu; Gregor schaffte ihn durch Meuchelmord aus dem Wege.Die erbärmlichen deutschen Fürsten versammelten sich zu Tibur und erklärten hier dem Kaiser:"daß sein Reich zu Ende sei, wenn er sich nicht innerhalb eines Jahres vom Banne befreie!"Niedergedrückt <strong>von</strong> dem finsteren Geist seiner Zeit, <strong>von</strong> aller Welt verlassen - nur wenige Soldatenwaren noch bei ihm -, entschloß sich der deutsche Kaiser, nach Rom zu gehen und den durch dieDummheit der Menschen so furchtbar gewordenen Gegner zu versöhnen. - In der strengen Kälte, ineinem armseligen Aufzuge ging er über die Alpen. Die Italiener strömten ihm zu und verlangten, ersolle an der Spitze eines Heeres den rebellischen Großpfaffen zur Rede stellen, aber die Niederträchtigkeitder Deutschen hatte den Mut und das Herz des ohnehin schwachen Kaisers gebrochen.Er wollte demütig <strong>von</strong> Gregor Gnade erflehen.Dieser ließ sich nichts weniger träumen als das. Er war auf einer Reise nach Augsburg begriffenund bereits nach der Lombardei gekommen. Als er die Ankunft des Kaisers vernahm, floh er eiligstnach dem festen Schlosse Kanossa, welches seiner Buhlerin, der reichen Markgräfin Mathilde <strong>von</strong>Toskana, gehörte.Hier erschien der deutsche Kaiser. In einem wollenen Büßerhemde, bloßen Hauptes, barfuß stand erin dem Raum vor der inneren Ringmauer des Schlosses - drei Tage und drei Nächte lang, mitten imJanuar, zitternd vor Frost und matt vor Hunger und Durst!Aus den Fenstern des Schlosses schaute Gregor an der Seite seiner Buhlerin auf seinen gedemütigtenFeind herab und hätte ihn gern so sterben sehen. Des Papstes unmenschliche Härte brachte alleHausgenossen zum Murren, und endlich gab er den Bitten der Markgräfin nach, die zwar Heinrichs93

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