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impressum - KOPS - Universität Konstanz

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BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 33-77<br />

explizierenden Formel enthaltene Aufforderung an den Hörer, Hilfe zu leisten. Die<br />

Pause unterstreicht, daß Hasan eine (kooperative) Höreraktivität erwartet. (Daß die<br />

Bitte um Kooperation erfüllt wird - wenn auch nicht so, wie vermutlich von Hasan<br />

erhofft -, wird unten unter dem Stichwort "Kooperationsstrategie" diskutiert.)<br />

Festzuhalten bleibt hier, daß sich die Explikation von Formulierungsproblemen in<br />

der Regel mit anderen Strategien verbindet und insofern eine neue Stufe in der<br />

Bewältigung von Flauten bedeutet, als der Hörer potentiell mit einbezogen wird.<br />

c) Ein Sonderfall der Explikation von Formulierungsproblemen liegt vor, wenn das<br />

fehlende Element formal in Form einer Frage thematisiert wird:<br />

Beispiel 24: Kindersprache 145 (Maria 5/83b) (vgl. Beispiel 9)<br />

019 h un was hann ihr noch gemacht?<br />

habt<br />

020 m ei mir sinn ins eh + tiergehege gang<br />

wir sind gegangen<br />

021 h hm ++<br />

best.<br />

022 m sinn ma noch hingang? ++ off de ++ wie heischts noch? wie +<br />

wir auf den<br />

023 wie heischt da noch das ding? + berg wie heischt der berg noch?<br />

Maria (m) berichtet über Ausflugsziele und Unternehmungen während eines Aufenthaltes<br />

in einem Schullandheim. Die Frage<br />

"sinn ma noch hingang? ++"<br />

dient dazu, sich Planungszeit zu verschaffen. Außerdem gibt sie die inhaltliche<br />

Richtung vor für den weiteren Sprecherbeitrag. Da die Frage nicht auf eine<br />

Information abzielt, über die der Hörer verfügt, sondern nur an den Sprecher selbst<br />

gerichtet sein kann, ist sie gleichsam als Erscheinungsform des "Lauten Denkens"<br />

zu verstehen: Maria erlaubt ihren Hörern, kurzfristig Einblick zu nehmen in das, was<br />

sie mental gerade beschäftigt und was Gegenstand der nächsten Äußerung sein<br />

soll. Daß Maria mehr Zeit benötigt, um ihre Schilderung fortzuführen, wird an dieser<br />

Stelle bereits offensichtlich und schlägt sich in einer Folge weiterer Verzögerungsund<br />

Explikationsmittel nieder. Vor allem die lexikalischen Signale zeigen, wie sich<br />

Maria gedanklich dem Äußerungsgegenstand annähert: Die Gegenüberstellung der<br />

dreimal hintereinander eingesetzten gesprächsspezifischen Formel zur Explikation<br />

der kritischen Stelle läßt erkennen, wie das in der Frage thematisierte offene<br />

Inhaltselement schrittweise konkretisiert wird:<br />

- "wie heischts noch?"<br />

- "wie heischt da noch das ding? + berg"<br />

- "wie heischt der berg noch?"<br />

Die Formel wird von Maria zur Phraseoschablone umfunktioniert, indem sie an die<br />

Stelle des unspezifizierten "(wie heißt) das (noch?)" zunächst ein semantisch leeres<br />

Platzhalterelement und schließlich das sprachliche Zeichen setzt, das die Kategorienzugehörigkeit<br />

vermittelt. Damit ebnet Maria Schritt für Schritt den Weg für den<br />

Hörer, sich an der Klärung zu beteiligen.<br />

Ganz ähnlich verfährt Maria in einem anderen Zusammenhang:<br />

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