impressum - KOPS - Universität Konstanz
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BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 33-77<br />
2.3. Verwendung semantisch verwandter Lexeme oder lautlicher Nachbildungen<br />
Beispiel 3: Kindersprache 30f. (Aynur 12/82)<br />
082 a hm ei da geh ich gradeaus da bieg ich nach links + dann geh<br />
083 ich gradeaus da bin ich an der lampe drück ich d knopf warte bis<br />
084 es grün ist<br />
085 s an welcher lampe?<br />
086 f ei an der lampe<br />
087 a ei an de lampe<br />
088 s was für ne lampe?<br />
089 a gehweglampe<br />
090 f grün rot orange +<br />
091 a o leck! ich wä:ß nimme: wie das heißt<br />
092 s heißt doch ampel<br />
093 a ei jo ich ++ ei s mir is<br />
094 nit eingefall + mir war das lampe im kopf he +<br />
s lacht lacht<br />
095 s hm<br />
best.<br />
(...)<br />
100 a un dann jo das wollt ich sa:n<br />
sagen<br />
101 s verkehrsampel<br />
(...)<br />
103 a do geht wart ma bis grün is un wenns grün is geht ma (...)<br />
Das zitierte Gesprächsstück ist Teil einer Wegbeschreibung; Aynur (a) erläutert<br />
detailliert ihren Schulweg. Der als Orientierungspunkt mit dem Wort "lampe"<br />
bezeichnete Ort löst einen längeren metakommunikativen Austausch über die<br />
Wortwahl aus, durch den die Wegbeschreibung vorübergehend außer Kraft gesetzt<br />
und nach dessen Abschluß sie nahtlos fortgesetzt wird. Obwohl die dem kritischen<br />
Lexem folgende Handlungsanweisung<br />
"drück ich d knopf warte bis es grün ist"<br />
eine unmißverständliche Deutung von "lampe" als (Fußgänger-) Ampel erlaubt, hakt<br />
Stefan (s) ein und gibt mit der auf Klärung zielenden Frage<br />
"an welcher lampe?"<br />
zu verstehen, daß das gewählte Wort seinen Erwartungen nicht entspricht. Bevor<br />
Aynur auf die Korrektur- bzw. Präzisierungsaufforderung reagiert, betont ihre<br />
Schwester Fatma (f) mit der Äußerung<br />
"ei an der lampe"<br />
ihre Akzeptanz und ihr Verstehen der scheinbar kritischen Formulierungsstelle und<br />
unterstützt so Aynurs Formulierungsvorschlag. Daß Aynur selbst von der Angemessenheit<br />
ihrer Wortwahl überzeugt ist, zeigt sich daran, daß sie mit den gleichen<br />
Worten Stefans Einwand zurückzuweisen versucht - vergeblich, da Stefan in leicht<br />
veränderter Form seine Frage und sein Präzisierungsersuchen wiederholt. Unter<br />
dem Druck, das beanstandete Lexem zu erklären, macht Aynur den gewählten<br />
Ausdruck zum Grundwort eines Determinativkompositums, dessen Bestimmungskomponente<br />
"gehweg" erneut eine zweifelsfreie Deutung ermöglicht. Auch Fatma<br />
scheint sich nach ihrem Verteidigungsversuch des Formulierungsvorschlages<br />
"lampe" veranlaßt zu sehen, eine Präzisierung beizusteuern: Mit der Umschreibung<br />
"grün rot orange"<br />
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