impressum - KOPS - Universität Konstanz
impressum - KOPS - Universität Konstanz
impressum - KOPS - Universität Konstanz
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
2. Was ist eine Rezension?<br />
Eine umfassende, präzise und brauchbare Bestimmung einer Textsorte muß die<br />
Fülle kommunikationsrelevanter Aspekte berücksichtigen und möglichst breit<br />
empirisch fundiert sein. Dem genügt die Literatur für die Bestimmung der Rezension<br />
bisher nicht. Auch meine Untersuchung von 289 Filmrezensionen 2 , die dem kleinen<br />
Handbuch „Filme rezensieren in Presse, Radio und Fernsehen“ (Stegert 1993)<br />
zugrunde liegt, konnte nur einen ersten Versuch darstellen. Einen Schritt weiter führt<br />
die Auswertung von Rezensionen, die ich im Rahmen einer umfassenden Analyse<br />
des Kulturjournalismus der deutschen Presse vorgenommen habe 3 . Die Ergebnisse<br />
sind Basis für die nachfolgenden Ausführungen. Die wiederum sind durch künftige<br />
empirische Analysen zu sichern oder zu modifizieren sowie nach Pressetypen und<br />
historisch zu spezifizieren.<br />
Was nachfolgend als Definition präsentiert wird, ist Ergebnis eines Vorgehens in<br />
drei Schritten: Zunächst wurde der redaktionelle Sprachgebrauch in Hinweisen,<br />
Überschriften, Rubriktiteln etc. angeschaut. Was dort als „Rezension“ oder „Kritik“<br />
bezeichnet wird, wurde dann - mit handlungstheoretischem Instrumentarium - auf<br />
Regelmäßigkeiten und Regeln hin analysiert 4 . Was diesen wiederum entspricht,<br />
zählt drittens auch ohne explizite Kennzeichnung als Rezension. Auf diese Weise<br />
fanden sich unter 3187 erfaßten Beiträgen 789 Rezensionen. Bei der Analyse fielen<br />
drei Phänomene auf, die den Status von Regeln haben und konstitutiv für eine<br />
Rezension sind. Sie definieren die Textsorte und werden in drei Unterabschnitten<br />
vorgestellt. Von ihnen zu unterscheiden waren fakultative Phänomene, die<br />
unregelmäßig zu beobachten sind, und typische oder charakteristische, die<br />
regelmäßig, aber nicht regelhaft vorkommen, deren Fehlen also nicht die Zuordnung<br />
zur Textsorte Rezension infragestellt.<br />
2.1. Kann man auf der Straße rezensieren? - Situative Voraussetzungen<br />
2 Das Analysekorpus bestand aus den 289 Filmrezensionen in zwei<br />
überregionalen Tageszeitungen, einer Stadtillustrierten und einer<br />
Filmfachzeitschrift im ersten Halbjahr 1987.<br />
3 Stegert (in Vorb.). Ausgewählt wurden je sechs Ausgaben von 19 Printmedien<br />
im November 1993: fünf überregionale und sechs regionale Tageszeitungen<br />
sowie jeweils zwei Boulevardzeitungen, Wochenzeitungen,<br />
Nachrichtenmagazine und Illustrierte.<br />
4 Dieser Hinweis macht deutlich, daß das empirisch-induktive Vorgehen sich<br />
nicht in der Bestandsaufnahme oft divergierender Bezeichnungen erschöpft<br />
und erst recht keine positivistische Selbstaufgabe des Analytikers bedeutet.<br />
93