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BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 33-77<br />
(1988), der den Blick auf die Frage lenkt, inwieweit Techniken zum Ausgleich<br />
lexikalischer Lücken und interaktive Klärungssequenzen Möglichkeiten für den<br />
L2-Erwerb bieten. Als Verfahrensweisen für den Ausgleich lexikalischer Defizite in<br />
der Zweitsprache unterscheidet Kutsch (1988: 86) zwischen dem "Paraphrasenschema"<br />
(der L2-Lerner paraphrasiert die Bedeutung eines fehlenden Lexems, das<br />
vom zielsprachlich kompetenten Interaktionspartner geliefert wird) und dem "Lexemschema"<br />
(der L2-Lerner verwendet ein falsches Lexem, was mit einer "sprachreflexiven<br />
Formel" explizit gekennzeichnet wird). Bemerkenswert und an Beispielanalysen<br />
belegt (vgl. ebd., 93ff.) ist, daß sich beide Verfahrensweisen als "interaktive<br />
Erwerbsschemata" für Bedeutungen oder Lexeme nutzen lassen (vgl. ebd.,<br />
131ff.), d. h. der Bedeutungserwerb vollzieht sich "in interaktiv reflexiven Dialogsequenzen"<br />
(ebd., 130) und "interaktiv kontrolliert durch einen Muttersprachler" (ebd.,<br />
138). Daß der Erwerb von Bedeutungen und Lexemen in der Zweitsprache zum Teil<br />
als schemaorientierter interaktioneller Lernprozeß abläuft, kann auch als interaktionelle<br />
Lernstrategie für den Fremdsprachenunterricht verstanden werden, mit der<br />
sich auf der Kenntnis der Überbrückungstechniken und der entsprechenden<br />
gesprächsspezifischen Formeln aufbauen läßt. Über die Verwendung authentischer<br />
Texte (aus dem ungesteuerten L2-Erwerb) könnten beim Lerner ein Gefühl und ein<br />
Gespür für die Verwendbarkeit und Angemessenheit gesprächsspezifischer Formeln<br />
geweckt und könnte ihr Gebrauch nach dem Vorbild natürlicher L2-Interaktionen als<br />
kommunikative Technik eingeübt werden, damit sie in "echten" Interaktionen in der<br />
Fremdsprache (außerhalb des Unterrichts) ausprobiert werden können - beides mit<br />
dem Ziel, über wiederholte Anwendung eine Routinisierung zu erreichen und das<br />
Funktionspotential, das in den meisten gesprächsspezifischen Formeln steckt, aktiv<br />
nutzbar zu machen. Vor diesem Hintergrund ist dieser Beitrag als Plädoyer zu verstehen<br />
sowohl für die Aneignung und den Einsatz formelhafter Sprache als Sprachlernstrategie<br />
im Fremdsprachenerwerb als auch - und hier schließe ich mich List<br />
(1982b) an - für die Verwertung von authentischen Daten aus dem natürlichen<br />
Zweitspracherwerb für die Fremdsprachenvermittlung.<br />
Literaturverzeichnis<br />
Antos, G. (1982): Grundlagen einer Theorie des Formulierens. Textherstellung in geschriebener und<br />
gesprochener Sprache. Tübingen.<br />
Bohn, O.-S. (1986): Formulas, frame structures, and stereotypes in early syntactic development:<br />
some new evidence from L2 acquisition. In: Linguistics 24, 185-202.<br />
Braun, E. / Mangold, M. (1984): Saarbrücker Wörterbuch. Saarbrücken.<br />
Buhofer, A. (1980): Der Spracherwerb von phraseologischen Wortverbindungen. Eine psycholinguistische<br />
Untersuchung an schweizerdeutschem Material. Frauenfeld.<br />
verwendet wird, "Sicherheitsinseln" bedeuten: "eine Sicherheitszone im Redefluß, an der der<br />
Sprecher sich festhalten kann, während er sich mit der kreativen/kognitiven Verarbeitung der<br />
Äußerung beschäftigt" (ebd., 183).<br />
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