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impressum - KOPS - Universität Konstanz

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BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 33-77<br />

Hintergrundwissen zu ergänzen. Zwar eröffnet sich mit gesprächsspezifischen<br />

Formeln, wie sie an formulierungskritischen Stellen und bei Formulierungsflauten<br />

zum Einsatz kommen, nicht unmittelbar ein Zugang zur jeweiligen Kultur, aber sie<br />

sind für eine flüssige Textproduktion, und damit wiederum für eine reibungslose<br />

Kommunikation, ebenfalls unverzichtbar, da sie den Sprecher im Formulierungsprozeß<br />

in mehrerer Hinsicht entlasten; die wesentlichen Aspekte seien als Bilanz<br />

aus den Beispielanalysen zusammengefaßt:<br />

a) die Reproduzierbarkeit: Gesprächsspezifische Formeln sind als Ganze gespeichert<br />

und ohne wesentlichen Verbrauch von Planungsaktivität abrufbar.<br />

b) die Sprecherrollenabsicherung: Das Risiko, bei Formulierungsflauten die Sprecherrolle<br />

abgeben zu müssen, kann durch den Einsatz von Formeln im<br />

Vergleich zu Pausen, Abbrüchen und anderen Überbrückungsmitteln reduziert<br />

werden.<br />

c) die Erleichterung der Gleichzeitigkeit von Konzeption und sprachlicher Kodierung<br />

von Äußerungen: Gesprächsspezifische Formeln erlauben es, (weiter) zu<br />

sprechen und beim Formulieren entstehende Lücken aufzufüllen, also den<br />

Redefluß aufrechtzuerhalten; sie zeigen dem Hörer an, daß der Sprecher einen<br />

Beitrag machen bzw. fortsetzen will, ohne daß der sich bereits auf der Inhaltsebene<br />

betätigen muß.<br />

d) die Freisetzung von Planungsaktivität: Der Sprecher gewinnt Planungszeit und<br />

hat mehr kognitive Ressourcen zur Verfügung, um den folgenden Äußerungsteil<br />

zu planen und zu konstruieren.<br />

Für die Vermittlung der entsprechenden Ausdrucksmittel (und der mit ihnen<br />

verfolgten Strategien) spricht, daß sich die Sprachlerner damit ein Segment einer<br />

umfassenden Gesprächsphraseologie aneignen, von der sie im Hinblick auf die<br />

Erreichung der Lernziele "Dialogfähigkeit" und "flüssiges Sprechen" enorm<br />

profitieren. 27 Die Beherrschung von Strategien zur Bewältigung von Formulierungsflauten<br />

rechne ich zu den gesprächsorganisatorischen Fähigkeiten (Eröffnung und<br />

Beendigung von Gesprächen; Regelung des Sprecherwechsels; Einführung, Bearbeitung<br />

und Wechsel von Themen; Verständnis- und Aufmerksamkeitssicherung<br />

u. a.), die ihrerseits einen Teil der "interaktionalen Kompetenz" (vgl. Oksaar 1983:<br />

13) ausmachen. 28 Untermauert wird ihre Relevanz durch die Befunde von Kutsch<br />

27 Auf den ersten Blick im Widerspruch dazu zu stehen scheint die Bewertung von Lüger (1992:<br />

160), der bezweifelt, daß das eigene Sprachvermögen durch den Einsatz satzwertiger<br />

Stereotype verbessert wird: "Vorgeprägte Satzmuster finden in der Alltagskommunikation nur<br />

relativ selten Verwendung und dann meist an exponierten Stellen oder in abgewandelter Form".<br />

Lüger hat dabei allerdings Typen im Auge wie Gemeinplätze, Sprichwörter, Maximen, Geflügelte<br />

Worte, Sprüche und Slogans. Insofern ist ihm zuzustimmen, daß für diesen Bereich von<br />

Ausdrucksroutinen "die Ausbildung einer rezeptiven Kompetenz" (ebd., 161; Hervorhebung dort)<br />

ausreicht - in Verbindung mit einer Analyse ihrer Funktionen (Textorganisation, Argumentationsunterstützung,<br />

Aufmerksamkeitssteigerung usw.) in typischen Vorkommensbereichen (Literatur,<br />

Pressesprache, Werbesprache u. a.).<br />

28 Man kann hier auch von diskursiver Routine reden, die den mündlichen Textproduktionsprozeß<br />

in der Fremdsprache dadurch erheblich erleichtert, daß die fertigen Redeteile kognitive<br />

Ruhepunkte oder, so der metaphorische Begriff, wie er u. a. von Wildner-Bassett (1986b)

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