34zerstreut und mit ihnen die Christianer - so nannte man die Anhänger Jesu -, welche als eine jüdischeSekte betrachtet wurden, wie es deren mehrere gab. Dies trug sehr viel zur Ausbreitung desChristentums bei, und gewiß nicht wenig wirkten dafür die zahlreichen Christen unter den römischenLegionen, die der Krieg bald in dieses, bald in jenes Land führte.Zur Zeit der Apostel und kurz nach derselben führten die Christen ein Leben, wie es den Lehrenihres Meisters würdig war; aber bald artete die Begeisterung, die sie beseelte und ohne welche keinegute Sache gedeihen kann, in religiöse Schwärmerei aus und nahm allmählich den Charakter einerGeisteskrankheit an. Man wollte sich gleichsam in Frömmigkeit überbieten und kam auf die wunderlichsteAuslegung der verschiedenen, durch die Apostel aufbewahrten Aussprüche Jesu. Wo erweise Mäßigung empfahl, da glaubte man, in seinem Sinne zu handeln, wenn man gänzlich entsagte,und so entstand allmählich die verkehrte Ansicht, daß die Freuden des Lebens verwerflich undeines Christen unwürdig seien. Indem man alle Genüsse mied und sich freiwillig Leiden auferlegteund quälte, glaubte man, die Sündhaftigkeit der menschlichen Natur zu überwinden und sich größereFreuden im Leben nach dem Tode zu sichern.Mit dieser Ansicht verband sich bald eine Art <strong>von</strong> Hochmut, der sich unter äußerer Demut versteckte.Der roheste Christ hielt den gebildetsten und tugendhaftesten Nichtbekenner Jesu für einen Verworfenen;ja er glaubte sich durch jede nähere Gemeinschaft mit den Heiden zu verunreinigen. Ausdiesem Grunde sonderten sich die Christen bald ganz und gar <strong>von</strong> diesen ab, zerrissen die zwischenihnen bestehenden Verwandtschafts- und Freundschaftsverhältnisse und flohen alle Lustbarkeitenund Feste gleich Verbrechen. Mit einem Wort, trotz aller Tugendhaftigkeit und Rechtschaffenheitihres Lebens fingen sie an, kopfhängerische, trübselige Narren zu werden.Die mit Schnelligkeit anwachsende Menge der Christen, ihr menschenfeindliches, abgesondertesWesen, ihre geheimnisvollen Zusammenkünfte, denen die Verleumdungen der jüdischen und heidnischenPriester bald politische und verbrecherische Zwecke unterlegten, ihr feindseliges Benehmengegen die Heiden -, alles dies erregte die Aufmerksamkeit der römischen Regierung; allein sie befolgtedie sehr vernünftige Politik, sich nicht um die Religionen ihrer Untertanen zu bekümmern,wenn diese nicht die Veranlassung wurde zu Feindseligkeiten gegen die Einrichtungen des Staatesund seine Gesetze. Die Christen hätten also ungestört unter der römischen Herrschaft leben und sichentwickeln können, wenn sie sich <strong>von</strong> solchen Vergehungen ferngehalten hätten, die kein Staat ungestraftlassen kann. Dies taten sie aber nicht, sondern in ihrem fanatischen Eifer forderten siegleichsam die Regierung heraus. Sie verweigerten auf Grund ihrer Religion die allgemeinen Bürgerpflichten,wollten weder in den Krieg ziehen noch öffentliche Ämter annehmen und bewiesenden Kaisern Verachtung, anstatt ihnen die herkömmlichen Ehren zu erzeigen. Es war daher ganznatürlich, daß diese die Sekte der Christen für staatsgefährlich erkannten und beschlossen, sie zuzwingen, sich den Gesetzen des Staates zu unterwerfen und sie für die Verletzung derselben zu bestrafen.Darin waren die Kaiser in ihrem vollsten Recht, und wir finden, daß gerade die besten undweisesten unter ihnen gegen die widerspenstigen Christen am strengsten verfuhren.Sie erreichten indessen ihren Zweck nicht, sondern bewirkten gerade das Gegenteil <strong>von</strong> dem, wassie bewirken wollten. Die Verachtung des Lebens und aller Leiden war bei den schwärmerischenChristen so hoch gestiegen, daß sie den Tod als höchst wünschenswert betrachteten, sich scharenweiseden Händen ihrer Verfolger überlieferten und diese durch ihren herausfordernden Trotz zurgrößten Grausamkeit anregten. Je größere Leiden die Christen um Jesu willen erduldeten, destogrößer fiel ihrer Meinung nach die Belohnung aus, die sie im verheißenen ewigen Leben erwartete.Die Standhaftigkeit, mit welcher die Geopferten den qualvollsten Tod ertrugen, und die religiösenEhren, welche die Gemeinde dem Andenken der Märtyrer widmete, fachten die Schwärmerei derChristen zum Fanatismus an. Der Märtyrertod erschien als das höchste Glück, weil man glaubte,daß er alle Sünden tilge und sogleich zu Jesus in das Paradies führe. Diese Märtyrerschwärmereinahm so überhand, daß die Besonnenen unter den Christen, welche das Unmoralische einer solchenLebensverachtung einsahen, vergeblich dagegen ankämpften.
35Die Heiden, welche Zeugen <strong>von</strong> der Standhaftigkeit und Freudigkeit waren, mit welcher dieChristen die ärgsten Qualen und den Tod erduldeten, wurden mit Bewunderung erfüllt für eine Religion,die solche Kraft gab, und bekannten sich in Menge zu derselben. Die Zahl der Christen nahmtäglich zu, gewann immer mehr Eingang auch unter den höheren Ständen und selbst am Hofe derKaiser. Endlich kam es dahin, daß Kaiser Konstantin, der 324 bis 337 regierte, es aus poli-tischen Gründen für gut hielt, die christliche Religion zur Staatsreligion zu machen. -Die Christen zur Zeit der Apostel hatten sich <strong>von</strong> der Gemeinschaft der Juden nicht getrennt, dennsie betrachteten sich vielmehr als die wahren Israeliten und Jesum als den längst erwarteten Messias.Endlich zwang sie aber die Feindseligkeit der Juden, eine eigene Gemeinde zu bilden.Die Verfassung dieser ersten christlichen Gemeinde war wie die einer jeden Gesellschaft, die ausgleichstehenden Mitgliedern besteht, denn alle Christen nannten sich Brüder. Keiner hatte vor demanderen einen Vorrang, und sowohl ihre Pflichten als ihre Rechte waren vollkommen gleich.Zu ihren Vorstehern wählte die Gemeinde einige in allgemeiner Achtung stehende Männer, welchePresbyteren (Alteste) oder auch Bischöfe (episcopi, Aufseher) genannt wurden. Ihr Amt war es,Ruhe, Eintracht und Ordnung in der Gemeinde zu erhalten, ohne daß sie deshalb einen höherenRang eingenommen hätten als den, welchen ihnen die Achtung der übrigen Brüder freiwillig einräumte.Den Presbyteren standen Diakonen (Helfer) zur Seite, welche die reichlich beigesteuertenAlmosen an die ärmeren Gemeindemitglieder austeilten und andere kleine Geschäfte übernahmen,die nicht schon <strong>von</strong> den Ältesten verrichtet wurden.Die Gemeinden der ersten Christen waren vollkommene Republiken, und selbst die Apostel, welchemehrere derselben stifteten und eine Art Oberaufsicht über sie führten, maßten es sich nicht an, eigenmächtigüber die Gesellschaft betreffende Einrichtungen zu bestimmen, sondern begnügten sichdamit, den Gemeinden mit Rat und Tat an die Hand zu gehen. Der Apostel Paulus machte es denÄltesten ausdrücklich zur Pflicht, daß sie über die Gemeinden nicht herrschen, sondern sie durch ihrmusterhaftes Beispiel leiten sollten. Das taten auch die Presbyteren der alten Zeit; sie betrachtetensich als die Diener der Gemeinde, welche sie für ihre Dienste durch freiwillige Geschenke belohnte.Einen äußerlichen Gottesdienst kannte man nicht; die religiösen Versammlungen der apostolischenChristen fanden statt ohne alle Zeremonien und auf die Sinne berechnete Gebräuche. Man kam zusammenin irgendeinem geräumigen Saal, ohne denselben weder zu diesem Zwecke auszuschmücken,noch ihm eine besondere Weihe und Heiligkeit beizumessen, denn dergleichen erschien denChristen als heidnische Torheit. Die Versammlungen waren einzig und allein der Belehrung undErbauung gewidmet. Man las in ihnen die Briefe der umherreisenden Apostel vor oder Stellen ausden heiligen Büchern der Juden. Dann folgte ein belehrender Vortrag, den wohl meistens einer derPresbyteren hielt oder auch irgendein anderes Mitglied der Gemeinde, welches sich dazu geeignetund berufen fühlte. Das Gehörte wurde dann besprochen und den Unwissenden das erklärt, was sieetwa nicht verstanden hatten. So waren diese Versammlungen der Christen der apostolischen Zeitdie ersten Volksschulen. Nach der Besprechung setzte man sich zu einem gemeinsamen Mahle nieder- welches Liebesmahl hieß -, und am Schluß oder auch am Anfange wurden Brot und Wein herumgereichtund beim Genuß desselben mit Rührung und Dankbarkeit des für die Menschheit gestorbenenJesus gedacht, wobei auch wohl die Worte wiederholt wurden, die er bei der Einführungdieses schönen Gebrauchs sprach. Den Schluß der Versammlung machte eine Beisteuer für die Armen.Leider änderte sich aber dieser würdige und einfache Zustand der christlichen Gemeinden sehr baldund ging endlich in die Form der heutigen katholischen Kirche über. Es wird für unseren Zweck
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