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BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 111-117<br />
Polnisch im Osten. Er hat recht mit dem Spanischen, weil die USA als Einwanderungsland<br />
über eine noch weiter zunehmende hispano-amerikanische Bevölkerung<br />
verfügen. Auch der Handel mit den lateinamerikanischen Ländern ist groß, so daß<br />
man zu Recht von einem panamerikanischen Wirtschaftsraum spricht (mit Miami als<br />
Global City ). Bender stützt damit ungewollt die Auffassung von der Bedeutung der<br />
Global Cities für die Weltwirtschaft.<br />
Dies gilt jedoch nicht mehr für die im Osten der USA befindlichen "alten" Einwanderungsgruppen<br />
der Deutschen, Italiener und Polen. Die Amerikanisierung,<br />
beschleunigt durch den Zweiten Weltkrieg, ist hier längst abgeschlossen. Das<br />
Französische gar ist dort in erster Linie Bildungssprache einer rapide abnehmenden<br />
Elite (WASP : White Anglo-Saxon Protestant). Was die Nachbarschaft des Ostens<br />
mit Québec angeht, so wird deutlich, daß das Prestige einer Sprache wesentlich von<br />
der wirtschaftlichen Stärke ihrer Sprecher abhängt, so daß sich die kanadischen<br />
Frankophonen schon lange in der Rolle der Verteidiger einer Regionalsprache<br />
gegenüber dem übermächtigen Amerikanischen (mit Toronto als Global City) sehen.<br />
Daraus folgt, daß die Zahl der Amerikaner, die überhaupt eine Fremdsprache<br />
lernen, sehr gering bleiben wird, solange sie weltweit auf Gesprächspartner treffen,<br />
die bereitwillig auf Englisch Auskunft geben. Nicht zuletzt durch dieses Auftreten<br />
weltweit befinden sie sich auch weiterhin in der überlegenen Position, da Englisch<br />
für sie ja Muttersprache ist. In diffizilen geschäftlichen Verhandlungen gibt dieses<br />
Prä oft genug den Ausschlag zum Schaden der Nicht-Muttersprachler.<br />
Wenn sich die wirtschaftliche Schwerpunktverschiebung nach Ostasien und in den<br />
pazifischen Raum fortsetzt, so werden die Amerikaner asiatischer Herkunft die<br />
Kommunikation gewährleisten (mit Los Angeles / San Francisco als Global Cities).<br />
Sie haben größtenteils ihre asiatische Identität und Sprache innerhalb ihrer Ethnie<br />
bewahrt. An der grundsätzlichen Einstellung gegenüber dem Erlernen von<br />
Fremdsprachen ändert sich dadurch aber nichts im universalistisch eingestellten<br />
Amerika. Anders als in Europa gäbe es zwar praktisch für jeden außeramerikanischen<br />
Kommunikationsbedarf eine in den USA ansässige Ethnie, die die<br />
Verständigung herstellen könnte. Aber genau dieser Partikularismus ist den<br />
Amerikanern fremd. Gegenüber einem Land mit mehr als einer Milliarde Menschen<br />
allerdings kann sich diese Einstellung in Zukunft ändern.<br />
6. Fazit<br />
Anders als Ignaz Bender argumentiert, können m.E. Europa und der Westen nicht<br />
mittels eines überholten Sprachimperialismus ihren wirtschaftlichen und moralischen<br />
Einfluß in der asiatischen Wachstumsregion verlängern, sondern nur aufgrund einer<br />
Überwindung der Fixierung auf die eigenen nationalen Interessen und einer<br />
Änderung der Sprachpolitik im Inneren, aber in Anbetracht etwa der Gefahr der<br />
frühkapitalistischen Ausbeutung der Arbeitskraft in Asien nur durch ein behutsames<br />
Eintreten für Menschenrechte nach außen. Denn sie bilden zwar die Grundlage der<br />
eigenen staatlichen Verfassung, sie können aber nicht mittels Englischunterricht<br />
und der mit ihm vermittelten westlichen Werte anderen Kulturen aufoktroyiert<br />
werden.<br />
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