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BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 33-77
"un äni stunn mache se danne"
und endet in einem Anakoluth, weil das Lexem "Jazztanz" nicht parat ist. Was folgt,
ist eine Reihe von Entlastungsmitteln, mit denen die Sprecherin über die kritische
Stelle hinwegzukommen versucht - bestehend aus
- mehreren gefüllten und ungefüllten Pausen als Verzögerungsmitteln
- und einer semantischen Umschreibung.
Die Konstruktion
"dun se uff eh + so + musick danze"
enthält mit dem Proverb "tun" selbst wiederum ein Platzhalterelement, das anschließend
durch "danze" inhaltlich gefüllt wird; die Umschreibung erfüllt ihren
kommunikativen Zweck, denn sie versetzt Helga in die Lage, das Gemeinte zu verstehen
und das gesuchte Wort einzubringen. Die Umschreibung selbst, die als Auslöser
für eine Höreraktivität dient, beinhaltet eine weitere Auffälligkeit, die typisch ist
für Umschreibungen von nicht aktivierbaren Lexemen: Sie ist semantisch vage
gehalten, läßt unterschiedliche inhaltliche Füllungen zu. Die Vagheit wird angezeigt
durch den unmittelbar angeschlossenen Präzisierungsversuch "musick turne", der
nicht zu mehr Präzision beiträgt, und vor allem durch das in die Äußerung integrierte
Element "so" (vgl. dazu Abschnitt 3.3.2.).
Beispiel 8: Kindersprache 50f. (Aynur 10/83)
038 a ach is doch egal sagen se du kriegst auch geld von uns eh also
039 +3+ so die hälfte von dem wa was sie gewinnen kriegen sie auch
040 + un da legen sie ihn rinn und da lassen sie den gewinnen
041 + da wollen sie s so machen daß der rummenigge gut wär
042 i hm
best.
043 t ja:
044 s also meinst du die wollen ihn bestechen?
045 t ja
046 a ja bestechen
Die Umschreibungstechnik kommt, wie das Beispiel zeigt, auch zum Einsatz, wenn
der Ausdruck für einen Sachverhalt nicht bekannt ist. Die Umschreibung dient nicht
primär dazu, eine Lücke zu füllen (um Zeit zu gewinnen und um den Hörer, dem
annäherungsweise zu verstehen gegeben werden soll, was gemeint ist, zu einer
Formulierungshilfe zu veranlassen), sondern sie leistet eine vollständige Beschreibung
dessen, wofür der Sprecherin das adäquate Ausdrucksmittel fehlt. Daß die
Umschreibung gelungen ist und Aynur ihr kommunikatives Ziel erreicht, zeigen die
Hörerreaktionen: die frühen Hörersignale von Ikbal (i) und Talat (t) sowie die
unmittelbar folgende explizite Verständnissicherungssequenz zwischen Aynur und
Stefan (s) (ZB 044ff.).
Bleibt die Umschreibung zu unbestimmt, ist eine Lücke mitunter nicht aufzufüllen:
Beispiel 9: Kindersprache 145 (Maria 5/83b)
023 m (...) wie heischt der berg noch?
024 b wo wart denn ihr? +
025 m eh
026 h in obertal oder in weiskirchen?
027 m in weiskirchen + ich wä:ß nimme wie der berg heischt
028 h de schaumberg nä der is nit dort ne?