impressum - KOPS - Universität Konstanz
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2. Phraseologismen, die auf übereinstimmenden Beobachtungen und Erfahrungen<br />
beruhen, z.B. Volkstraditionen, Naturerscheinungen Alltagserfahrungen,<br />
Erfahrungen mit den Mitmenschen, (z.B. vor jmdm. auf dem Bauch kriechen)<br />
3. als dritte Ursache nennt Földes die Entlehnungen bzw. die Kalkierung.<br />
Die Schlußfolgerung, die der Autor aus dem Sprachenvergleich Deutsch - Ungarisch<br />
zieht, ist, daß der Vergleich einer monozentristische Sprache (Ungarisch) mit einer<br />
plurizentristischen Sprache (Deutsch) nur dann zufriedenstellend ausfallen kann,<br />
wenn man die Varietäten der plurizentrischen Sprache mit berücksichtigt. Die<br />
Konsequenz, die Földes daraus ableitet, ist die Idee eines Mehrebenenmodells.<br />
Gemeint ist damit ein Modell, daß bei einem interlingualen Vergleich, ebenso die<br />
intralinguale Perspektive mit berücksichtigt. Der praktischen Umsetzung hätte<br />
Földes in dieser Arbeit gleich gerecht werden können, indem er einen einheitlichen<br />
Korpus von Phraseologismen verwendet hätte, die dann auf allen zu<br />
untersuchenden Ebenen hätten verglichen werden können. Seine Phraseologismen,<br />
die er in den einzelnen Buchkapiteln beispielhaft heranzieht, sind jedoch immer<br />
andere. So allerdings kann meines Erachtens kein Mehrebenenmodell funktionieren.<br />
In Kapitel 8 „Fallstudie zum interlingualen phraseologischen Vergleich: am Material<br />
der onymischen Phraseologismen“ untersucht Földes die Eigennamen in deutschen<br />
und ungarischen Phraseologismen. zwei Hauptgruppen lassen sich dabei<br />
unterscheiden:<br />
1. Phraseologische Wendungen, in denen das onymische Element auf ein<br />
bestimmtes (reales oder fiktives) Denotat zurückzuführen ist (z.B. eine wahre<br />
Sisyphusarbeit)<br />
2. Phraseologismen, die etymologisch von keinem konkreten Denotat herrühren<br />
(z.B. grüne Minna).<br />
Hinsichtlich der Herkunft unterscheidet Földes verschiedene Gruppen, wie z.B.<br />
biblische Eigennamen, geschichtliche Ereignisse, exponierte Persönlichkeiten, etc.<br />
Die wichtigste Gruppe der onymischen phraseologischen Bestandteile stellen<br />
sowohl im Ungarischen als auch im Deutschen die Vornamen dar, insbesondere die<br />
männlichen. Im Deutschen beispielsweise erscheint der Vorname Hans in sehr<br />
vielen phraseologischen Wendungen (Hans im Glück, Hans Dampf in allen Gassen,<br />
etc.), dagegen fehlen neuere Vornamen fast gänzlich im phraseologischen<br />
Sprachschatz des Deutschen und Ungarischen. Ein Kennzeichen der onymischen<br />
Phraseologismen ist, daß sie in beiden Sprachen sehr gern spielerisch abgewandelt<br />
und variiert werden. Lexikalische Substitution (z.B. Leben wie Gott in England) und<br />
Hinzufügung eines oder mehrerer Adjektive (z.B. ostdeutschter Michel) sind nach<br />
Földes die häufigsten Varianten.<br />
Für den Leser bietet dieses Buch einen guten Überblick über das Problem der<br />
kontrastiven Phraseologie. Besonders diejenigen, die sich speziell mit ungarischen<br />
und österreichischen satzgliedwertigen Phraseologismen beschäftigen möchten,<br />
werden sich über die große Zahl der aufgeführten Beispiele freuen. Földes legt in<br />
seiner Arbeit, wie er selbst einräumt, eine „Vielfalt an Untersuchungsebenen, -zielen<br />
und -richtungen“ dar (S.192). Durch diese Vielfalt allerdings, könnte der Leser den<br />
sprichwörtlichen roten Faden aus den Augen verlieren.<br />
Jochen Staudacher<br />
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