impressum - KOPS - Universität Konstanz
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BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 33-77<br />
Unschärfe der verbalen Kodierung hinweist, stellt er die Interpretationsbedürftigkeit<br />
der Äußerung heraus. Insofern ist nicht die Formulierung als solche vage, sondern<br />
der übermittelte Inhalt: Insbesondere in den Beispielen 13 und 14 wird beim Hörer<br />
ein Verstehensprozeß vorausgesetzt, der die als unscharf markierten Textteile als<br />
Pars pro toto erkennt ("gummispringe odder so" für "sportliche Betätigung", "häuser<br />
und straßen und so" für "Bastelgegenstände") und deshalb aktive Auffüllarbeit<br />
erfordert. Daß entsprechende Textstellen markiert werden, entspringt dem<br />
Bedürfnis, den Hörer zur Aktivierung seiner Wissensbestände zu veranlassen und<br />
ihm implizit eine Rezeptionsanweisung zu geben: Indem der Sprecher von vornherein<br />
eine "kritische" Stelle einräumt, wirbt er beim Hörer um Akzeptanz - mit dem<br />
Ziel, ihn von Einwänden abzuhalten. Daß die vorsorgliche Absicherung unscharfer<br />
oder nicht ganz befriedigender Textstellen vom Hörer erkannt und akzeptiert wird -<br />
und insofern kommunikativ erfolgreich ist -, läßt sich ablesen an<br />
Beispiel 15: Kindersprache 48 (Aynur 8/83)<br />
290 a (...) dann<br />
291 bringen die se ins operationslabor oder wie das heißt und<br />
292 i hm<br />
best.<br />
293 a dann (...)<br />
Der standardsprachlich nicht ganz korrekte Ausdruck "operationslabor" wird mit dem<br />
formelhaften Unschärfeindikator "oder wie das heißt" markiert: Aynur wirbt um<br />
Akzeptanz für das nicht ganz korrekt gebildete, aber semantisch unproblematische<br />
und das Verständnis nicht beeinträchtigende Wort. Das teilweise simultan zur<br />
Formel artikulierte bestätigende Hörersignal "hm" der Gesprächspartnerin Ikbal (i)<br />
gibt der Sprecherin zu verstehen, daß die Hörerin die Textstelle mitträgt: "hm"<br />
beinhaltet die Informationen, daß die Hörerin<br />
- keine Verstehensschwierigkeiten hat<br />
- das nicht-lexikalisierte Wort akzeptiert und keine Einwürfe macht oder<br />
Nachfragen stellt<br />
- und die Sprecherin fortfahren läßt.<br />
Die Kommunikation kann unbeschadet weitergehen.<br />
Im Zusammenhang mit der Verwendung von Unschärfeindikatoren ist auf eine<br />
Konstruktion hinzuweisen, die die Kinder systematisch in ihren Textproduktionen<br />
nutzen und die Züge trägt einer (syntaktischen) Verfestigung bzw. von "prefabricated<br />
patterns" 14 . Gemeint ist die Konstruktion "'so' plus 'ein' plus Substantiv", die als<br />
Unschärfeindikator dienen kann; um ihre unterschiedliche Ausdruckskraft zu<br />
analysieren, stelle ich zwei Textstellen einander gegenüber:<br />
14 Prefabricated patterns "are partly 'creative' and partly memorized wholes; they consist of<br />
sentence frames with an open 'slot' for a word or a phrase [...]" (Krashen/Scarcella 1978: 283)<br />
(vgl. auch Hakuta (1974: 288): "[...] segments of sentences which operate in conjunction with a<br />
movable component [...]").<br />
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