impressum - KOPS - Universität Konstanz
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BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG 31 (1997), 33-77<br />
zurück, der meist naht- und kommentarlos das Gesprächsthema und den<br />
unterbrochenen Sprecherbeitrag wiederaufgreift.<br />
Übertrifft das Verstoßen gegen die Maximen ein bestimmtes (sicherlich situationsund<br />
partnerabhängiges) Maß, ist der Sprecher darum bemüht und dem Hörer<br />
gegenüber "verpflichtet", den vorübergehenden Verstoß kenntlich zu machen. Dabei<br />
zeigt sich, daß der Sprecher mit gesprächsspezifischen Formeln besonders<br />
leistungsfähige Mittel zur Hand hat:<br />
- Die Unschärfeindikatoren können als implizite Ausdrucksformen interpretiert<br />
werden, die auf einen Verstoß gegen die Maximen "Sei klar" und "Vermeide<br />
Dunkelheit des Ausdrucks" hindeuten.<br />
- Die an den Interaktionspartner gerichteten formelhaften Kooperationsappelle<br />
geben zu verstehen, daß die Maxime "Sei kurz" vorübergehend nicht<br />
eingehalten werden kann.<br />
Der Sprecher verfolgt damit mehrere Ziele:<br />
- Zum einen erspart der formelhafte Ausdruck die Explikation, daß eine Maximenverletzung<br />
unvermeidlich ist: Der Sprecher räumt implizit einen Maximenverstoß<br />
ein (und bekennt sich damit zur prinzipiellen Gültigkeit und Befolgung von<br />
Maximen).<br />
- Zum anderen trägt die Markierung kritischer Textstellen - wenn auch nicht in<br />
allen Fällen erfolgreich - dazu bei, sich Selbstschutz zu verschaffen: Dadurch,<br />
daß der Sprecher Optimierbarkeit von Formulierungen zubilligt, soll der Hörer<br />
von Kritik abgehalten werden; mit anderen Worten: Der Sprecher wirbt in<br />
kritischen Momenten beim Hörer um Akzeptanz und gesteigerte Kooperationsbereitschaft.<br />
- Außerdem erhält der Hörer eine Art globaler Rezeptionsanweisung, nämlich die<br />
interaktive Aufforderung, eine Formulierung nicht auf die Goldwaage zu legen<br />
oder die Äußerungsproduktion des Sprechers nicht mit Ungeduld zu verfolgen,<br />
sondern ihn gegebenenfalls aktiv zu unterstützen.<br />
Das Hörerverhalten läßt erkennen, daß die Bemühungen des Sprechers in aller<br />
Regel erfolgreich sind; dafür sprechen die Hörersignale, die oft an oder unmittelbar<br />
nach kritischen Textstellen gesetzt werden, ebenso wie die Formulierungsangebote<br />
und Rückfragen, die die Hörer im Interesse gemeinsamer Verständnisbildung<br />
vorbringen.