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FORSCHUNGSBERICHT 2004 - am Fachbereich ...

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WiSo-Forschungsbericht <strong>2004</strong> - Lehrstuhl für VWL, insbes. Wirtschafts- und Entwicklungspolitik 161<br />

schränkung des freien Kapitalverkehrs und schlagen unter anderem die Einführung<br />

einer „Tobinsteuer“ vor, um internationale Kapitalbewegungen zu erschweren.<br />

Welche Konsequenzen hat nun die Globalisierung auf nationale Wirtschaftspolitik?<br />

Der Staat wird in einem höheren Maße gefordert. Globalisierungsgegner bedauern<br />

die zunehmende Machtlosigkeit des Staates und das Ausgeliefertsein an transnatio-<br />

nale Konzerne. In der Tat kann der Staat immer weniger zum sozialen Schutz seiner<br />

Bevölkerung beitragen – die knappen Kassen der öffentlichen Hände erlauben es<br />

nicht mehr, die Verlierer (Jede Globalisierung hat stets Gewinner und Verlierer) zu<br />

kompensieren. Der Staat kann mit Hilfe der Sozialpolitik nicht „Wohlstand für Alle“<br />

schaffen. Globalisierungsgegner scheinen einer „Sozialromantik“ zu unterliegen.<br />

Dennoch ist die nationale Wirtschaftspolitik wichtiger denn je, da sie entscheidend ist<br />

für die Standortqualität der Wirtschaftspolitik. Zunehmende Globalisierung verlangt<br />

aber eine internationale Wettbewerbspolitik, da die Mächtigen immer bestrebt sind,<br />

den Wettbewerb umzubiegen. Die Option für die Armen verlangt in Wirklichkeit eine<br />

Option für den funktionierenden Wettbewerb. Es lässt sich feststellen, dass die be-<br />

rechtigten Forderungen der Globalisierungskritiker primär an den eigenen Staat zu<br />

richten sind. Die Regierungen müssen sich dem Strukturanpassungsdruck und dem<br />

Systemwettbewerb stellen und insbesondere durch eine verbesserte Bildungspolitik<br />

Humankapital fördern, so dass ihre Arbeitnehmer international wettbewerbsfähig<br />

bleiben.<br />

Die Durchführung einer solchen Politik, so lehrt die Neue Politische Ökonomik, wird<br />

durch die politischen Rahmenbedingungen erschwert. Politiker wollen wieder gewählt<br />

werden. Dies streben sie an, indem sie der Bevölkerung noch weitere Sozialleistun-<br />

gen versprechen und, als einfacheren Weg, protektionistische Maßnahmen (oft e-<br />

thisch positiv formuliert!) durchsetzen, wodurch sie den Entwicklungsländern und den<br />

Armen in der Welt schaden!<br />

Auswege aus dieser Situation könnten eine bessere volkswirtschaftliche Bildung der<br />

Bevölkerung, eine verstärkte Hinwendung zur direkten Demokratie oder eine Verfas-<br />

sungsänderung bieten. Zum einen müssen die Bürger überhaupt in der Lage sein,<br />

die „Qualität“ der Wirtschaftspolitik zu beurteilen; zum anderen werden auch Sankti-

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