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impressum - KOPS - Universität Konstanz

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schmal und meist beschränkt auf die Geschichte bedeutender Persönlichkeiten. Die<br />

Zeitungskundler zitieren und verarbeiten eine Fülle von Quellenmaterial, aber wenig<br />

wissenschaftlich-systematisch. Am weitesten erforscht ist die Geschichte der Kritik in<br />

und außerhalb von Rezensionen (zur Unterscheidung von Kritik und Rezension<br />

siehe Abschnitt 3.1). Auf diesem Feld wurden nicht nur die meisten öffentlichen<br />

Diskussionen geführt, sondern haben vor allem Literaturwissenschaftler wichtige<br />

Ergebnisse vorgelegt (vgl. Barner 1990, Carlsson 1969, Hohendahl 1985, Wellek<br />

1977). Im Mittelpunkt stehen - geleitet vom fachspezifischen Erkenntnisinteresse -<br />

die Kriterien und Normen des Wertens, eingebettet in ästhetische und<br />

allgemeinhistorische Zusammenhänge. Damit ist jedoch nur ein Teilaspekt erhellt.<br />

Eine Geschichte der Rezension steht ebenso aus wie die des Kulturjournalismus<br />

insgesamt. Wichtige Schritte dahin sind empirische Einzelanalysen (vgl. Döpfner<br />

1991, Glotz 1968, Hauschild 1934, Jacoby 1988, Lesle 1981, Rollka 1985, Schenk-<br />

Güllich 1972, Schmitt-Thomas 1969, Tadday 1993) und kulturspartenspezifische<br />

Längsschnitte (vgl. Diederichs 1986, Dresdner 1968, Hohendahl 1985, Kirchmeyer<br />

1967, Krome 1896, Michael 1918, Venturi 1979).<br />

Ebenso rar wie empirische Befunde zu Geschichte und Gegenwart der Rezension<br />

sind Definitionen dieser Beitragsform. Ob aufgeregte Debatte über Sinn und Zweck<br />

oder nüchterne Inhaltsanalyse, fast immer scheint fraglos, was eine Rezension<br />

überhaupt ist. Lang dauert die Suche nach Definitionen, die mehr umfassen als die<br />

Aussage, daß beim Rezensieren zugleich informiert und bewertet wird. Und selbst<br />

das, was wie eine Binse aussieht, ist als Kriterium nicht nur nicht hinreichend,<br />

sondern noch nicht einmal zutreffend, wie Text 3 belegt: Der längste und<br />

komplexeste Beitrag enthält keine einzige Bewertung. Selbst scheinbar<br />

Selbstverständliches ist also kein verläßliches Fundament. Dieses muß erst durch<br />

systematisches, an der Empirie orientiertes Vorgehen geschaffen werden. Dann<br />

können den Texten T1-T4 auch begründet Textsorten zugeordnet werden.<br />

Am häufigsten finden sich Definitionen der Beitragsform Rezension bzw. Kritik noch<br />

in journalistischen Lehrbüchern für die Ausbildung und Praxis. Immer wieder zitiert<br />

wird die Bestimmung von Emil Dovifat: „Kunstkritik ist die subjektive, aber sachlich<br />

und künstlerisch verantwortliche Beurteilung des Kunstwerks, dem der Kritiker<br />

verpflichtet ist. Er berät den Künstler, vermittelt das Kunstwerk der Öffentlichkeit,<br />

scheidet überzeugend die Werte und Unwerte, bricht dem Wahrhaftigen Bahn und<br />

soll zur Höherentwicklung der Kunst beitragen.“ (Dovifat/Wilke 1976 II: 84f.).<br />

Weniger pathetisch formulierte Walther von La Roche in seinem Standardbuch<br />

(1991: 157): „Kritiken und Rezensionen verquicken in aller Regel Unterrichtung und<br />

Beurteilung. [...] Die Trennung von Bericht und Meinung gilt im Kulturteil für alle jene<br />

Ereignisse nicht, über die Kritiken bzw. Rezensionen erscheinen.“ (La Roche 1991:<br />

157). Problematisch an solchen Lehrbuchdefinitionen ist, daß sie aus<br />

naheliegendem pädagogischem Interesse Definitions- und Qualitätsmerkmale<br />

vermengen. Formulierungen wie „sachlich und künstlerisch verantwortlich“ oder<br />

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