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BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 111-117<br />
ohnehin durch den Fortschritt der Informationstechnologien vorangetrieben. Alle<br />
Daten sind im Internet zu jeder Zeit an jedem Ort abrufbar. Dazu paßt die weltweit<br />
verbreitete Einheitssprache. Es ist Ignaz Bender insofern auch zuzustimmen, als<br />
das Englische als Verkehrssprache die unterschiedlichsten Menschen zwecks der<br />
friedlichen Aushandlung von Abkommen in Handel, Wirtschaft oder Politik an einen<br />
Tisch bringen kann. Doch ob eine Verkehrssprache zum tieferen Verständnis<br />
zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft jenseits der Ebene von internationalen<br />
Handelsabkommen beiträgt, muß nach einschlägigen Erfahrungen allein in<br />
Europa bezweifelt werden. Erst recht muß bezweifelt werden, ob sich unter dem<br />
Aspekt der "Wirtschaft mit der Sprache" (F. Coulmas) überhaupt ein Anglophoner<br />
allein aus Gründen der ausgleichenden Gerechtigkeit bereit erklären sollte,<br />
ebenfalls eine Fremdsprache zu erlernen, es sei denn, sie dient seinem beruflichen<br />
Fortkommen. Er wird vielmehr versuchen, diesen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber<br />
den Mitbewerbern zu stabilisieren oder gar weiter auszubauen.<br />
So geschehen im Mai 1989, als Margaret Thatcher als einzige Teilnehmerin gegen<br />
eine britische Finanzbeteiligung für das europäische Bildungsprogramm LINGUA<br />
stimmte, das zwecks Förderung der europäischen Sprachen von der Europäischen<br />
Union ins Leben gerufen worden ist. Wie gering die Neigung der Briten ist, ihrem<br />
Nachwuchs Fremdsprachen zu vermitteln, läßt sich auch daran ablesen, daß sich<br />
Großbritannien Ende der achtziger Jahre aus dem europäischen Programm des<br />
Fremdsprachenfrühbeginns ausgeklinkt hat, und daran, daß im englischen<br />
Abiturfächerkatalog eine Fremdsprache nicht zwingend vorgeschrieben ist (nach:<br />
"Education Re-formed", 3rd ed., London,1992).<br />
3. Sprachenpolitische Konsequenzen der Globalisierung<br />
Dennoch lohnt es sich, den Motiven nachzugehen, die Ignaz Bender zu seinem<br />
Konzept des Sprachenpaktes gebracht haben. Denn Bender nimmt ja eine unverhohlen<br />
imperialistische Haltung zwecks Rechtfertigung für die weitere Verbreitung<br />
des Englischen insbesondere im asiatischen Raum ein:<br />
„Die bevölkerungsmäßige Überlegenheit Asiens im Rahmen einer künftigen<br />
weltweiten Ordnung könnten wir in anderen Dingen - z.B. durch Englisch als lingua<br />
franca - konterkarikieren. Zum Beispiel durch das ökonomische Übergewicht der<br />
entwickelten Länder, z.B. durch die auf absehbare Zeit westlich beherrschte Medienmacht,<br />
z.B. durch die Stabilität westlicher Währungen.“ (S.107)<br />
Diesen Sprachimperialismus lastet der Sprachsoziologe Joshua Fishman, der in<br />
früheren Publikationen das Englische noch als "neutrales, ethnisch und ideologisch<br />
unbelastetes Werkzeug der nicht-anglophonen Welt " bezeichnet hatte, nun dem<br />
Englischen als lingua franca gerade an:<br />
„The relative unrelatedness of English to ideological issues in much of the Third<br />
World today must not be viewed as a phenomenon that requires no further<br />
qualification. Westernization, modernization, the spread of international youth<br />
culture, popular technology and consumerism are all ideologically encumbered and<br />
have ideological as well as behavioral and econo-technical consequences.“ 3<br />
Wenn Englisch in der Vergangenheit als Sprache der wirtschaftlichen Entwicklung,<br />
der Modernität und des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts galt, so<br />
häufen sich heute die Stimmen, die einen Zusammenhang herstellen zwischen der<br />
3 Zitiert nach: Phillipson, R. (1992): Linguistic Imperialism. Oxford, 10.<br />
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