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impressum - KOPS - Universität Konstanz

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• komplexe Formen des Bewertens im Unterschied zu einfachen Handlungen wie<br />

Loben und Tadeln/Kritisieren, Bemängeln, Empfehlen und Abraten, Begrüßen und<br />

Bedauern. Dazu gehören vor allem das Messen an etwas (einer Vorlage, den<br />

Erwartungen des Rezensenten oder der Zuschauer, den Absichten des Künstlers,<br />

anderen Kunstwerken, bestimmten ästhetischen oder politischen Idealen etc.) und<br />

das Abwägen oder Erörtern (H1). Es besteht stets aus zwei sprachlichen<br />

Handlungen: dem Bewerten (H11) und dem Einräumen der gegenteiligen Meinung<br />

(H12).<br />

Typisch für die Rezension ist, daß all diese funktionalen Bestandteile als einzelne<br />

auch in anderen Beitragsformen vorkommen können: das Berichten, Erläutern,<br />

Schildern in einem Bericht, das Beschreiben, Schildern und Erzählen in einer<br />

Reportage, das Erklären, Erläutern, Einordnen, Interpretieren, Argumentieren in<br />

einer Analyse, das Einordnen, Erklären, Interpretieren, Bewerten in einem<br />

Kommentar und fast alles in einer Kolumne. Konstitutiv für eine Rezension sind also<br />

nicht die ausgewählten funktionalen Bausteine als einzelne, sondern ist deren<br />

Auswahl (mindestens zwei komplexe Handlungen). Noch nicht einmal eine<br />

prototypische Kollektion als Kernbereich der Rezension kann bestimmt werden. Das<br />

entsprechende Textsortenmodell (Heinemann/Viehweger 1991: 170; Lüger 1995:<br />

152f) ist zwar flexibler als andere, jedoch für die Rezension immer noch zu starr.<br />

Festzustellen ist vielmehr eine Vielzahl von gleichwertigen Spielarten des<br />

Rezensierens.<br />

Charakteristisch ist ferner, daß die Rezension wie nur wenige Formen offen ist für<br />

weitere, in der Regel als unjournalistisch geltende Bausteine: etwa das Abraten oder<br />

Empfehlen, Vorwerfen oder Danken, Fluchen oder Jubeln, Höhnen, Spotten, sogar<br />

Beleidigen, außerdem Ironisieren, Fiktionalisieren und vieles mehr. Diese Elemente<br />

gelten als fakultativ, weil sie zwar immer wieder in Rezensionen vorkommen (im<br />

Gegensatz etwa zu Berichten), diese aber nicht definieren. Und typisch ist<br />

schließlich, daß keine Handlung ausgeschlossen ist. Nichts ist in einer Rezension<br />

undenkbar.<br />

3. Präzisierungen und Profilierungen<br />

3.1. Was ist eine Kritik? - Eine Spezifizierung<br />

Eine grundlegende Differenzierung ist die zwischen Rezension und Kritik. Viele<br />

Laien und Journalisten verwenden die beiden Ausdrücke synonym, doch führt dies<br />

oft zu Unklarheiten. Die Rezension ist eine Beitragsform, die Kritik zunächst einmal<br />

eine sprachliche Handlung, die Teil des Rezensierens sein kann, aber auch in<br />

alltäglichen Gesprächen (siehe 2.1), Büchern, Interviews etc. ihren Platz hat. Die<br />

Rezension ist nur ein möglicher „Ort“ der Kritik. Zur Veranschaulichung lassen sich<br />

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