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impressum - KOPS - Universität Konstanz

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1. Vorbemerkungen<br />

34<br />

BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 33-77<br />

1.1. Untersuchungsgegenstand: Formulierungsflauten und Strategien zu<br />

ihrer Überwindung<br />

"Formulieren ist 'schwer'!" (Antos 1982: 14) - in geschriebener wie in gesprochener<br />

Sprache. Da beim Sprechen bekanntlich eine Reihe von Aufgaben gleichzeitig zu<br />

erledigen sind und außerdem anzunehmen ist, "that we often start speaking before<br />

we have the slightest idea as to what it is we want to say" (Edmondson 1989: 289), 1<br />

kann vermutet werden, daß sprachliche Mittel und Strategien von großem Nutzen<br />

sind, die den Sprachproduktionsprozeß erleichtern. Beim Sprechen in einer Zweitoder<br />

in einer Fremdsprache dürfte man, wenn Wortschatz und Regelapparat noch<br />

Lücken aufweisen, noch stärker auf Entlastung angewiesen sein. Jeder (auch jeder<br />

Muttersprachler) weiß aus eigener Erfahrung, daß die Produktion spontan gesprochener<br />

Sprache störungsanfällig ist. Mir kommt es dabei nur auf den Fall an, der den<br />

Formulierungsprozeß betrifft, also die sprachlichen Kodierungsvorgänge für das,<br />

was als "semantischer Input" von Äußerungen bezeichnet wird (vgl. Schwarz 1992:<br />

176): Die sprachliche Kodierung des konzeptuell vorhandenen Äußerungsinhaltes<br />

umfaßt drei Komponenten, und zwar die grammatische Kodierung (den Aufbau einer<br />

syntaktischen Struktur), die lexikalische Kodierung und die prosodische Kodierung.<br />

Insbesondere die lexikalische Kodierung, die Auswahl und Aktivierung der<br />

lexikalischen Einheiten, verläuft nicht immer problemlos und kann Störungen des<br />

sprachlichen Outputs verursachen wie beispielsweise erschwerte oder scheiternde<br />

Wortfindung: "Es ist allen Sprechern eine vertraute Erscheinung, daß sie zwar ein<br />

Wort konzeptuell aktiviert haben, seine phonologische Form aber dennoch nicht<br />

finden können" (Rickheit/Strohner 1993: 184). Ich verwende für solche Fälle,<br />

ausgehend vom Ergebnis für die Äußerungsproduktion, den Begriff Formulierungsflaute,<br />

da es sich meist um kurze, vorübergehende Phasen handelt, in denen die<br />

Äußerungsproduktion nicht flüssig verläuft und der Sprecher auf Überbrückungsmittel<br />

zurückgreifen muß, weil - bildlich gesprochen - die Verpackung von Inhalten in<br />

sprachliche Formen nicht auf Anhieb gelingt.<br />

Ausgangspunkt für meine Überlegungen sind nun nicht die (mentalen) Ursachen,<br />

sondern die Konsequenzen, die sich für die Äußerungsproduktion ergeben: Unterbrechungen<br />

des Redeflusses, oder genauer: der propositionalen Äußerungsteile, die<br />

sich niederschlagen als formulierungskritische Stellen, an denen der Formulierungsprozeß<br />

stagniert und der Sprecher zum Einsatz von Strategien gezwungen ist, mit<br />

denen sich die Formulierungsflaute überwinden läßt - vorausgesetzt, der Sprecher<br />

hält an seiner intendierten Äußerung fest. 2 Stedje (1982) und Kasper (1986) haben<br />

1 Kognitionswissenschaftlich ausgedrückt: Äußerungen werden inkrementell produziert (vgl. dazu<br />

Levelt 1989), d. h. auf verschiedenen Stufen (Konzeption, Formulierung, Artikulation) parallel<br />

verarbeitet.<br />

2 Für den Fall, daß der Sprecher seine Äußerungsabsicht aufgibt und die intendierte Äußerung<br />

fallenläßt, kann von einer "Vermeidungsstrategie" (Stedje 1982: 160) gesprochen werden.

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