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impressum - KOPS - Universität Konstanz

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Denen, die hier die berühmten Worte Cäsars nicht kennen sollten, hilft das Bild: der<br />

Kopf eines Mannes mit Lorbeerkranz. - Neben den Werken Shakespeares sind auch<br />

Zitate Goethes eine unerschöpfliche Quelle für die Werbesprache. Es erscheint<br />

sinnvoll, im folgenden einen größeren Textzusammenhang wiederzugeben, da das<br />

Zitat hier als textstrukturierendes Mittel 17 dient:<br />

Der Umweltgipfel in Berlin: Außer Spesen sei nichts gewesen, 18 meint die Presse.<br />

Kein Durchbruch im Treibhaus-Klima. Ganz anders in Frankfurt, am 28. 3. 95 - auf<br />

der internationalen Messe für Sanitär und Heizung. [...] Mag ja sein, daß auf den<br />

Gipfeln Ruh' ist. Im Heizungskeller findet jedenfalls eine technische Revolution statt.<br />

(Viessmann RotriX-Ölbrenner)<br />

Im Werbetext finden wir eine Anspielung auf eine Zeile aus Goethes Gedicht<br />

„Wanderers Nachtlied”: Über allen Gipfeln ist Ruh’. Auch die Schreibweise von Ruh’<br />

(mit Apostroph) im Werbetext zeigt, daß es sich tatsächlich um eine Anspielung<br />

handelt.<br />

5. Schlußbemerkungen<br />

Zum Schluß sei noch einmal wiederholt, daß Sprichwörter „keine<br />

Universalwahrheiten, sondern nur fragwürdige Verallgemeinerungen und<br />

Beobachtungen” darstellen (Mieder 1985a: VII). Außerdem sind Sprichwörter keine<br />

starren vorgeprägten Sprachformeln - sie können spielerisch abgewandelt werden,<br />

damit sie der jeweiligen Werbeaussage und den speziellen Wirkungszielen gerecht<br />

werden. Aufgrund ihrer Modifizierbarkeit sind solche Wortverbindungen geradezu<br />

dafür prädestiniert, neben geflügelten Worten und Zitaten zu beliebten<br />

Sprachmitteln der Werbung zu werden.<br />

Wie einleitend betont, stellen Sprichwörter eigene Mikrotexte dar; sie werden beim<br />

Gebrauch gewissermaßen zitiert und sind hierin den geflügelten Worten<br />

vergleichbar (vgl. Häusermann 1977: 41, 113ff.). Einige Sprichwörter sind auch<br />

literarischer Herkunft, d.h. sie sind ursprünglich Zitate oder eben geflügelte Worte.<br />

Bei ihrer Verwendung haben die genannten Sprachformeln eines gemeinsam: Durch<br />

ihren bekannten Wortlaut können sie mitunter positive Gefühle auslösen und damit<br />

möglicherweise ebenfalls eine positive Einstellung zum jeweiligen Produkt<br />

bewirken. 19 Ihre Wirkung basiert also einerseits darauf, daß sie aufgrund ihrer<br />

allgemeinen Bekanntheit einen hohen Erinnerungswert haben; andererseits sind<br />

solche vorgeformten „Fertigteile”, obwohl keine lexikalischen Einheiten, leicht in<br />

17 Zu diesem Verfahren als „Grenz- und Extremfall der Modifikation” s. Burger u.a. 1982: 90f.;<br />

Földes 1991: 110; Hessky 1989: 291f.<br />

18 Vgl. Duden 1992: 672: außer Spesen nichts gewesen (ugs.) = ‘der ganze Aufwand hat sich nicht<br />

gelohnt, das gewünschte Ergebnis wurde nicht erreicht'.<br />

19 Vgl. Röhrich 1959: 67: “Sprichwort und Redensart sind allgemein bekannt und allgemeingültig<br />

und darum eben sehr geeignet, ein noch unbekanntes [und auch bekanntes] Fabrikat mit dem<br />

Schein der Gebräuchlichkeit zu umgeben.”<br />

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