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impressum - KOPS - Universität Konstanz

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BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 126-129<br />

nicht-sprichwörtlichen Äußerungen ist der Ausgangspunkt bei dieser Untersuchung.<br />

Ähnlichkeiten und Unterschiede der Sprichwörter im Vergleich zu konstativen und<br />

performativen Sprechakten schildert Cram anhand von anschaulichen<br />

Beispielsätzen. Die logischen Regeln, die bei Sprichwörtern gültig sind, sind nicht<br />

die der Satzsemantik, sondern nach Cram die der lexikalischen Semantik.<br />

Kontradiktorische Sprichwörter können ohne Konflikte innerhalb desselben Systems<br />

existieren. Das Sprichwort hat den Status eines quasi-tautologischen Axioms, das<br />

nicht zu widerlegen ist. Michael D. Lieber setzt sich mit der Ambiguität auseinander<br />

("Analogic Ambiguity: A Paradox of Proverb Usage"). Er behauptet, Sprichwörter<br />

desambiguierten komplexe Situationen. Als Mittel der Desambiguierung sind sie<br />

selbst mehrdeutig, so hat der Sprichwortgebrauch die Struktur der Analogie. Der<br />

Sprichworttext enthält analoge Paare, wobei gleiche Beziehungen zwischen diesen<br />

analogen Paaren gleiche Kontextkategorien bedeuten. Das Sprichwort hat<br />

dementsprechend mehrere Bedeutungskategorien, und diese analoge Ambiguität<br />

rekontextualisiere die Bedeutung des Sprichworts. In seinem Beitrag "Do Proverbs<br />

Contradict?" untersucht Kwesi Yankah die Existenz von Widersprüchen zwischen<br />

Sprichwörtern. Die Unterscheidung zwischen einem isolierten und einem<br />

kontextualisierten Sprichwort ist grundlegend. Verschiedene Situationen<br />

ermöglichen mehrere Bedeutungen bei der Verwendung. Yankah behandelt die<br />

mögliche Kontradiktion, indem er sich mit einigen in früheren Arbeiten erwähnten<br />

gegensätzlichen Sprichwortpaaren kritisch auseinandersetzt. Er lehnt die Existenz<br />

von kontradiktorischen Sprichwörtern schließlich ab; dies sei nur eine<br />

wissenschaftliche Konstruktion. Die Beziehung zwischen Sprichwörtern und<br />

Sprechakttheorie ist das Thema der Arbeit von Neal R. Norrick ("Proverbial<br />

Perlocutions: How to Do Things with Proverbs"). Sprichwörter sind im Searlschen<br />

Sinne indirekte Sprechakte, so daß sie ihre literale Bedeutung im Text idiomatisch<br />

erweitern. Als Implikaturen verletzen sie die Konversationsmaximen von Grice.<br />

Zitiert man ein Sprichwort, so wird der Hörer veranlaßt, zusätzliche Bedeutungen<br />

oder Implikaturen zu suchen. Die Sprichwörter haben also perlokutionäre Effekte.<br />

Diese perlokutionären Sprechakte können sowohl beabsichtigt als auch<br />

unbeabsichtigt sein. Die besonderen sprichwörtlichen Perlokutionen sind immer<br />

beabsichtigt, die Wirkungen dabei unmittelbar oder langfristig. Norrick zeigt dies am<br />

Beispiel "You can't win 'em all". Dieser Phraseologismus hat beim Hörer – dem<br />

‘Verlierer’ also – eine unmittelbare, ermutigende Wirkung, so daß er nicht feindlich<br />

reagiert. Längerfristig gesehen kann dieser Phraseologismus beim Hörer bewirken,<br />

daß er seine Einstellung zum Sieg generell ändert.<br />

Tim B. Rogers faßt psychologische Aspekte der Sprichwörter zusammen<br />

("Psychological Approaches to Proverbs: A Treatise on the Import of Context"). Im<br />

Gegensatz zu den Folkloristen untersuchen die Psychologen die Sprichwörter ohne<br />

Kontext. Psychiater entwickeln Sprichworttests zur Feststellung von<br />

Geistesstörungen wie Schizophrenie, und Sozialpsychologen benutzen die<br />

Sprichwörter bei Alkohol- oder Rauschgiftsüchtigen. Alan Dundes ("Slurs<br />

International: Folk Comparisons of Ethnicity and National Charakter") stellt die<br />

Sprichwörter als Ausdrucksformen der Stereotype, des Ethnozentrismus und der<br />

Vorurteile dar. Internationale "slurs" können Wörter, Phraseme, Sprichwörter, Rätsel<br />

oder auch Witze sein. Geschichtliche und soziale Aspekte der Sprichwörter<br />

bestimmen die folgenden Beiträge. James Obelkevich ("Proverbs and Social<br />

History") untersucht Sprichwörter in ihrem sozialen und historischen Kontext. Er<br />

betont den Sprichwortgebrauch in der Literatur. Die Kunsthistorikerin Margaret A.<br />

Sullivan analysiert in ihrem Beitrag ("Bruegel's Proverb Painting: Renaissance Art for<br />

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